Teil 5 der Serie: Das Formblatt zur Beantragung eines neuen Formulars ist ein Gott in der Amtswelt, lästert der bissige Brite.

Formulare sind der Lebensnerv der Bürokratie. Auf jedes Formular kommen sieben Bürokraten: einer, der es entwirft, einer, der es absegnet, einer, der es abschickt, einer, der es zählt, einer, der es liest, einer, der es kontrolliert, und einer, der es abheftet. Das längste zurzeit existierende Formular ist der Antrag, Bürokrat zu werden.

Man schätzt, dass der Durchschnittsmensch in seinem Leben etwa so oft Formulare ausfüllt, wie er Sex hat. Ein Glück, dass wir nach dem Liebesakt keine Kundenbeurteilungen ausfüllen müssen - oder im Voraus Anträge (obwohl dies schon zu den unerfüllbaren Vorspielbedingungen zählen könnte, die Frauen gern aufstellen).

Manche Formulare stellen zuvorkommenderweise eine bestimmte Anzahl von Kästchen zur Verfügung, in die man seinen Namen einträgt. Dies ist eine subtile Form der sozialen Ausgrenzung, mit der alle Träger von Doppelnamen ausgesiebt werden. Auffällig ist, dass es nie ein zweites Blatt für möglicherweise vorhandene weitere Namen gibt.

Außerdem verlangen Formulare häufig von uns, dass wir unsere komplette Postanschrift in zwei Zeilen unterbringen. Das heißt, wir müssen unseren Wohnort oft zurechtkürzen, sodass die Adresse plötzlich ziemlich bedeutend klingt: "The Larches, Newark".

Häufig strengt man sich gewaltig an, auch noch seine Postleitzahl hineinzuquetschen, nur um dann zu entdecken, dass die nächste Zeile die Überschrift "Postleitzahl" trägt.

Die meisten Formulare sind einfach auszufüllen, aber es gibt immer eine kleine Frage, die einen umhaut. Ihre Sozialversicherungsnummer zum Beispiel findet sich nur auf einem Blatt Papier, das Ihre Mutter in einer alten Pralinenschachtel unter ihrem Bett aufbewahrt. Das Geburtsdatum Ihrer Frau ausfindig zu machen, ist ähnlich unmöglich.

Manche Formulare sind regelrecht berühmt. Das P 45 zum Beispiel will kein arbeitender Mensch bekommen, denn es bedeutet, dass man seinen Job verliert. Andere weniger bekannte Formulare sind ebenso interessant. Das P 44 bekommt man, nachdem man etwas getan hat, weswegen man um ein Haar gefeuert worden wäre.

Das beste von allen ist das P 1. Beim Finanzamt ist dies das Formular, das man ausfüllt, wenn man ein neues Formular erschaffen will. In der Amtswelt ist das P 1 Gott.

Formulare fragen häufig nach Ihrem Alter und stellen Ihnen diverse Altersgruppen zur Auswahl wie 24-34 oder 35-49. In eine andere Gruppe zu rutschen, ist schlimmer, als dreißig oder vierzig zu werden, weil Ihnen plötzlich klar wird, dass man mit fünfunddreißig als junger Alter und nicht als alter Junger gilt. Noch kränkender ist es, wenn es für Sie überhaupt keine Altersgruppe gibt, weil Sie rein verwaltungstechnisch tot sein müssten.

Am Ende vieler Formulare gibt es ein kleines Kästchen. Dies ist das Fortpflanzungsorgan des Formulars, und falls Sie es ausfüllen, werden Sie bald das Trippeln vieler anderer kleiner Formulare in Ihrem Briefkasten hören.

Lesen Sie am nächsten Wochenende den letzten Teil unseres Buchauszugs von Guy Browning: Wie man Entscheidungen trifft.