Controller sind Allround-Talente - sie müssen gut in Kommunikation, weitsichtiger Planung und Unternehmensberatung sein.

"Wenn ich in meinen Vorlesungen frage, wer Controller werden will, melden sich von 80 Teilnehmern vielleicht zwei", sagt Tobias Scheytt. Der Beruf des Controllers werde als "nicht besonders sexy" wahrgenommen, meint der BWL-Professor an der Helmut-Schmidt-Universität. Seine Aufgabe sieht er deshalb auch darin, zu vermitteln, dass das Controlling in Unternehmen ein spannender Job ist. Denn das Vorurteil vom Zahlendreher im Rechnungswesen stimmt längst nicht mehr. Scheytt: "Heute gibt es Controlling in vielen Bereichen, zum Beispiel auch in der Unternehmenskommunikation."

Im Controlling geht es nicht nur darum, Zahlen zu sammeln, auszuwerten und einen Bericht darüber zu schreiben. Controller unterstützen und beraten heute die Geschäftsführung. Es gibt sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette: in Forschung & Entwicklung, in der Produktion, in Vertrieb und Marketing. Ihr Ziel ist es, Bedingungen zu schaffen, unter denen das Unternehmen möglichst wirtschaftlich arbeitet.

Im strategischen Controlling werden die Geschicke des Unternehmens gelenkt

Während das operative Controlling vor allem Ist und Soll vergleicht und daraus Handlungsempfehlungen ableitet, entwickelt das strategische Controlling Szenarien, wo das Unternehmen als Ganzes hin will. Wer im strategischen Controlling arbeitet, setzt die Zahlen verschiedener Abteilungen in Bezug zueinander, prüft, wo Kosten gespart werden können, wo Investitionen nötig sind - kurz gesagt, wie das Geschäft optimiert und ausgebaut werden kann. Das tun die Controller nicht im stillen Kämmerlein, sondern im direkten Gespräch mit den Beteiligten.

"Controller müssen darum kommunikationsstark, wissensdurstig und prozessorientiert sein", sagt Doris Mailänder, Geschäftsführerin der Personalvermittlung Treuenfels, die auf Berufe im Bereich Finanzen & Controlling spezialisiert ist. Sie müssten ein Interesse für die Kollegen haben und wissen wollen, was andere Abteilungen tun. "Controller sollten sich als Dienstleister verstehen", sagt sie. "Wer den Abteilungen gute Handlungsempfehlungen geben kann, ist auch gern gesehen."

Akzeptanz müssen sich Controller häufig erst erarbeiten. Gerade wenn das Controlling in einem Unternehmen neu ist, sind sie nicht immer beliebt. "Wenn die Mitarbeiter vorher einfach nur ihre Zahlen abgeliefert haben, und jetzt kommt da einer und fragt genau nach - da muss man gut vermitteln können, dass man der Abteilung nur helfen will", sagt Mailänder.

"Controller brauchen einen analytischen Verstand, müssen in Zusammenhängen denken, IT-affin sein, Projekt-Know-how und planerisches Talent mitbringen", fasst Lothar Kuhls zusammen. Der Managementberater ist Delegierter für Deutschland Nord beim Internationalen Controller Verein. Kommunikationskompetenz zählt er auch zu den Fähigkeiten, ohne die ein Controller erfolglos bleiben wird. Ebenso wie Geschäftskompetenz - das Wissen darum, wie das eigene Unternehmen funktioniert. "Das hat man natürlich ohne Berufserfahrung nicht", sagt Kuhls. "Darum ist es hilfreich, vor dem richtigen Berufseinstieg ein bis drei Praktika gemacht zu haben." Die aber auch nicht zu lang werden dürfen: "Insgesamt nicht mehr als ein Jahr."

Wer Controller werden will, studiert BWL und belegt am besten im Wahlpflichtfach Controlling. "Es gibt auch einige Masterprogramme, die auf Accounting und Taxation spezialisiert sind", sagt Professor Scheytt. Wer im Nachhinein auf den Controller-Zug aufspringen will, kann sich an der Controller Akademie mit Sitz in Gauting aus- und weiterbilden lassen. "Die Berufsaussichten sind gut", sagt Tobias Scheytt. "Und das bleibt auch in den nächsten Jahren so."

In den Job einsteigen können Hochschulabsolventen zum Beispiel als kaufmännische Geschäftsführungsassistenten, erklärt Lothar Kuhls. Einstiegspositionen gibt es in größeren Unternehmen häufiger als in kleinen und mittelständischen. Aber auch dort wächst das Gewicht, das man dem Controlling beimisst, und entsprechend entwickelt sich die Zahl der Stellen.

Wo er sich wohler fühlt, müsse der Einzelne selbst entscheiden, sagt Kuhls. "Im Konzern ist man einer von vielen, doch die Modalitäten sind sehr angenehm." Wer aber zu lange in einem Großunternehmen bleibt, für den kann ein Wechsel schwierig werden. "Im Mittelstand sollte man nach drei bis vier Jahren den nächsten Karriereschritt tun", rät Kuhls. Das könne auch im selben Unternehmen in anderer Funktion sein. "Im ersten Jahr lernt man das Unternehmen kennen, im zweiten entwickelt man eine gewisse Eigenständigkeit. Im dritten Jahr darf man eigene Projekte durchführen, und im vierten werden die Erfolge sichtbar." Dann sei es Zeit für den nächsten Schritt.

Sind die Arbeitszeiten oft auch lang und die Verantwortung groß - finanziell lohnt es sich, Controller zu werden. Das Einstiegsgehalt liegt bei gut 40.000 Euro pro Jahr. "Das ist deutlich mehr als im Rechnungswesen", sagt Doris Mailänder. "Dort wird auf Juniorpositionen 30.000 bis 35.000 Euro gezahlt." Mit ein paar Berufsjahren kommen Controller auf bis zu 60.000 Euro. "Und die Leiter Controlling verdienen im Mittelstand 70.000, in Großunternehmen 90.000 plus", sagt die Personalexpertin.

Wer darüber hinauswill, kann sich für die Geschäftsleitung empfehlen. Lothar Kuhls: "Seit etwa zehn Jahren ist es auch in Deutschland möglich, dass Controller zum Geschäftsführer aufsteigen." Das unterstreiche, welche Bedeutung das Controlling inzwischen habe. Früher sei so eine Karriere undenkbar gewesen.