Präsenz zeigen: Die Jobpause sollten Mütter gut planen und den Kontakt zur Firma halten. So wird die Auszeit nicht zur Aufstiegsfalle.

Hamburg. Drei Monate oder drei Jahre: Wie lange Frauen nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben, ist individuell. Sicher ist nur: Wer Karriere machen will, darf nicht zu lange aufhören zu arbeiten. Doch wie lange ist zu lange?

"Mehr als ein halbes Jahr halte ich in Führungspositionen für schwierig", sagt Business-Coach Barbara Schneider. "Es ist doch kein Wunder, dass Männer nur zwei bis drei Monate Familienzeit machen - sonst ist der Karrierezug abgefahren."

Doch selbst sechs Monate Elternzeit könnten schon kritisch werden, sagt Karriereberaterin Claudia Enkelmann. "In einem halben Jahr verpasst man nicht nur den Anschluss an Abläufe im Unternehmen. Wichtige Projekte können auch nicht ein halbes Jahr liegen bleiben." Daher werde für diese Zeit meist eine Vertretung gesucht. "Und wenn sie gut ist, könnte sie einem den Job streitig machen und zur ernsthaften Gefahr für die Karriere werden."

Damit das nicht passiert, gibt Barbara Schneider folgende Losung für Führungskräfte aus: frühzeitig planen, Präsenz zeigen, Kontakt halten. "Am besten ist es, gleich, wenn man dem Vorgesetzten mitteilt, dass man schwanger ist, auch einen Plan für die Elternzeit parat zu haben", sagt sie. Wie lange wird man wegbleiben? Welche Aufgaben - zum Beispiel wichtige Meetings - will man trotz Babyzeit wahrnehmen? Woran kann man virtuell teilhaben? Wie viele Stunden wird man nach der Elternzeit arbeiten? Im Idealfall hat man das alles schon durchdacht - und mit dem Partner abgesprochen. Was so selbstverständlich klingt ist tatsächlich aber besonders wichtig. Schneider: "Man muss frühzeitig wissen, ob man als Paar dasselbe Rollenmodell verfolgt."

Während der Babypause sollten Frauen, die Karriere machen wollen, unbedingt Kontakt zum Arbeitgeber halten. Ein guter Weg sei, einmal pro Woche einen Kollegen anzurufen und zu fragen, wie das Projekt läuft oder was es sonst für Neuigkeiten gibt, sagt Karriereberaterin Enkelmann. Dass man selbst aktiv werde, sei wichtig, sagt Barbara Schneider. "Denn wer in der Babyzeit ist, gerät im Unternehmen leicht aus dem Blickfeld."

Auch zu Hause sollte man kontinuierlich am Ball bleiben. "Ich kann zum Beispiel versuchen, mir jeden Tag 15 Minuten Zeit zu nehmen, um mich fortzubilden." Das sei im Tagesplan einer Mutter realistisch. Die Zeit könne man nutzen, um sich fortzubilden - etwa indem man Fachliteratur oder einen Beitrag im Internet liest. Mittlerweile gäbe es auch sehr gute Hörbücher, die man nebenbei hören könne, sagt Enkelmann. Gut sei zudem, ein Notizbuch zu haben und darin Ideen und Gedanken zu notieren. "Die kann man dann in den Job mit- und einbringen."

Wie lange eine Frau zu Hause bleiben kann, ohne dass ihre Karriere leidet, geht laut Dörthe Gatermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, aus Studien nicht direkt hervor. Allerdings sinke das Einkommen durch Kinder, sagt die Expertin.

Viele Chefs werten die Entscheidung für ein Kind als Absage an die Karriere

"Das liegt zum einen daran, dass Mütter oft in Teilzeit arbeiten und nicht mehr so viel verdienen können." Zum anderen werteten viele Chefs die Entscheidung für ein Kind so, dass die Frau nicht karriereorientiert sei. "Dann wird sie nicht so häufig für Beförderungen oder Weiterbildungen vorgeschlagen - weswegen kaum Lohnsteigerungen möglich sind."

"Teilzeit hat das Image eines Karrierekillers", sagt Führungskräfte-Coach Barbara Schneider. Weswegen sie dazu rät, nicht weniger als 75 bis 80 Prozent zu arbeiten. Das Wort "Teilzeit" sollten Mütter ohnehin aus ihrem Wortschatz streichen. "Nennen Sie es anders, um gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, Karriere sei jetzt zweitrangig", sagt sie. "Sprechen Sie besser von einem 'flexiblen Modell' und signalisieren Sie: Wenn es brennt, bin ich da."