Personalberater Alexander Rahl erklärt, warum Stellenanzeigen heute vor allem optisch ein Appetithappen sein müssen

Mit Stellenanzeigen sollte man den Zeitgeist treffen, findet Alexander Rahl, Geschäftsführer der Personalberatung HR Management Consultants. Und der Zeitgeist fordert heutzutage: Keine langen Texte, Bewerber wollen visuell eingefangen werden. Als Personalberater beobachtet Rahl den Anzeigenmarkt besonders kritisch - und weiß aus eigener Erfahrung, worauf die Bewerber heute anspringen.

Abendblatt:

Herr Rahl, ist die Bewerbersuche schwieriger geworden?

Alexander Rahl:

Ja. Die Zeiten, in denen sich die Unternehmen ihre Bewerber aussuchen konnten, sind längst vorbei. Heute gibt es viele Stellen, die weit über ein Jahr nicht besetzt werden. Das hat unter anderem mit dem demografischen Wandel zu tun, da helfen auch die herkömmlichen Methoden der Personalberater offenbar nicht mehr. Sie müssen sich doch nur die Ingenieurbranche angucken. Uns fehlen schon heute rund 50 000 Ingenieure pro Jahr, und die Zahlen steigen stetig. Nicht umsonst ist Employer Branding, zu dem auch ein ausgefeiltes Anzeigenkonzept gehört, heute in aller Munde.

Wie schaffe ich es denn, mich mit meiner Stellenanzeige von anderen Unternehmen abzuheben?

Rahl:

Das geht vor allem über die Gestaltung und die richtige Medienauswahl. Und da gilt es wie gesagt, den Trend zu erkennen. Früher war es beispielsweise üblich, dass man die ausgeschriebene Position in den schillerndsten Farben schilderte. Außerdem waren die Anzeigen sehr textlastig.

Und was ist heute anders an den Stellenofferten?

Rahl:

Heute gibt es sogar Stellenanzeigen, zum Beispiel in der Automobilbranche, die enthalten nur noch ein großes Bild, die ausgeschriebene Position und eine Webseite, über die Bewerber Kontakt aufnehmen können. Das heißt, dass der Job und das Unternehmen überhaupt nicht mehr beschrieben werden, sondern stattdessen mit visuellen Faktoren gearbeitet wird.

Woran liegt das?

Rahl:

Nicht nur die Stellenanzeigen haben sich geändert, sondern vor allem die Menschen, die sie lesen. Früher waren die Menschen bereit, sich mit ausgiebigen sachlichen Informationen in der Anzeige auseinanderzusetzen. Heute ist das Wecken von positiven Emotionen bei der Gestaltung der Anzeige sehr wichtig, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Informationen sind der Website des Unternehmens zu entnehmen.

Umso schwieriger ist es aber doch, die Aufmerksamkeit auf die eigene Stellenanzeige zu lenken oder?

Rahl:

Genau. Stellenanzeigen werden in Bruchteilen von Sekunden wahrgenommen. In diesen Zehntelsekunden müssen Sie es erreichen, dass das Auge des Betrachters an der Anzeige hängen bleibt. Und nach diesem Prinzip gestalten Sie auch Ihre Stellenanzeige. Da fängt es schon an, sich Gedanken darüber zu machen, wie so eine Anzeige auszusehen hat. Natürlich wollen Sie als Unternehmen Anreize schaffen. Der Leser will einfach nur verstehen, worauf er sich bewirbt, andernfalls langweilt er sich. Also wird die Anzeige auf ein Minimum reduziert - auf Bild, Überschrift und Kontakt.

Glauben Sie, die ideale Stellenanzeige enthält also tatsächlich nur noch diese drei Punkte?

Rahl:

Das kann man so pauschal nicht sagen und ist sicherlich auch abhängig von der Branche. Wir als Unternehmen haben beispielsweise noch sehr textlastige Anzeigen und bekommen trotzdem immer wieder Lob von Ingenieuren, die sagen, dass sie unsere Anzeigen sehr ausführlich finden. Wollen Sie aber zum Beispiel einen Webdesigner ansprechen, dann sind Bild und Schlagwort das schlagende Argument.

Was ist ein Tabu in Stellenanzeigen?

Rahl:

Ganz klar: eine Überschrift, die die Position nicht beschreibt. Das findet man immer wieder, glücklicherweise aber immer seltener. Zum Beispiel wenn die Überschrift lautet: Mitarbeiter. Oder nicht die Position angegeben wird, sondern die Grundqualifikation, also statt eines Bauleiters wird ein Bauingenieur gesucht. Das ist ein No-go.

Und wie stehen Sie zu englischen Positionsbezeichnungen?

Rahl:

Ich halte die häufig nicht für zielführend, weil englische Begriffe meist nur dann gewählt werden, wenn man unfähig ist, Klartext zu reden. Andererseits: Wenn ich in einem internationalen Unternehmen arbeite und die Position auch gutes Englisch erforderlich macht, dann ist es durchaus gängig, eine Anzeige auf Englisch zu formulieren. Dann gehört aber auch ein englischer Unternehmenstext dazu, damit die Textauswahl auf Englisch gleichzeitig zum Selektionskriterium wird.