Heimarbeit klingt zwar praktisch, ist aber nicht ganz einfach. Gute Tagesplanung ist wichtig - ansonsten drohen Vereinsamung und Motivationstiefs.

Das Büro in den eigenen vier Wänden? Als Freiberufler lässt sich so viel Geld sparen, und Zeit für Anfahrtswege entfällt. "Doch es ist Fluch und Segen zugleich", sagt Arbeitsplatz-Coach Bettina Rohe. "Einerseits erreicht man eine höhere Produktivität, weil man weniger abgelenkt wird als in einem großen Büro." Andererseits zögen aber auch immer wieder andere Dinge die Aufmerksamkeit des Heimarbeiters auf sich. "Der Abwasch zum Beispiel."

Eine feste Tagesstruktur wirke Disziplinlosigkeit und Motivationslöchern entgegen, sagt Ariane Wahl, Inhaberin einer Coaching-Agentur. Ihr Erfolgsrezept: sich eine Kernarbeitszeit schaffen, feste Mittagspausen haben, sich selbst Deadlines setzen.

Zu mehr Struktur rät auch Bettina Rohe. Für den guten Start in den Tag verschafft sich der Freiberufler erst einmal einen Überblick über anstehenden Aufgaben. Rohe: "Die drei bis vier wichtigsten erledigt man zuerst." Den Aufgaben Zeitspannen zuzuweisen, gehört auch zur guten Tagesplanung. "Und dann arbeiten Sie in dieser Zeit konzentriert daran", sagt die Organisationsexpertin. "Laden Sie sich nur nicht zu viel auf, bleiben Sie realistisch."

+++Homeoffice: Ohne feste Zeiten geht es nicht+++

Gudela Grote, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der ETH Zürich, sieht in der Verschmelzung von Privatraum und Arbeitsraum die größte Gefahr für die Arbeit im Homeoffice: "Die Grenzziehung passiert nicht mehr von alleine, ich muss sie selbst aktiv herstellen", sagt sie. Falls möglich, ist für die Abgrenzung eines Arbeitsbereichs in den eigenen vier Wänden ein separates Zimmer die beste Lösung. Ariane Wahls Tipp: "Auf keinen Fall sollte man an der Einrichtung sparen. Das Zimmer braucht den Charakter einer Arbeitsstätte. Das klingt banal, ist aber unheimlich wichtig."

Bettina Rohe sieht die größte Herausforderung darin, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren. Sie rät: "Stellen Sie sich vor, wie der Tag abläuft und was Sie abends geschafft haben werden." Sich das vor Augen zu führen, könne sehr motivierend sein. "Denn dann habe ich mich darauf ausgerichtet", sagt sie. "Wie ich meine Arbeit schaffe, ist immer auch eine Frage der Haltung."

+++Zu Hause ist keine Komfortzone!+++

Wenn es einmal nicht so gut läuft, rät Rohe dazu, die Arbeit in kleine Portionen aufzuteilen. "Muss ich meine Steuerunterlagen vorbereiten, habe dazu aber keine Lust, dann setze ich mich erst einmal nur zehn Minuten daran." Wichtig sei vor allem, überhaupt anzufangen, meint Bettina Rohe. "Denn unangenehme Arbeit aufzuschieben ist eine klassischer Fehler im Homeoffice." Anschließend darf sich der Heimarbeiter eine kleine Belohnung gönnen- vielleicht eine kurze Pause mit einem Kaffee. Überhaupt hält Bettina Rohe viel von "Minipausen". "Das sind Unterbrechungen von einer oder zwei Minuten." Man macht einen Haken auf seiner Tagesplanung und ist im Idealfall gedanklich frei für die nächste Aufgabe.

Auch ein Stolperstein: drohende Vereinsamung. Wer gern unter Menschen ist, aber allein zu Hause arbeitet, muss sich den Austausch anderweitig suchen, sagt Berufsberaterin Wahl. "Zum Beispiel in einem Netzwerk der entsprechenden Berufsgruppe."

Übrigens: Wer als Heimarbeiter mit seiner eigenen Leistung unzufrieden ist, sollte mal einen Blick in den Spiegel werfen. "Tragen Sie keine Jogginghose", sagt Motivationsexpertin Bettina Rohe. "Vielen hilft es im Homeoffice, wenn sie ihre richtige Arbeitskleidung anziehen - bis hin zu den Schuhen." Das unterstreicht das Gefühl: "Ich bin im Büro!"