Führungskräftecoach Susanne Alwart über die Herausforderungen ein Vorgesetzter zu sein. Was macht einen guten Chef aus?

Einer sagt, wo es langgeht, und die anderen folgen. Wenn Führen so einfach wäre ... Tatsächlich können Vorgesetzte - gerade der Nachwuchs im Chefsessel - in eine ganze Menge Fallen stolpern. Meistens geht es um gute Kommunikation: "Wenn Mitarbeiter den Sinn und Nutzen ihrer Aufgaben nicht verstehen, dann können sie sich auch nicht mit dem Unternehmen und ihrem Job identifizieren", sagt Susanne Alwart, Managementcoach und Trainerin in Hamburg. Sie verlieren ihre Motivation, schreiben möglicherweise sogar schon die innere Kündigung.

Also heißt es: reden, reden, reden und die Mitarbeiter informieren - in regelmäßigen Meetings und Entwicklungsgesprächen und immer dann, wenn es etwas Neues zu berichten gibt, das auch das Team angeht.

Sich mit seinen Mitarbeitern und ihren Fähigkeiten wirklich zu beschäftigen, ist ein weiterer wichtiger Punkt: "Gute Führungskräfte sehen, wo die Stärken jedes Teammitglieds liegen, fördern und fordern sie", sagt Alwart. "Und binden die Mitarbeiter ein, indem sie ihnen die große Richtung des Unternehmens vermitteln, statt einfach nur Aufträge zu verteilen." Gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten können Vorgesetzte sich so die Loyalität ihrer Mitarbeiter erhalten. "Einschneidende Veränderungen werden von den Angestellten eher mitgetragen, wenn sie die Gründe dafür kennen und einsehen."

Eine gute Führungskraft wägt ab, trifft eine Entscheidung, kommuniziert diese klar und deutlich und übernimmt die Verantwortung dafür, fasst Susanne Alwart zusammen. "Klarheit schafft Vertrauen. So wissen die Mitarbeiter, woran sie sind."

Gibt es unter den Mitarbeitern zum Beispiel zwei, die sich unterschiedlich stark einbringen, müsse der Chef diese Ungleichheit wahrnehmen - und eingreifen. "Das heißt, die Führungskraft benennt das Problem und führt erst einmal Gespräche mit demjenigen, der offenbar weniger Lust zu seiner Arbeit hat." Unangenehme Themen schleifen zu lassen, sei keine Lösung, betont Trainerin Alwart. "Das ist zwar für den Moment bequem, macht die Situation auf Dauer aber nur schlimmer." Sprich: zieht die Leistung des gesamten Teams herunter. Eine Herausforderung ist das gerade für junge Führungskräfte. Alwart: "Sie sind oft stark an ihrer Karriere interessiert und gehen dann den Weg des geringsten Widerstands."

Wer sich nicht mit seiner Führungsrolle auseinandergesetzt hat - "Wie will ich führen? Welcher Führungsstil passt zu mir?" - ist in Gefahr, entweder zu autoritär oder zu weich zu reagieren. "Wer es nötig hat, zu Drohungen zu greifen, um sich durchzusetzen, verliert sein Standing bei den Mitarbeitern", sagt Susanne Alwart. Und wer vor allem beliebt sein will, wird bald nicht mehr ernst genommen. "Denn er verzichtet darauf, Konsequenzen zu ziehen." Und die brauche es - Lob im positiven und Kritik im negativen Fall.

Wer vor der Beförderung in einen Führungsjob steht, sollte sich darum gut überlegen, ob er der Typ dafür ist. "Am besten, man spricht über das Für und Wider mit anderen, die bereits Führungserfahrung haben", rät Susanne Alwart. "Kann und will ich das ausfüllen, was von mir verlangt wird?" Mit dieser Frage solle man sich beschäftigen. Führungstechniken - wie delegieren oder Ziele vereinbaren - kann man lernen, sagt die Karriereexpertin. Doch wer sich mit den Anforderungen, die an Vorgesetzte in seinem Unternehmen gestellt werden, nicht identifizieren kann, lehnt den Job besser ab. "Sonst verbrennt man in diesem Zwiespalt", sagt Susanne Alwart.