Letzter Teil der Serie: Der “Guardian“-Autor kennt drei Arten, sich zu entscheiden: proaktiv, reaktiv - und radioaktiv.

Im Grunde gibt es im Leben keine Entscheidungen. Es gibt nur Versuche, sich aufzurichten und auf den donnernden Wogen der Unvermeidlichkeit zu surfen. Eine Welle zu erwischen gibt einem das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Eine schlechte Entscheidung trifft man, wenn man die Welle verpasst, herunterfällt, das Surfbrett auf den Kopf bekommt, den halben Ozean schluckt und dann merkt, dass riesige Menschenmengen am Strand zugesehen haben, wie man sich zum Affen gemacht hat.

Wenn im Leben etwas schiefgeht, können Sie es immer zurückverfolgen bis auf eine Entscheidung, die irgendjemand irgendwo getroffen hat. Deshalb vermeiden es viele Menschen, überhaupt irgendeine Entscheidung zu fällen.

Auch wer zaudert, entscheidet sich: fürs Hinauszögern

Interessanterweise ist Zaudern im Grunde die intensivste Form der Entscheidung, weil man, anstatt eine Entscheidung zu treffen und es hinter sich zu bringen, sich alle fünf Minuten neu entscheiden muss, die große Entscheidung hinauszuzögern. Es gibt drei Arten von Entscheidungen: proaktiv, reaktiv und radioaktiv. Proaktive Entscheidungen sind diejenigen, die man trifft, um den Eindruck zu erwecken, man habe sein Schicksal vollkommen im Griff. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, weil Sie die falsche Entscheidung getroffen haben, können Sie immer noch weitere Entscheidungen darüber treffen, wie Sie sich aus der Affäre ziehen. Solange Sie unausgesetzt Entscheidungen treffen, werden die Leute glauben, Sie wüssten, was Sie tun. Reaktive Entscheider stehen auf dem Standpunkt, Veränderungen seien unvermeidlich, warum sie also forcieren. Wenn die Veränderungen bei Ihnen angekommen sind, sind die Entscheidungen längst gefallen, also können Sie sich genauso gut entspannen und sie genießen. Sie müssen lediglich die Entscheidungsträger identifizieren, um ihnen nötigenfalls die Schuld zuschieben zu können. Radioaktive Entscheidungen sind große Entscheidungen, die andere Menschen in weiter Ferne treffen, und Sie merken erst, dass Sie davon betroffen sind, wenn es viel zu spät ist. Diese Entscheidungen findet man häufig bei der verarbeitenden Industrie, im Rentenwesen, in der Lokalpolitik und in Krankenhäusern.

Wer Entscheidungen fällt, muss Verantwortung übernehmen. Verantwortung bewegt sich jedoch nur etwa ein Zehntel so schnell wie Entscheidungsfindung, und solange Sie die Konsequenzen Ihrer Entscheidungen nicht abwarten, können Sie sich meist ganz gut vor der Verantwortung drücken. Oder Sie schieben einfach anderen Leuten die Verantwortung für Ihre Handlungen zu und beanspruchen einen permanenten Opferstatus.

Im Allgemeinen treffen die Menschen Entscheidungen, weil sie glauben, damit auf dem schmalen, geraden Pfad in eine bessere Zukunft zu bleiben. In Wirklichkeit dreht sich das Leben im Kreise. Entscheidungen, die Sie jetzt fällen, werden sich als kurzfristig richtig, mittelfristig falsch und langfristig wieder als richtig erweisen. Natürlich könnte das alles auch Quatsch sein. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.

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