Wer in seiner Firma nach oben will, muss die informelle Hierarchie durchschauen. Auch Netzwerke sind wichtig, um Machtspiele zu gewinnen.

Kaum wird in einer Firma eine Führungsposition frei, beginnt ein Hauen und Stechen. Viele wollen sich in Stellung bringen, es wird gekungelt, der Chef hofiert, manchmal gar eine ausgewachsene Intrige ersonnen. Machtkämpfe seien im Berufsleben völlig alltäglich, sagt Führungskräfte-Coach Regina Michalik. "Man hat überhaupt keine andere Möglichkeit als mitzukämpfen." Das gelte selbst dann, wenn man gar keine große Karriere machen will, sondern einfach nur seinen derzeitigen Posten verteidigen möchte.

"Unternehmen sind mikropolitische Arenen, in denen Interessen ausgehandelt und gegebenenfalls auch gegen den Widerstand anderer Personen durchgesetzt werden", sagt Doris Cornils, Sozialökonomin an der Uni Hamburg. Bei Personalentscheidungen gehe es eben längst nicht nur um die fachlichen Kompetenzen der Bewerber, sagt Michalik. Ganz entscheidend sei auch die Machtkompetenz: die Fähigkeit, die Interessen anderer zu durchschauen und die eigenen durchzusetzen.

+++Mit der richtigen Strategie zu mehr Macht+++

Dafür braucht man vor allem ein gutes Netzwerk. "Analysieren Sie Ihr Umfeld und machen Sie Ihr persönliches Organigramm", rät Michalik. "Wer hat welche Interessen in meinem Umfeld? Wer arbeitet mit wem, wer gegen wen? Wer unterstützt mich, wer behindert mich?" Daraus könne man eine Strategie entwickeln: "Wer kann mir dabei helfen, meine Ziele zu erreichen? Was hat er selbst für Interessen? Wie baue ich guten Kontakt zu ihm auf? Wie kann ich verhindern, dass meine Konkurrenten mir in die Quere kommen?"

Auf das offizielle Organigramm sollte man sich in Sachen Machtstruktur nicht verlassen. "Besonders das Wissen um die informellen Unternehmensregeln ist für erfolgreiches mikropolitisches Handeln sehr wichtig", sagt Sozialökonomin Doris Cornils. Nicht immer ist der formelle Chef auch derjenige, bei dem die Fäden zusammenlaufen und der einem bei der Karriere weiterhelfen kann. "Um an dieses Wissen zu gelangen, sind wiederum die richtigen Netzwerkkontakte von Vorteil", erklärt die Wissenschaftlerin.

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Und wie stellt man sich dann bei den Entscheidungsträgern als Aufstiegskandidat dar? Konferenzen seien eine typische Arena, sagt Karriereberaterin Maria Hof-Glatz, Autorin von "Wie kitzle ich den Tiger, wenn er knurrt?" (Orell Füssli). Dort könne man einen Vorschlag des Chefs unterstützen oder auf die eigenen Erfolge hinweisen. Aber man dürfe auch die Arbeit eines Konkurrenten kritisieren. "Wenn diese Kritik gerechtfertigt ist, dann ist das erst mal eine legitime Machtstrategie."

Doch häufig laufen Machtkämpfe unterschwellig ab. Etwa indem ein Kollege ständig am anderen herumnörgelt oder ihm wichtige Informationen vorenthält. Die Frage, ab wann die Mittel in einem Machtkampf nicht mehr legitim sind, sei schwierig zu beantworten, sagt Coach Michalik. Wie weit man die Ellbogen ausfahren darf, ohne negativ aufzufallen, hänge ganz stark von der Unternehmenskultur ab.