Mehr Karriereplanung und Selbst-PR, weniger Teilzeit. Zu den wichtigsten Tipps, zählt ein Ziel zu haben. Karriere-Coach: “Ohne Ziel kann ich meinen Weg nicht planen.“

Ihr durchschnittliches Gehalt ist geringer, und sie erreichen seltener Top-Positionen: Für Frauen, im Speziellen Mütter, ist es immer noch schwieriger, die Karriereleiter hochzusteigen als für Männer. Es fehlt an Kinderbetreuung oder am gleichberechtigten Partner, Teilzeit gilt als Karrierekiller überhaupt. Die Gläserne Decke (Männer fördern Männer, Frauen bleiben im mittleren Management hängen) gibt es in Unternehmen immer noch.

Doch auch Frauen selbst müssen sich Kritik gefallen lassen. „Sie haben oft einen falschen beruflichen Weg eingeschlagen“, sagt Miriam Collée, die als Mitinhaberin der Hamburger Beratung „i.do“ Frauen beim beruflichen Neustart hilft. Kauffrau oder Juristin – Frauen wählten diese Wege häufig aus einem Sicherheitsstreben. Die Einstellung dahinter: „Damit kann man nichts falsch machen.“ In der Folge fehle es oft am Ehrgeiz, den eine Aufgabe mit sich bringt, für die man „brennt“. Collée: „Nur wenn ein Job wirklich zu mir passt, bin ich auch richtig gut darin.“

Zu den wichtigsten Tipps, die Karriere-Coach Heike Hein Frauen gibt, zählt dementsprechend: ein Ziel zu haben. „Ohne Ziel kann ich meinen Weg nicht planen.“ Dass Frauen dabei kräftig Selbst-PR betreiben sollten, liegt für Hein auf der Hand. „‚Tue Gutes und rede darüber‘ ist Frauen aber immer noch peinlich. Selbst denen, die schon eine Führungsposition erreicht haben.“

Außerdem mangelt es Frauen an „Seilschaften“. Der Begriff impliziere eine vertikale Verbindung, sagt Hein. „Frauen bauen dagegen gern Kontakte auf gleicher Ebene auf. Aber man braucht auch statushohe Kontakte, die einen weiterempfehlen können.“

Nicht zuletzt sollten Frauen die Spielregeln in männerlastigen Gesprächsrunden kennen, zum Beispiel Sache und Beziehung zu trennen. Heißt: Aussagen und Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Oder sich das Wort zurückzuerobern. Heike Hein: „Wenn Frauen das Wort abgenommen wird, hören sie erst einmal zu, weil sie inhaltlich orientiert sind. Doch ihr eventuell guter Beitrag wird dann in der Wahrnehmung der anderen dem zugeschrieben, der ihnen ins Wort gefallen ist.“ Heins Empfehlung: sich mit einer charmanten, aber nie zickig klingenden Reaktion – „bitte lassen Sie mich das kurz ausführen“ – das Wort zurückzuholen. Hein: „Man kann sich im Vorfeld Optionen überlegen, wie man in solchen Fällen auftreten möchte.“

Frauen sind oft besonders selbstkritisch und stehen sich dadurch im Weg

Susanne A. Dreas, bei der Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung (KWB) verantwortlich für Förderangebote wie „Die Hamburger Karriereschmiede“ und „Worklife“, erlebt immer wieder, dass Frauen besonders selbstkritisch sind. „Sie wollen 100-prozentig sicher sein, die neue Aufgabe bewältigen zu können, bevor sie sie übernehmen.“ Mehr Mut wünscht sie Frauen darum – auch bei der Rückkehr in den Job. „Wir stellen immer wieder fest, dass sich Frauen nach einer Unterbrechung von zwei bis drei Jahren nicht mehr viel zutrauen“, sagt Dreas. In den Trainings der KWB sollen die Teilnehmerinnen ihr berufliches Selbstbewusstsein zurückgewinnen.

Arbeiten Berufsrückkehrerinnen in Teilzeit, tun sie das meist mit zu geringer Stundenzahl. 80 Prozent der Frauen, die an der KWB-Beratung „Worklife“ teilnehmen, wollen nur noch 20 bis 30 Stunden pro Woche arbeiten. Dreas: „So ist ein Aufstieg im Unternehmen fast ausgeschlossen. Damit wird man nicht in den Talentpool aufgenommen.“

Miriam Collée rät Frauen – egal an welcher Stelle ihrer Laufbahn – ihre Karriere rückwärts zu betrachten. „Sie sollten sich fragen: Wo will ich sein, wenn ich 65 bin, und welche Entscheidungen führen mich von hier, wo ich jetzt bin, dorthin?“ In diese Planung könne man problemlos Familienzeiten einplanen, ist sie überzeugt. „Es spricht nichts gegen ein Babyjahr, auch nichts gegen fünf Jahre Teilzeit. Aber dann muss ich wieder durchstarten.“