Ein sorgfältiger Preis-Leistungs-Vergleich lohnt sich. Private Hochschulen sind teurer, bei staatlichen Instituten ist die Auswahl kleiner.

Rasen gemäht oder groß eingekauft hat Daniela Backhaus schon lange nicht mehr: "Meinen Haushalt habe ich in den letzten drei Jahren auf ein Minimum zurückgeschraubt", sagt sie. Der Grund: An der Wilhelm-Büchner-Hochschule in Darmstadt absolviert die 36-Jährige seit 2009 ein berufsbegleitendes Maschinenbau-Studium. Gerade hat sie ihre Bachelorarbeit geschrieben. "Ich bin jemand, der gerne dazulernt und sich neue Herausforderungen sucht", sagt die technische Zeichnerin, die ursprünglich mit der mittleren Reife ins Berufsleben gestartet ist.

Heute hat Daniela Backhaus nicht nur einen anspruchsvollen Job als Technikerin für Schiffsbetriebssysteme bei der Lürssen-Werft in Bremen. Sie ist inzwischen auch ein echter Fernstudien-Profi mit weiteren Abschlüssen als staatlich geprüfte Maschinenbau-Technikerin und Technische Betriebswirtin.

Eine der wichtigsten Lektionen, die sie gelernt hat: Ohne entsprechenden Rückhalt vom Partner ist das Pauken neben dem Job kaum zu packen: "Ich arbeite lange und muss abends und am Wochenende lernen. Mein Mann hält mir zu Hause zum Glück den Rücken frei", sagt sie.

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Wer sich ernsthaft für ein Fernstudium interessiert, sollte sich also zunächst unbedingt familiäre Unterstützung sichern: Ist die Familie auch bereit, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen? Können wirklich alle damit leben, dass Mama oder Papa, Freund oder Freundin, am Wochenende über ihren Büchern sitzen, anstatt mit auf den Ausflug oder auf die Party zu kommen? Und ist es auch okay, wenn im Zweifelsfall die Urlaubskasse wegen der Studiengebühren zusammengestrichen wird?

Denn ein Fernstudium kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Der Preis und die Finanzierungsmöglichkeiten dürften für die meisten Studenten maßgebliche Auswahlkriterien darstellen. Ein sorgfältiger Preisvergleich lohnt, denn je nach Anbieter und Studienorganisation klafft das Spektrum oft breit auseinander. Für ihren Bachelor an der privaten Hochschule zahlt Daniela Backhaus zum Beispiel insgesamt knapp 13 500 Euro an Studien- und Prüfungsgebühren. Ähnlich sind andere private Hochschulen wie AKAD (13 000 Euro) oder FOM (14 500 Euro) positioniert.

Deutlich günstiger sind in der Regel berufsbegleitende Studiengänge an staatlichen Hochschulen. Das Angebot wächst: Die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) listet auf ihrer Internetseite inzwischen knapp 50 verschiedene Studiengänge aus den Bereichen Technik, Wirtschaft und Soziales auf.

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Weil staatliche Hochschulen sich im Gegensatz zu privaten zum Großteil aus öffentlichen Mitteln finanzieren, fallen die Gebühren meist deutlich moderater aus. So bietet beispielsweise die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes den Bachelor in Maschinenbau schon für weniger als 6000 Euro an. Für das berufsbegleitende Verbundstudium an den Fachhochschulen Südwestfalen und Bielefeld fallen sogar nur rund 3600 Euro an.

Die Gebühr setzt sich aus Immatrikulations- und Rückmeldegebühren plus Materialbezugskosten für neun Semester zusammen. Wer allerdings so wie Daniela Backhaus im Schnitt eine 45-Stunden-Woche stemmen muss, für den zählt außer dem Preis auch der Service: Sind Verwaltung und Dozenten der Hochschule gut zu erreichen? Werden Anfragen schnell und kompetent beantwortet? Gibt es auch Online-Vorlesungen oder Live-Chats? In puncto Flexibilität und Serviceorientierung haben die teuren privaten Anbieter meist die Nase vorn.

Letztlich zählt aber natürlich die Qualität der Lehre: Wer sich für ein Fernstudium interessiert, sollte sich darum vorab möglichst genau über den jeweiligen Studiengang an der anvisierten Hochschule informieren. Viele der Fragen können oft hervorragend bei einem Tag der offenen Tür an der Hochschule geklärt werden. Oder auf Job- oder Branchenmessen, bei denen die Institute sich präsentieren. Private Anbieter ermöglichen es Interessierten außerdem häufig, das Studium kostenlos und unverbindlich für ein paar Wochen zu testen. So gewinnt man einen Eindruck davon, was einen als Fernstudent erwartet.

"Ganz ohne Leidensgenossen und unmittelbares Feedback zu studieren ist nicht einfach", sagt die Bremer Fernstudentin Daniela Backhaus. "Man muss lernen, sich realistisch einzuschätzen, damit es bei den Prüfungen kein böses Erwachen gibt."