Start ins Studium. Auslandssemester brauchen ein Jahr Vorbereitung. Die Ziele werden immer exotischer

Ibiza, Marokko, Vietnam - wer heute mit einem Auslandsstudium bei Personalern noch Aufmerksamkeit erregen will, der braucht dafür schon ein außergewöhnliches Ziel. "Immer mehr Studenten entscheiden sich für immer exotischere Ziele", erzählt Katrin Kühn, Studienberaterin für das Auslandsstudium beim International Education Center (IEC), das seit mehr als 15 Jahren Studenten kostenlos an Universitäten in der ganzen Welt vermittelt.

Sie weiß auch: "Es ist schwieriger geworden, den Auslandsaufenthalt ins Studium zu integrieren, seit wir in Deutschland den Bachelor-Abschluss haben." Um keine Zeit zu verlieren und sich die Kurse an der Heimat-Uni anrechnen lassen zu können, rät sie Studenten daher, unbedingt schon ein Jahr vor der Abreise mit der Planung zu beginnen. "Das ist natürlich auch abhängig von dem wichtigen Aspekt der Finanzierung", sagt die Studienexpertin. "Auslands-BAföG beantragt man zum Beispiel ein halbes Jahr vorher, Stipendien haben noch mehr Vorlaufzeit."

Grundsätzlich sollte sich laut Kühn jeder beim BAföG-Amt informieren, denn häufig haben auch solche Studenten Anspruch auf Berufsausbildungsförderung fürs Ausland, denen es für Deutschland verwehrt bleibt. "Das BAföG-Amt übernimmt zum Beispiel bis zu 4600 Euro Studiengebühren", sagt Kühn. "Dazu kommen Lebenshaltungskosten, Krankenversicherung und der Flug mit bis zu 1000 Euro."

"Je früher man mit der Planung beginnt, desto besser", meint auch Courtney Peltzer-Hoenicke, Teamleiterin des Bereiches Auslandsstudium beim Akademischen Auslandsamt der Uni Hamburg. Sie empfiehlt Studenten, schon bei der Wahl ihrer deutschen Hochschule genau zu schauen, welche Kooperationen mit Partner-Unis bestehen. "Gerade für Studenten von exotischeren Studiengängen wie Japanologie ist ein Auslandssemester häufig Pflicht", sagt sie. "Da lohnt es sich, vorab zu gucken, welche Uni einem das beste Angebot macht."

Daneben gebe es natürlich auch die Möglichkeit, auf eigene Faust ins Ausland zu gehen, sagt Peltzer-Hoenicke, aber das erfordere viel Selbstorganisation und ein größeres finanzielles Polster. "Weil man die Uni selber aussuchen muss, sich eigenständig bewirbt und die Studiengebühren aus eigener Tasche zahlen muss."

Ist diese Vorbereitung geschafft, geht die Arbeit erst so richtig los, denn jeder Student sollte sich vor der Abreise intensiv mit dem Gastland auseinandersetzen. "Wenn man in die USA geht, sind die kulturellen Unterschiede vielleicht nicht so gravierend, aber in Namibia ist der Lebensstandard ein ganz anderer", sagt Peltzer-Hoenicke.

Auch ein Blick ins Vorlesungsverzeichnis der neuen Uni ist ratsam: "Das Auslandsjahr bietet einem die Möglichkeit, auch fachlich den eigenen Horizont zu erweitern, indem man Kurse besucht, die nicht auf dem eigenen Lehrplan stehen", sagt Kühn vom IEC.

Im Gastland angekommen, ist der erste Kontakt mit den neuen Kommilitonen meist nicht schwer: "In der Regel veranstalten die Universitäten viele Ausflüge und Partys, auf denen man den Campus und die anderen Studenten kennenlernt", sagt Peltzer-Hoenicke. Anders bei der Wohnungssuche: Hier sind viele Studenten auf sich allein gestellt. Oft können andere ausländische Studenten da mit Tipps weiterhelfen.

Claudius Habbich ist Leiter des Referats Studium und Forschung im Ausland beim Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) in Bonn. Er findet: "Nach all dem Aufwand sollte man mindestens ein Jahr im Ausland bleiben, um sich richtig einzuleben und das Land gut kennenzulernen." Denn auf die erste Euphorie folge meist die Ernüchterung - und das sei dann der Zeitpunkt, an dem viele Studenten bereits den Weg nach Hause antreten. "Aber erst danach bekommt man den realistisch-positiven Blick für sein Gastland", glaubt Habbich.

Auch Courtney Peltzer-Hoenicke kennt das Auf und Ab, das der Auslandsaufenthalt mit sich bringt "Ich habe selber mehrere Austauschaufenthalte in Deutschland gehabt, beim letzten bin ich dann einfach hier geblieben", erzählt die US-Amerikanerin. "Schuld" daran war auch die große Liebe, die sie nach einem Jahr in Deutschland kennenlernte. "Das ist das Beste, was einem im Auslandsjahr passieren kann: Dass man gar keine Lust mehr hat, zurückzukehren", sagt sie lachend.

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