Christiane Voigt arbeitet als Physikerin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Zielstrebig eilt Christiane Voigt zum Hangar, um die "Falcon", einen zweistrahligen Jet, zu präsentieren. Doch die Falcon ist unterwegs. Auf einem Erkundungsflug. Wo sonst. Schließlich handelt es sich um ein Forschungsflugzeug. Aber die "Halo" ist da. Was klingt wie der Name eines Roboters, ist das neue Mitglied der Forschungsflotte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen.

"Halo" steht für High Altitude and Long Range Research Aircraft, also ein Flugzeug, das besonders hoch und weit fliegen kann. Jetzt gerade allerdings steht die Maschine vom Typ Gulfstream G550 auf ihrem Heimatflughafen und wird für den Einsatz umgerüstet: Haltevorrichtungen werden eingebaut - für die Messgeräte von Voigt und ihren Kollegen vom Institut für Physik der Atmosphäre am DLR.

"Wir messen Emissionen, untersuchen die Klimawirkung des Flugverkehrs und dessen Auswirkung auf die globale Erwärmung", sagt Christiane Voigt. Die Falcon zum Beispiel kann 1500 Kilogramm Nutzlast aufnehmen. Die Instrumente werden in Messbehältern unter die Flügel oder den Rumpf gehängt. Die Einsätze an Bord gehören zu den spannendsten in Voigts Berufsalltag. Auf ihrem Schreibtisch steht denn auch ein Modell der Falcon.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island haben Wissenschaftler des DLR Schwefeldioxid-Emissionen und Vulkanasche-Konzentrationen gemessen. "Bei unserer letzten Mission konnten wir mit der Falcon einen Airbus A380 in etwa zehn Kilometer Abstand verfolgen", sagt Physikerin Voigt. "Unsere Forschung ist auch im Interesse der Luftfahrtindustrie, mit der wir für einen ökoeffizienteren Luftverkehr zusammenarbeiten." Der Flugverkehr trage mit etwa fünf Prozent zur globalen Erwärmung bei. Dabei seien die Beiträge durch CO2 und Kondensstreifen mit je 40 Prozent ähnlich groß, 20 Prozent verursachten Stickoxide und andere Emissionen.

Christiane Voigt ist nicht nur leidenschaftliche Wissenschaftlerin, sondern auch mit Leib und Seele Mutter. An den Wänden hängen Kinderzeichnungen und Familienfotos. Drei Kinder hat sie. "Das geht nur, wenn man gut organisiert ist."

An der Uni Heidelberg hat Voigt Physik studiert, anschließend am Max-Planck-Institut in Heidelberg promoviert. Nach der Assistenzzeit an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich kam sie 2002 ans DLR. Dort leitet sie seit 2007 eine Nachwuchsgruppe in Kooperation mit der Universität Mainz, wo sie seit zwei Jahren als Juniorprofessorin tätig ist. "Ich war immer schon naturwissenschaftlich interessiert", sagt die 40-Jährige. Am meisten habe es sie gereizt, die Prozesse in der Erdatmosphäre zu verstehen.

Christiane Voigt will den Dingen auf den Grund gehen. Zum Beispiel, wenn es um die Auswirkungen der Verkehrsfliegerei auf das Klima geht: So führen Emissionen in zehn Kilometer Höhe definitiv zu Veränderungen der Treibhausgase Kohlendioxid und Ozon. Weniger fliegen hilft, und langsamer fliegen. Dass Kondensstreifen, die ein Flugzeug erzeugt, das Klima verändern, diese Erkenntnis ist relativ neu.

"Kondensstreifen bilden sich in Regionen, in denen auch Eiswolken entstehen können", sagt die Physikerin. Ob es etwas nützt, diese Gebiete zu umfliegen oder Flugzeuge in andere Höhen zu leiten, werde gerade erforscht. Und inwieweit es hilft, effizientere Triebwerke zu entwickeln, leichtere Flugzeuge zu bauen oder die Aerodynamik zu verändern.

"Um all dies zu erforschen, brauchen wir immer gute Leute", sagt Voigt. Besonders Frauen möchte sie ermutigen, in Forschungsberufe zu gehen. Es warten spannende Aufgaben: "Im September planen wir mit der Falcon Messungen am entgasenden Etna. Und im Sommer 2012 werden wir bei einer der ersten großen Halo-Missionen zu den Kapverden dabei sein."