Die Kunst der leichten Plauderei: Keine Angst vor Banalitäten, lautet die wichtigste Regel. Üben kann man bereits im Alltag.

Da steht man nun nach dem Vortrag am Büfett und würde sich eigentlich gern ein bisschen unterhalten. "Doch den ersten Satz zu einem völlig fremden Menschen zu sagen, fällt nicht jedem leicht", sagt Eva Wlodarek, Diplom-Psychologin und Coach für Persönlichkeitsentwicklung. Viele setzen sich selbst sogar noch zusätzlich unter Druck, indem sie denken, dass ihr erster Satz nun besonders eloquent und intelligent wirken müsste. "Stimmt überhaupt nicht", sagt Psychologin Wlodarek. "Damit bringen wir den anderen sogar in Zugzwang - und das steht dem Einstieg in einen netten Small Talk komplett entgegen."

Was also sagen? Wlodarek: "Der Königsweg ist, etwas aufzugreifen, was man mit dem anderen teilt." Das könnte zum Beispiel sein: "Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen?" oder "Kannten Sie den Referenten schon?" Selbst das von vielen als zu banal geschmähte Wetterthema kann ein Aufhänger sein. "Was teile ich denn zum Beispiel mit einem Taxifahrer? Ich weiß nichts über ihn, also spreche ich übers Wetter oder die Straßenlage, wenn ich nicht die ganze Fahrt über schweigen möchte."

Small Talk kann jeder machen, sagt Eva Wlodarek. Denn die Barriere sitzt nicht im Unvermögen, sondern im eigenen Kopf. "Weil man glaubt, eine Plattitüde von sich zu geben oder weil man denkt, ein Gespräch ist dem anderen lästig - man will eben nicht aufdringlich sein." Dabei sei Small Talk einfach nur eine freundliche Geste. "Man wirft quasi einen Angelhaken aus, und jeder kann selbst entscheiden, ob er anbeißt."

Bestimmte Themen sollte der Small Talker allerdings aussparen. "Und zwar alles, was mit Religion, Politik oder Krankheiten zu tun hat", sagt Wlodarek. "Auch Finanzielles sollte kein Thema sein, und schon gar nicht sollte man über jemanden tratschen." Leichte, positive Themen seien am besten. Kontroversen und kritische Aussagen behält man sich für ausführlichere Gespräche vor. "Nach maximal drei bis vier Minuten ist ein Small Talk zu Ende", sagt die Psychologin. "Die Beteiligten gehen wieder auseinander oder steigen in eine richtige Unterhaltung ein."

Small Talk ist gut für die Karriere, findet Eva Wlodarek. "Man erweitert sein Netzwerk, bricht das Eis und baut berufliche Kontakte auf - ob auf der Betriebsfeier oder im Fahrstuhl." Small Talk könne auch das Gegenüber entspannen, sagt sie. "Das kann zum Beispiel vor der Verhandlung mit einem Kunden wichtig werden."

Zu viele Fragen sollten beim Small Talk allerdings nicht gestellt werden. "Das wirkt inquisitorisch", sagt die Psychologin. Gut komme immer an, wer auch etwas Persönliches preisgibt. Am Büfett könne das etwa so klingen: "Tolles Angebot, da kann ich einfach nicht widerstehen ..."

Wer Small Talk üben möchte, hat dazu täglich und überall die Gelegenheit. "Fangen Sie gleich beim Bäcker an", rät Wlodarek. "Statt nur Ihr Croissant in Empfang zu nehmen, könnten Sie etwas sagen wie: Die sehen aber wieder lecker aus." Wer Gelegenheiten nutzt, bekomme nach und nach Routine im Plaudern, sagt die Expertin.

Um ein guter Small Talker zu werden, sei aber auch die innere Haltung wichtig: "Interesse für den anderen ist das A und O", sagt Eva Wlodarek. "In diesem Sinne sollte man auch eher über den anderen reden als über sich selbst." Selbstdarsteller haben etwas missverstanden, glaubt sie: "Beim Small Talk geht es nicht darum, selbst möglichst gut dazustehen, sondern darum, den anderen kennenzulernen." Wer mit einem Lächeln und einem offenen Ohr auf andere zugeht, macht schon mal einen guten Anfang.