Ein Coaching kann berufliche Konflikte lösen. Experten erklären, wie Sie einen guten Coach finden

Sobald Gabriela Friedrich ein Business-Coaching abgeschlossen hat, bittet die Hamburger Mental-Trainerin ihren Klienten, besser: "Coachee" um eine Referenz. Die Unterlage legt sie zu ihren Akten. Auf diese Weise kann sie nicht nur ihre "Fälle" dokumentieren, sondern hat auch neuen Kunden gegenüber eine Art Qualifikationsnachweis. "Ich selbst würde angesichts der Vielzahl an Coaching-Angeboten auch nach Referenzen fragen, um mir ein Bild von der Qualifikation und Arbeitsweise eines Anbieters zu machen", sagt Friedrich. Der Rat klingt hilfreich.

Anders als der Steuerberater, Zahnarzt oder Friseur des Vertrauens muss ein "Coach" keine einheitlich festgelegte Ausbildung und Zertifizierung vorweisen, entsprechend schwer lässt sich seine Qualifikation beurteilen. Das vielfältige Kursangebot an einer der 300 Akademien mit unterschiedlichen Abschlüssen und die unterschiedlichsten Profile und Spezialisierungen der derzeit über 8000 Coaches, die laut einer Erhebung der Universität Marburg ihr spezielles Wissen vermarkten, lassen kaum Transparenz zu.

Noch kompletter wird die Verwirrung, weil auch andere Berufsgruppen mit dem "Coaching"-Etikett ihre Kasse füllen wollen. Neben Therapeuten, Supervisoren und Psychlogen, denen aufgrund ihrer Vorbildung eine fachliche Nähe und Kompetenz attestiert werden kann, werben auch Esoteriker mit Angeboten wie "Astro-Coaching" oder "Spiritual Coaching" um Kunden.

Wie flexibel der Coaching-Begriff verwendet wird, zeigt beispielhaft das Angebot des ILS-Fernstudien-Instituts. Geworben wird hier für "Coaching-Lehrgänge wie die Stilberatung, die Feng-Shui-Beratung oder den Psychologischen Berater". "Es ist ziemlich viel Wildwuchs unterwegs, da sollte man genau hinschauen, wem man sich mit seinen Problemen anvertraut", sagt Christopher Rauen, Coach und Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V.

Eine systematische Herangehensweise erleichtert die Suche nach einem geeigneten Business-Coach. Namhafte Coaching-Experten sagen, wie es geht: Zunächst sollte der Suchende sich über das Wesen des Coachings im Klaren sein. Hierbei geht es ausschließlich um eine pragmatische, zielorientierte und zeitlich begrenzte Hilfe bei beruflichen Konflikten oder in Phasen der Neuorientierung. "In keinem Fall ist Coaching eine Art kurze Psychotherapie, wie viele glauben, sondern wendet sich ausschließlich an gesunde Menschen, die temporär einen Sparringspartner zur Lösung eines akuten Problems brauchen", sagt der Hamburger Coach und Psychologe Stefan R. Manzow.

Wie handfest die Anliegen ihrer Klienten sind, zeigt ein Blick in die Praxis. Oft sind Coaches bei Karriere-Sprüngen gefragt. Hier hilft der Coach der angehenden Führungskraft meist, ihre neue Rolle innerlich anzunehmen und mit entsprechendem Verhalten zu koppeln. Auch bei Konflikten mit Vorgesetzten, Mitarbeitern oder Kunden kann ein Coach seinem Klienten die dahinter liegenden Verhaltensmuster aufzeigen. Im besten Fall bewegt er ihn dazu, sein bisheriges Konfliktverhalten zu hinterfragen und zu ändern. Manzow: "Coaching ist ein dialogischer Prozess, der die Selbstreflexion beim Klienten anregt und ihn strukturiert bei seiner Lösungsfindung begleitet."

Um die Qualifikation eines Coaches beurteilen zu können, hilft meist ein Blick auf dessen Vita. Für Christopher Rauen sollte ein guter Coach über eine sogenannte "Schnittfeld-Qualifikation" verfügen. Hierbei verbindet er im Idealfall Kenntnisse der Human-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften mit fundiertem Know-how aus der Beratung. "Auf diese Weise kann er die Prozesse und Strukturen von Führungsebenen analysieren, ziel- und lösungsorientiert denken, argumentieren und arbeiten."

Die Grundausbildung des Coaches sollte Rauen zufolge mindestens 150 Stunden umfassen. Wer in die Tiefe gehen will, kann sich außerdem nach der Qualifikation und Erfahrung der Ausbilder, der Teilnehmer und nach der maximalen Teilnehmerzahl erkundigen. Rauen: "Manche Ausbildungen sind günstig, aber hoffnungslos überfüllt, sodass kaum individuell gelernt werden kann."

Auch das darüber hinausgehende Instrumentarium des Coaches gibt Aufschluss über seine Herangehensweise. Um das Coaching effizienter zu machen, kommen mittlerweile zahlreiche Methoden aus der Therapie - wie etwa Hypnose - auch im klassischen Business-Coaching zum Einsatz. Dazu zählt die in den USA entwickelte Methode BSFF (Be set free fast) mit der Spitzenkräfte ihr Unterbewusstsein durch prägnante "Anweisungen" für das Erreichen ihrer Ziele oder die Lösung ihrer Probleme instrumentalisieren. "Das ist schnelle Hilfe zur Selbsthilfe, die jeden Coaching-Prozess enorm verkürzen kann", sagt BSFF-Trainerin Gabriela Friedrich.

In jedem Fall lohnt ein Vergleich der Anbieter. Rauen rät, angesichts eines mehrmonatigen Coaching-Prozesses mehrere Personen und deren Angebote zu prüfen. Hier ist das Erstgespräch die Visitenkarte des Coaches. Er sollte dabei laut Manzow "seinen Arbeitsprozess verständlich erklären und einen konkreten Bearbeitungsvorschlag für die Fragestellung ausarbeiten". Wichtig sei, dass der künftige Coachee versteht, was ihn erwartet.

Auch Referenzen können hilfreich sein. Während Gabriela Friedrich ihre ehemaligen Klienten um schriftliche Beurteilungen bittet und Interessenten auf Anfrage - "natürlich in anonymisierter Form" - Verfügung stellt, gibt Manzow seinen Klienten auf Wunsch schon einmal die Telefonnummer eines ehemaligen Coachees. Selbstverständlich erst nach Absprache und mit des-sen Zustimmung.

Wie jedes Geschäft sollte auch Coaching auf einem schriftlichen Vertrag beruhen, der alle Leistungen, Kosten und Kündigungsfristen klar regelt. Der Coach dokumentiert außerdem den Beratungsprozess und stellt die Unterlage dem Kunden zur Verfügung. Manzow: "Dieses Vorgespräch ist in der Regel kostenlos. Wer hier bezahlen soll, weiß auf jeden Fall gleich, dass er an der falschen Adresse ist."

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