Berlin. Leon Näsemann betreibt das Portal „Die-Masterarbeit.de“, die Unternehmen und Studenten zusammenbringt. Oft ergibt sich daraus mehr.

„Ich war mir immer schon sicher, dass ich mich selbstständig machen würde“, sagt Leon Nä­semann. Darum hat er Wirtschaft studiert: „Dann weiß man, wie es läuft“, findet er. Sein Bachelorstudium International Business hat er mithilfe eines Stipendiums im amerikanischen Memphis absolviert.

Dass es die dortige Hochschule wurde, lag nicht so ganz in seiner Hand. „Ich bin angesprochen worden, weil ich ganz gut Tennis gespielt habe“, sagt er. Ganz gut? „Ich war in Deutschland in den Top 20 der U18“, erklärt er ein bisschen zögerlich. Protzen ist nicht sein Ding, obwohl der 27-Jährige allen Grund hätte, stolz auf sich zu sein.

Vor Kurzem hat der gebürtige Ruhrpottler – er stammt aus Wuppertal – sein Masterstudium in International Business and Politics in Kopenhagen abgeschlossen. Parallel stellte Leon Nä­semann eine Gründung auf die Beine. „Am Anfang waren wir zu dritt“, erzählt er. Doch die beiden anderen haben sich inzwischen von größeren Firmen anstellen lassen.

Im ursprünglichen Team fehlte es an IT-Know-how

Eine Vernunftentscheidung: „Es war unsere erste Gründung“, sagt Näsemann. „Wir haben alle dasselbe studiert und waren uns einfach zu ähnlich.“ Neben so viel Wirtschafts-Know-how hätten sie eigentlich mehr IT-Wissen im Team gebraucht, resümiert er. „Auch wenn wir uns sehr in die Informatik reingefuchst haben.“ Heute wirken die beiden ehemaligen Mitstreiter im Hintergrund als Berater mit.

Die-Masterarbeit.de heißt das Portal, das Leon Näsemann betreibt. „Wir helfen Studenten, die ihre Abschlussarbeit bei einem Unternehmen schreiben wollen, Kontakte zu knüpfen“, erzählt er. Geboren wurde die Idee aus eigenem Bedarf: „Als ich meine Masterthesis über die Immobilienmärkte von Berlin und Kopenhagen schreiben wollte, war ich selbst vergeblich auf der Suche nach einem passenden Unternehmen.“ Vielen Kommilitonen sei es ähnlich gegangen.

Förderung durch das Exist-Programm

Eine Professorin der Uni Potsdam, bei der einer seiner Mitgründer damals – Anfang 2015 – studierte, sei sofort interessiert gewesen und habe das Projekt unterstützt. Unter anderem, indem sie die Idee bei Exist, einem staatlich geförderten Existenzgründungsprogramm, einreichte.

Das damals dreiköpfige Team wurde angenommen und konnte ab April 2015 ein Jahr lang ein Büro, Coachings, Steuerberatung und den eigenen Lebensunterhalt davon finanzieren. Das Programm sei großartig, sagt Leon Näsemann. „Exist sollte wirklich bekannter werden.“

Mit seinem Portal konzentriert sich der Gründer auf Ingenieure und Naturwissenschaftler. „Etwa 20 Prozent von ihnen schreiben ihre Abschlussarbeiten mit einem Unternehmen zusammen“, erklärt er. Aber auch für angehende Psychologen oder andere Fachbereiche ist mitunter etwas dabei.

Mehr als 300.000 Besucher hatte er schon auf seiner Webseite, 75.000 Studenten haben sich über das Portal beworben, von 3500 wisse er definitiv, dass sie über seine Seite zum Thema ihrer Masterthesis gefunden haben. Von ihnen wiederum seien 40 Prozent von den Unternehmen übernommen worden.

Hoher Bekanntheitsgrad in den Universitäten erreicht

Das Besondere an dem Portal sei, dass die Themen im Vordergrund stünden. Jobbörsen beispielsweise würden das anbietende Unternehmen in den Fokus stellen. Auf Die-Masterarbeit.de tauchen die Unternehmensnamen nur klein auf. „Innerhalb der Unis sind wir schon sehr bekannt. Inzwischen verlinken 65 Career Center an den Hochschulen auf uns. Und wenn man das Wort ,Masterarbeit‘ googelt, sind wir auf dem ersten Platz“, sagt Näsemann.

Anfangs hätten sie ausgeschriebene Themen „gecrawlt“, also selbst im Netz zusammengesucht, die Unternehmen um ihr Okay gebeten und die Angebote bei sich online gestellt. „Mit 500 Unternehmen haben wir begonnen“, erzählt Näsemann. „Um gleich das Henne-Ei-Problem zu lösen.“ Denn bei nur wenigen Angeboten von Unternehmen hätten sich keine Studenten auf der Seite eingefunden, und ohne Studenten hätten wiederum die Unternehmen keine Angebote eingestellt.

Seit dem Start sind viele Arbeitgeber von sich aus an ihn herangetreten, erzählt Leon Nä­semann. Aktuell seien in der Datenbank rund 800 Unternehmen eingetragen. „Und jede Woche kommen drei bis vier weitere hinzu.“ Sie wollen potenzielle Mitarbeiter möglichst früh kennenlernen und an sich binden. Kaltakquise brauche er dementsprechend nicht zu machen, sagt der 27-Jährige.

Irgendwie scheinen beide Seiten auf das Portal gewartet zu haben. Manchmal erstaunt es ihn selbst, dass einen offenbar so gefragten Vermittlungsdienst noch niemand vor ihm gegründet hat. Es gebe zwar die großen Praktikumsbörsen, aber deren Konzept unterscheide sich doch recht stark von Die-Masterarbeit.de.

Unternehmen zahlen für zusätzliche Services

Für Studenten war das Angebot von Anfang an kostenlos. Das werde es bleiben, kündigt Nä­semann an. Für das Einstellen ihrer Themen zahlen auch die Unternehmen nichts. „Aber es gibt Features, die etwas kosten“, erzählt der Gründer. Dabei geht es dann zum Beispiel darum, Unternehmensprofile zu veröffentlichen oder das Bewerbungsprozedere für den Anbieter zu übernehmen.

„Das trägt sich“, sagt Nä­semann. Er könne sich und Werkstudenten davon Gehälter zahlen und die Honorare des Freiberuflers, der sich um die IT kümmert. „Das Gute ist, dass es skaliert“, sagt der Gründer. „Es macht nicht mehr Arbeit, egal, ob wir 80 oder 800 Unternehmen auf der Seite haben.“ Dafür, dass das Portal interessant bleibt, sorgt Leon Näsemann auch mit einem Onlinemagazin, das über studien- und examensrelevante Themen informiert. „Auch Professoren veröffentlichen Beiträge bei uns“, erzählt er.

Ein Jahr lang habe er extrem viel für das Portal gearbeitet und nebenbei auch noch den Ableger Die-Bachelorarbeit.de aufgebaut. „Und dann habe ich ja auch noch parallel selbst meine Masterarbeit geschrieben“, erzählt Leon Näsemann. Inzwischen hätten sich seine Arbeitszeiten auf einem normalen Maß eingependelt. Aber auch in der heftigen Zeit habe er den Spaß daran nie verloren. „Ich habe seit der Gründung mehr als 1000 Mails bekommen, die sagen: Cool, dass es euch gibt. Das motiviert unheimlich.“

www.die-masterarbeit.de