Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter mit den richtigen Aufgaben betrauen und gekonnt motivieren – ein Kommentar von Sabine Asgodom

Hamburg. Neulich kam ich im Gespräch mit Freunden auf die Rolle von Führungskräften zu sprechen. Na klar, führen sollten sie können, entscheiden, managen - "und Schach spielen können", fiel mir plötzlich ein. Nein, nicht um jemanden schachmatt zu setzen. Ich denke an einen anderen Aspekt des Spiels: Sie müssen die Fähigkeit haben, Figuren richtig aufzustellen. Jeder Schachspieler weiß, wohin eine Figur gehört (weiße Dame auf Weiß), und was sie kann: der Turm, das Pferd, der Läufer, der Bauer ...

Ja klar, mögen Sie denken, das weiß man doch, aber was hat das mit Vorgesetzten zu tun? Ich bin sicher, dass die wichtigste Funktion von Führungskräften ist, die richtigen Menschen am richtigen Platz zu beschäftigen, ihnen die richtigen Aufgaben zu geben und sie zu "empowern", sprich, ihnen auch das richtige Know-how zur Verfügung zu stellen.

Vor allem in Großunternehmen erlebe ich immer häufiger unzufriedene Mitarbeiter, die ganz offensichtlich nicht auf ihrem richtigen Platz sind: Läufer, die springen sollen; Türme, die sich eingeschränkt fühlen; Pferde, die zu Bauern degradiert wurden. Natürlich hat nicht immer die Führungskraft Schuld. Es gibt auch Menschen, die sich selbst falsch präsentieren, sich zu viel oder zu wenig zutrauen. Aber dafür gäbe es ja einen Chef oder eine Chefin, die das erkennt.

Doch das wird immer schwieriger, denn oft sind die Könige selbst gar nicht mehr auf dem Brett. Sie düsen hin und her: zwischen Sitzungen, zwischen Abteilungen und immer öfter zwischen den verschiedenen Standorten, die sie betreuen, deutschlandweit, europaweit, weltweit. Viele Mitarbeiter sehen ihre Vorgesetzten vielleicht noch zweimal im Jahr und vice versa! Wer soll denn da noch die Qualitäten und die Defizite von Mitarbeitern beurteilen? Wer kann Potenzial erkennen? Wer die richtige Weiterbildung empfehlen?

Mitarbeiter werden mehr und mehr sich selbst überlassen, und sie erregen nur noch dann Aufmerksamkeit, wenn sie schon zu "Low Performern" geworden sind.

Am Mittelmaß wird nicht gearbeitet, die Entwicklung nach oben nicht gefördert. Stärken viel zu wenig genutzt. Gardé!