Der Verbandschef zu Jobchancen außerhalb der Studios

Nicht jeder Fotograf strebt eine Festanstellung in Agentur oder Fotostudio an. Manche wählen bewusst die Selbstständigkeit. Hans Starosta, Vorsitzender vom CentralVerband der Deutschen Berufsfotografen (CV) erläutert, warum es trotzdem besser ist, wenn Fotografen ihre Bilder nicht auch selbst verkaufen müssen.

Hamburger Abendblatt:

Der Beruf des Fotografen mag reizvoll sein, kann man von dem Gehalt aber auch eine Familie ernähren?

Hans Starosta:

Reich wird man in der Regel wirklich nicht. Das beginnt bereits bei der Ausbildungsvergütung. Den meisten ist eine gute Ausbildung aber wichtiger. Danach gibt es mehrere Möglichkeiten So könnte der Fotograf auch versuchen, in den öffentlichen Dienst zu kommen. Bei Polizei, in Krankenhäusern und Museen werden auch Fotografen gebraucht.

Ist es im Zweifel nicht besser, fest angestellt zu sein, als sich als Einzelkämpfer durchzuschlagen?

Starosta:

Viele Fotografen streben bewusst eine Selbstständigkeit an. Da kann man seinen Arbeitstag selbst frei gestalten. In Agenturen und Fotostudios fehlt auch oft der persönliche Kontakt zum Kunden.

Aber dort hat der Fotograf Hilfe und Unterstützung bei den Arbeiten, die er nicht so gut kann oder die ihn von seiner eigentlichen Arbeit abhalten.

Starosta:

Idealerweise verfügt der Fotograf über ein oder zwei Assistenten, jemanden für Rechnungstellung und Buchhaltung und eine Agentur, die sich um die Vermittlung kümmert. Verkaufen sollte er seine Bilder auch nicht selbst, sonst geht er abends oft weinend ins Bett.

Könnte er irgendwann - und bei entsprechendem Talent - nicht auch in die Kunstfotografie wechseln?

Starosta:

Das sind zwei grundverschiedene Paar Schuhe. Für Kunstfotografie ist eine handwerkliche Ausbildung eher hinderlich. Der Kunstmarkt sperrt sich regelrecht gegen Presse- oder Studiofotografen. Dann müsste man schon Kunst studieren - mit dem Schwerpunkt Fotografie.

Und wie sieht es in diesem Beruf mit schönen Reisereportagen und Naturaufnahmen aus?

Starosta:

Früher hatten die Magazine lange Bildstrecken, aber das leisten sich viele Verlage heute nicht mehr. Außerdem war vor der Digitalfotografie vieles leichter. Heute tummeln sich eine Menge Hobbyfotografen oder Nebenberufler auf dem Markt, die zuerst Fotos machen und dann versuchen, sie zu verkaufen. Zudem ist der Markt für Fotobücher ebenfalls regelrecht überschwemmt.