Top im Job: Kontakte knüpfen ist heute das A und O bei der Jobsuche, sagt Beraterin Elisabeth Strack

"Die meisten Jobsuchenden machen sich wirklich viel Arbeit beim Bewerben", sagt die Hamburger Personalberaterin Elisabeth Strack. Doch oft genügt das alleine nicht. "Gerade diejenigen, die nicht so routiniert dabei sind, wissen nicht, wie man sich individuell bewirbt - und verschicken eine Standardbewerbung." Dann werden sie womöglich genau deswegen nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen, weil sie aus der Masse eben nicht herausstechen.

"Inzwischen werden etwa 60 Prozent der Stellen über andere Wege als die klassische Bewerbung besetzt", sagt Elisabeth Strack. "Ich fange am besten also schon lange, bevor ich überhaupt einen Job suche, damit an, Kontakte zu knüpfen." Dadurch reagiert der Bewerber nicht einfach nur, sondern er wird proaktiv. Strack: "Dazu gehört auch, dass man über seine Zukunft nachdenkt, sie sich ausmalt, seinen Weg plant und sich fragt: Was sollen in den kommenden Jahren meine nächsten Schritte sein?"

Die Personalexpertin gibt ein Beispiel: "Wenn ich in den Vertrieb eines Markenartikelherstellers möchte, informiere ich mich, ob etwa der Marketingleiter irgendwo einmal einen Vortrag hält oder ob ich auf Veranstaltungen von Handelskammern oder Hochschulen jemanden aus dem Unternehmen kennenlernen kann." Bis zu einem "Ich finde es ja hochinteressant, was Sie entwickeln" sollte es dann beim anschließenden Meinungsaustausch nicht mehr weit sein.

Allerdings reicht es nicht, nur Informationen und Visitenkarten abgreifen zu wollen, warnt Elisabeth Strack. "Man muss auch selbst etwas bieten können, zum Beispiel einen Einblick in ein Thema, an dem man gerade forscht oder über das man sich intensiv informiert hat."

Der individuellen Bewerbung nützt auch ein Blick in die eigenen Netzwerke. "Oftmals haben Jobsuchende schon über drei oder vier Stationen einen Kontakt in ein interessantes Unternehmen, ohne dass es ihnen unmittelbar bewusst ist." Doch wie kann man diesen Kontakt dann ansprechen? "Eine Mail ist nicht das beste Mittel, um aufzufallen", sagt die Karriereexpertin. "Wenn es passt, könnte derjenige auch einen guten handschriftlichen Brief verfassen und den Adressaten um fachlichen Austausch bitten."

Wer noch studiert, kann sein Kontaktgesuch zum Beispiel mit einer Frage verbinden, die inhaltlich mit seiner Bachelor- oder Masterarbeit zu tun hat. Ein Einstieg mit "Ihr Unternehmen als interessanter Vorreiter in dieser Branche ..." sollte so manchem Angestellten in der betreffenden Firma gefallen. "Ich kenne viele Fälle, in denen Unternehmensvertreter sogar auf einen Telefonanruf eingestiegen sind, in dem um ihre Expertise gebeten wurde", sagt Elisabeth Strack. "So etwas wird selten gemacht - und gerade darum hebt man sich damit von der Masse ab." Doch sie sagt auch: "Es muss um ein echtes Thema gehen, sonst erreicht man mit dem Anruf das Gegenteil."

Populärer sind Besuche auf Jobmessen. "Aber auch dort muss ich wissen, was ich will", sagt Personalberaterin Strack. "Man sollte da nicht einfach nur durchflanieren, sondern sich auf zwei oder drei der Firmen konkret vorbereiten." Dazu gehöre auch, ihnen jeweils eine individuelle Kurzbewerbung zu hinterlassen. Strack hält viel vom Netzwerken auf Karrieremessen: "Vielleicht erhalte ich erst nach einem halben Jahr einen Anruf von dem Unternehmen, aber ich habe auf jeden Fall den ersten Kontakt geknüpft. Und an diesen kann ich selbst auch wieder anknüpfen."