Petra Seidel fängt mit Mitte 50 nochmal von vorn an. Sie bietet Törns mit Verkostungen an – und einen besonderen Lieferservice.

26 Jahre in einem Konzern, in verantwortungsvoller Position der Projektmanagerin, Sicherheit durch ein gutes, festes Gehalt. Dann gab es Umstrukturierungen, hinzu kam das Gefühl, dass die Arbeitswelt immer gnadenloser wird.

Nun hätte sich Petra Seidel sagen können, dass sie mit ihrem Job gut dasteht und man mit 55 Jahren nicht mal eben etwas Neues beginnt. Doch der Wunsch wurde immer größer, etwas zu machen, „das meine Seele berührt“. Sie wagte den Sprung, gründete am 1. Februar dieses Jahres Seidel Wine.

Gut zehn Jahre trug Petra Seidel den Wunsch in sich, neu zu beginnen. Sie überlegte, was es denn ist, das ihre Seele berührt. Die Pfälzerin liebt guten Wein – und entschloss sich, berufsbegleitend eine Ausbildung zur Sommelière zu machen. „Da merkte ich, das berührt mich.“

Sie verbindet ihre beiden Leidenschaften

Bald kam die Kauffrau auf ihre zweite Leidenschaft, das Segeln. Sie brachte beides zusammen, mit Segelreisen inklusive Besuchen auf Weingütern und Verkostungen an Bord. Seidel knüpft Kontakt zu den Winzern, besucht die Weingüter und wählt Weine aus für die Reisen, der Smutje kocht passende lokale Speisen.

Ziele der ersten Segeltörns sind Mallorca im Oktober, im kommenden Jahr auch Sizilien und die Amalfiküste. Seidel organisiert und führt die Reise durch, doch die Buchungen und das Chartern der Boote übernimmt ein Reiseveranstalter.

Nun müssen all die Weinflaschen für einen solchen Trip erst einmal auf den begrenzten Platz eines Schiffes passen. Das brachte Petra Seidel auf die nächste Idee: Statt Flaschen schwebte ihr ein Bag-in-Box-System vor. Dabei wird der Wein in einen Beutel abgefüllt, in dem er vor Sauerstoff geschützt ist und abgezapft werden kann.

„Diese Idee habe ich dem Winzer, bei dem ich ein Praktikum gemacht hatte, vorgestellt“, erzählt Seidel. Der Winzer produziert für sie Rot- und Weißweine, schickt ihn in einen Abfüllbetrieb, der die fertigen Boxen an Seidel liefert. Es ist ein spezielles System, das den Wein schützt und das Einschenken durch Abzapfen gleichzeitig leicht macht.

Lieferung guter Weine statt langem Suchen im Supermarkt in der Fremde

Diese Boxen sind praktisch für alle, die unterwegs sind und Lust auf einen guten Wein haben. Doch wo bekommt man den her, wenn man an einem fremden Ort ist? Im Supermarkt steht man ratlos vor dem Weinregal. Seidels Idee ist es, dass man durch ihren Service gute Weine zu einem moderaten Preis kaufen und liefern lassen kann und diese auch noch praktisch verpackt sind – ideal etwa für Segelboote oder Wohnmobile.

Die 55-Jährige will in den Segelgebieten am Mittelmeer, aber auch an den deutschen Küsten Charter- und Eignerschiffe an den Marinas mit Weinen der regionalen Winzer – beziehungsweise an der deutschen Küste aus deutschen Anbaugebieten – beliefern. Derzeit knüpft sie Kontakte, auch in Netzwerken von Seglern, Wein- und Whiskyconnaisseuren sowie Golfern.

Auch will sie immer mehr Winzer überzeugen, Weine für das Bag-in-Box-System zu produzieren. Mit einer Geschäftspartnerin betreibt sie zudem einen Weinkiosk an der Elbe, wo die Weine für einen Strandtag oder bei einem Stopp während einer Paddel- oder Segeltour gekauft werden können.

Alle Investitionen sind eigenfinanziert

Ein breites Angebot rund um Wein also, das Seidel lange entwickelt hat, parallel zu ihrem Job, den sie vor einem Jahr kündigte. Die Produktion und Abfüllung der Weine für Seidel Wine hat sie aus eigener Tasche finanziert.

„Das Risiko war nicht so hoch, ich habe die Firma sehr bedacht aufgebaut“, sagt sie. Vor allem aber: „Meine Seele freut sich, und ich bin sehr gut gelaunt, wenn ich morgens an meinen Schreibtisch gehe.“ Und so ist Petra Seidel der beste Beweis, dass man zu jeder Zeit neu anfangen kann.

www.seidel-wine.com