Berlin. Berufsberaterin Uta Glaubitz hilft Menschen beim Jobwechsel – wenn sie sich denn trauen. Ein Gespräch über berufliche Umorientierung.

Uta Glaubitz ist seit 20 Jahren Berufsberaterin. Zur ihr kommen Menschen, die mitten im Leben stehen und das Gefühl haben, „dass dies noch nicht alles gewesen sein kann“. Dagmar Trüpschuch sprach mit der Beraterin.

Frau Glaubitz, nehmen wir an, jemand ist unzufrieden in seinem Beruf – was sollte er tun?

Uta Glaubitz: Als erstes sollte man sich fragen, ob man das wirklich ernst meint, oder ob der Wunsch zum Berufswechsel nur eine Laune ist. Ob man wechseln soll oder nicht, muss jeder selber wissen. Aber: Am Ende verbringt man die meiste Zeit im Beruf, er prägt die Identität. Wenn es um mein Leben ginge, würde ich nicht bleiben. Aber die meisten entscheiden sich fürs Leiden.

Wie kann ich ein neues Berufsziel finden?

Wenn ich für mich geklärt habe, dass ich meinen Beruf nicht weiter ausüben möchte, dann muss ich mir Gedanken über Ziele machen. Dann mache ich nicht irgendein Praktikum oder irgendeine Weiterbildung, denn das führt zu gar nichts. Ich brauche als erstes ein neues Ziel. Und dann überlege ich, was zu tun ist, um dieses Ziel zu erreichen.

Woran orientiere ich mich dann? An dem, was der Markt fordert oder an eigenen Interessen?

Ich würde erst mal bei mir selber anfangen. Wenn ein neuer Berufswunsch nicht verankert ist in mir, dann ist es völlig egal, wie der Markt ist. Natürlich muss ich auch immer in Berufskategorien denken. Ich frage mich, was mache ich gerne, wofür stehe ich freiwillig früh auf, was bin ich für ein Mensch, was habe ich für Energien? Ich muss meine Vorlieben und Stärken kennenlernen und daraus einen Beruf entwickeln. Man spricht immer von Traumberuf, aber die Betonung liegt hier auf Beruf und nicht auf Traum. Beruf ist das, was den Lebensunterhalt erwirtschaftet.

Wie bereite ich mich auf einen Berufswechsel vor?

Das kommt drauf an, was ich erreichen will. Wenn ich Zahnarzt werden will, wird es mit einer Umschulung nicht funktionieren, dann muss ich studieren. Wenn ich Oldtimerrestaurator werden will, brauche ich eine Lehrstelle zum Kfz-Mechatroniker. Wenn ich Fotograf werden will, geht es unter Umständen auch mit Learning by Doing. Aber das funktioniert nicht für alle Berufe.

Was sollten Berufswechsler bei einer Bewerbung beachten, damit sie nicht als sprunghaft gelten?

Sie sollten nicht so eitel sein zu denken: „Alles, was ich gemacht habe, ist wahnsinnig wichtig und muss dringend mitgeteilt werden.“ Eine Bewerbung ist keine Selbstbespiegelung. Sie zeigt, warum man für den Job qualifiziert ist. Die Konzentration sollte nicht darauf liegen, wo man herkommt, sondern darauf, wo man hin will.

Was macht den Quereinstieg schwierig?

Sein Leben zu verändern ist schwierig. Der Mensch bevorzugt in der Regel den Status quo – egal, wie unbefriedigend er ist. Wechseln ist eine extrem anstrengende Angelegenheit, vor allen Dingen emotional. Sich beruflich zu verändern, stößt oft auf Widerstände im Freundeskreis, bei der Familie, beim Partner. Da geht man neben den Selbstzweifeln auch noch in Konflikt mit seinem Umfeld.

Und wodurch wird der Berufswechsel auf Dauer erfolgreich?

Dadurch, dass man einen Job macht, der besser passt als der alte. Die Leute, die losgehen, haben eine andere Motivation und Ausstrahlung als die, die in ihrem Job vor sich hinvegetieren. Wenn man aufbricht und seine Ideen umsetzt, entwickelt man viel Kraft und Ausstrahlung. Und dann ist man im Beruf aktiver als die, die dort gelandet sind, weil ihnen nichts Besseres eingefallen ist.