Serie „Eltern im Job“. Teil 2: Warum Sie schon während der Babyphase zusammen mit Ihrem Chef den Wiedereinstieg in die Firma planen sollten

Als Claudia Steffens, 32, mit ihrem Sohn das erste Mal ihre Kollegen im Marriott Hotel an der ABC-Straße besuchte, war der Kleine gerade zwei Monate alt. „Für mich stand von Anfang an fest, dass ich zurückkommen will“, sagt Steffens, die zuvor vier Jahre als Restaurantmanagerin im Unternehmen tätig war. Obwohl ihre früheren Arbeitszeiten kaum mit einer Familie kompatibel waren. Doch Steffens zeigte Willensstärke, stellte gemeinsam mit ihrem Mann einen Plan auf und setzte sich schon während der Elternzeit mit ihren Vorgesetzten an einen Tisch, um darüber zu beraten, wie sie dem Unternehmen nach der Geburt ihres Kindes wieder zur Verfügung stehen könnte.

Die allermeisten Eltern nutzen in der Zeit nach der Geburt ihres Kindes die Möglichkeit, eine Auszeit vom Job zu nehmen, um sich intensiv ihrem Sprössling zu widmen. Bis zu drei Jahre können Mutter und Vater zu Hause bleiben, bevor ihr Anspruch auf Wiedereinstieg gegenüber dem Arbeitgeber auf eine gleichwertige Stelle erlischt.

Doch die Auszeit birgt auch Gefahren: Das Fachwissen ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, der Kontakt zum Arbeitgeber schwindet, und der Wert als Arbeitskraft sinkt in der eigenen Wahrnehmung. „Je länger die Auszeit, desto schwieriger wird die Reintegration“, sagt Thomas Dorn. Er ist Leiter für Personalprojekte und -controlling bei der Techniker Krankenkasse (TK) und selbst Vater eines dreijährigen Sohnes.

Das offene Gespräch, wie Steffens es gesucht hat, befürwortet er, empfiehlt außerdem, frühzeitig auf die Personalverantwortlichen zuzugehen und gemeinsam zu überlegen, wie lange die Auszeit dauern soll und welches Arbeitszeitmodell danach infrage kommt. „Gerade wenn Mitarbeiter ihr erstes Kind erwarten, sind die Überlegungen am Anfang meist noch sehr theoretisch, aber darauf kann man später gut aufbauen“, sagt er. „Wer sich darum kümmert, fängt beim Wiedereinstieg nicht bei Null an.“

Ein regelmäßiger Blick ins Intranet, den Firmen-Newsletter abonnieren, sich bei Kollegen über Neuerungen informieren – es gibt viele Wege, am Ball zu bleiben und gleichzeitig Interesse an der Entwicklung der Firma zu bekunden. Sich kümmern sollten laut Dorn aber nicht nur die Elternzeitler, sondern ebenfalls die Personaler. „Auch das Unternehmen kann seine Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter unter Beweis stellen, indem es den Faden nicht abreißen lässt.“

Claudia Steffens hat sich gekümmert, hielt während der gesamten Elternzeit den Kontakt zu ihren Kollegen, besuchte sie von Zeit zu Zeit und brachte auch das Söhnchen mal mit. „Man ist ja auch stolz und möchte, dass das Kind bestaunt wird“, sagt sie heute im Rückblick lachend und erzählt, dass sich bei ihr nach kurzer Eingewöhnungsphase mit dem Kind schon vieles um die Zeit nach der Elternzeit gedreht habe. Und darum, die Entwicklungen im Unternehmen zu erleben, ohne tatsächlich anwesend zu sein.

„Ideal ist es, sich einen Paten zu suchen, der sich zuständig fühlt, einen zu Betriebsfesten einlädt und über Neuerungen berichtet“, sagt Organisationsberaterin Silke Luinstra. Aber die Mutter zweier Kinder weiß auch um die Schwierigkeiten, sich während der Elternzeit mit dem Job zu beschäftigen. „Da ist es oft schwierig, noch genügend Kraft für Jobfragen zu haben.“ Weiterbildungen während der Elternzeit hält sie für eine große Herausforderung, zumindest, wenn es um Präsenz-Fortbildungen geht.

Müttern und Vätern, die in ihrer Firma die Möglichkeit dazu haben, rät sie stattdessen, sich kurz vor Ende der Elternzeit in ein zeitunabhängiges Projekt einzugliedern, für das sie auch im Home Office tätig sein können. „Für Kinderbetreuung sollte dann aber gesorgt sein, denn mit einem Kind auf dem Schoß zu arbeiten ist so gut wie unmöglich“, sagt Luinstra.

Claudia Steffens arbeitet inzwischen wieder. Seit ihrer Rückkehr allerdings nicht mehr im Restaurant des Marriott, sondern jetzt zu familienfreundlicheren Zeiten in der Sales- und Marketingabteilung. Auch das ist ein Ergebnis aus den Gesprächen mit ihren Vorgesetzten während der Elternzeit. Würde Sie denn heute alles nochmal genauso machen? Steffens überlegt kurz. „Ich glaube, dass ich mich noch mehr einbringen würde. Den Umbau, den das Hotel während meiner Elternzeit vollzogen hat, das neue Branding, das entwickelt wurde, die Teilnahme an sozialen Netzwerken …, da gab es trotz allem noch einiges, was ich verpasst habe.“

Lesen Sie nächste Woche Teil 3: Teilzeit beim Wiedereinstieg – so klappt’s mit den Kollegen