Wer studiert, verbessert nebenbei auch seine eigenen sozialen Fähigkeiten. So etwa seine Kompromissfähigkeit oder Überzeugungsstärke.

Berlin. Flexibel, kommunikativ, teamfähig und stressresistent - so wünschen sich Arbeitgeber den idealen Hochschul-Absolventen. Studenten sollten darum ihre Soft Skills schon an der Uni trainieren. Möglich ist das in speziellen Kursen, aber auch jeden Tag in den normalen Seminaren, bei Gruppenarbeiten und in Hochschul-Gremien.

Teamfähigkeit lässt sich zum Beispiel bei gemeinsamen Referaten oder der Projektarbeit einüben. Planung, Recherche und Präsentation müssen gemeinsam bewältigt werden - so wie später im Job. Studenten sollten sich dabei in verschiedenen Rollen ausprobieren und ruhig auch mal die ungewohnte Leitung übernehmen, sagt René Gabriel, Ausbildungs- und Karriereberater aus Lübeck. Von einem Chef werde das später auch erwartet.

Klappt die Zusammenarbeit nicht auf Anhieb gut, werden Kompromiss- und Konfliktfähigkeit der Studenten trainiert. Am Ende sollte jedoch immer ein gemeinsames Ergebnis stehen. "Die Auseinandersetzung mit den Kollegen spielt später eine zentrale Rolle", sagt Gabriel. Dazu gehöre, sich selbst zurückzunehmen und anderen zu helfen.

Eine gute Vorbereitung auf das Arbeitsleben ist es auch, Verantwortung an der Hochschule zu übernehmen. Möglich sei dies etwa im Allgemeinen Studierenden Ausschuss. Dort können junge Leute lernen, sich selbst zu präsentieren: vor ihren Kommilitonen und der Hochschulverwaltung, aber auch öffentlich. Ziel sollte es sein, sich breit zu interessieren und dabei auch immer ein wenig mehr zu tun, als die eigene Rolle es verlangt. "Fach- und Führungskräfte bringen dieses Profil mit", sagt Karriere-Experte Gabriel.

An der Uni wie auch im Beruf sind außerdem Zeitmanagement und Selbstorganisation wichtige Fähigkeiten. "Das Studium fördert die Arbeit in Strukturen, die möglichst zielorientiert gestaltet werden", sagt Daniel Nölleke vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Uni Münster. Wer Seminare auswählen und Prüfungen anmelden will, sei automatisch gezwungen, sich zu strukturieren. Gelingt das Strukturieren den Studenten dann doch einmal nicht, werden sie auf diesem Wege wenigstens zu Experten im Umgang mit Drucksituationen. "Im Rahmen eines Studiums gibt es viele Deadlines, die es einzuhalten gilt", sagt Nölleke. "Da wird dann natürlich häufig auf den letzten Drücker gearbeitet." Das hat aber auch positive Seiten: Spontan ein Projekt zu übernehmen ist für Studenten im späteren Berufsleben meist kein Problem, weil sie das schnelle Reagieren und den Umgang mit Stress aus ihrem Hochschulalltag ja schon kennen.

Auch Flexibilität lernen Hochschüler - etwa wenn sie den Stoff mehrerer Kurse nebeneinander bearbeiten oder parallel für verschiedene Klausuren lernen. Dabei sei oft eine Art Understatement zu beobachten, das auch im Berufsleben gefragt ist, sagt Karriereberater Gabriel. Die Einstellung "das schaffe ich schon irgendwie" beweise Belastbarkeit, auch in Stresssituationen. Zudem lernen Studenten kontinuierliches Arbeiten auf bestimmte Ziele hin.

Das alles sind Fähigkeiten, die Studenten helfen, sich beim Einstieg in den Job zurechtzufinden. Darüber hinaus können Soft Skills wie Teamfähigkeit, souveränes Umgehen mit Stress oder Übung im öffentlichen Reden gewichtige Argumente in den Bewerbungsunterlagen sein. Absolventen müssen sich nur dessen bewusst werden, was sie alles über ihr Fachwissen hinaus an der Hochschule gelernt haben.

Und nicht zuletzt müssen sie ihre Fähigkeiten in Anschreiben und Lebenslauf gut verkaufen. Das heißt: Beispiele bringen. Statt seine Soft Skills einfach nur aufzuzählen, steht dann da: "In zahlreichen Arbeitsgruppen kon-nte ich meine Argumentationsfähig-keit weiter verbessern und unterschiedliche Positionen häufig zu sinnvollen Kompromissen zusammenführen."