... eine Übersetzerin? Ulla Heyne bringt technische Texte vom Englischen ins Deutsche

Hamburg. Ulla Heyne arbeitet seit zwölf Jahren als freiberufliche Übersetzerin. Die 42-Jährige bringt technische Texte aus dem Englischen ins Deutsche: Darunter sind Betriebsanleitungen, Handbücher und Internetseiten. Auftraggeber der Fachübersetzerin sind vor allem Unternehmen im In- und Ausland. Acht von zehn Jobs bekommt sie über direkte Kontakte, 20 Prozent erreichen sie über Übersetzungsbüros. Sie bringen via Internet Auftraggeber und Übersetzer weltweit zusammen. "Diese Online-Aufträge sind eine gute Ergänzung zu meinen Direktkunden."

Maximal schafft sie am Tag die Übersetzung von 3000 Wörtern. Bei sechs bis zehn Cent Honorar pro übersetztem Wort kann sie "an sehr guten Tagen" bis zu 400 Euro verdienen. "Aber davon muss ich auch noch Steuern zahlen und mich selbst versichern", betont die Freiberuflerin.

Der Markt für Übersetzer in Deutschland ist durch die Globalisierung gewachsen. Immer mehr Unternehmen agieren über Landesgrenzen hinweg, auch kleinere Hamburger Betriebe machen mittlerweile Geschäfte mit Ungarn, Usbekistan oder China. Übersetzer arbeiten darum häufig in internationalen Projekten und mit Kollegen aus anderen Ländern und in anderen Zeitzonen zusammen. Dazu muss der Übersetzer auch technisch versiert sein, denn vielerorts wird mit Softwareprogrammen wie Computer Aided Translation Systemen und Translation Memories gearbeitet. Festangestellte Übersetzer in Fremdsprachenabteilungen großer Unternehmen müssen außerdem Projektmanagement und Logistik beherrschen.

Die Honorare der Sprach-Experten sind mit ihren Aufgaben indes nicht mitgewachsen. Vielmehr stagnieren sie. Das liegt auch am World Wide Web, in dem mittlerweile viele Agenturen und Übersetzungsservices wie etwa Google translate automatisierte Übersetzungen anbieten.

Bei einfachen Texten helfen eine Software oder ein elektronisches Wörterbuch manchmal, bei anspruchsvolleren nicht. "Die menschliche Sprache ist zu komplex für eine Maschine", betont Norma Kessler, Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ). Der Unterschied zwischen beiden Berufen liegt übrigens in ihrem Arbeitsmaterial. Übersetzer bearbeiten Texte, Dolmetscher Reden.

Zu den Anforderungen sagt Ulla Heyne: "Ein guter Übersetzer beherrscht nicht nur die Sprachen, sondern kennt sich auch fachlich in der Branche seines Kunden aus. Oft muss man Worte interpretieren und die branchenspezifische Bedeutung eines Begriffes kennen. Deswegen würde ich beispielsweise keine Verträge oder betriebswirtschaftliche Inhalte übersetzen, ich konzentriere mich lieber auf Technik. Davon verstehe ich etwas."

Laut BDÜ geht der Trend vom Allrounder zum Fachübersetzer. Neulinge sollten deswegen außer sprachlicher Qualifikation unbedingt eine Fachspezialisierung mitbringen. Hanno von der Decken, Chef des Übersetzungsdienstleisters tolingo: "Ein guter Fachübersetzer ist ein Sprachvermittler: Er kann, weil er spezialisiert ist, selbst komplexe Zusammenhänge einfach und verständlich übersetzen." Andernfalls bestehe das Risiko, dass ein Text seinen Zweck verfehle und es zum Beispiel zu Bedienungsfehlern komme. Ulla Heyne sagt es klipp und klar: "Heute hat der Übersetzer die besten Karten, der auf einem Fachgebiet Spezialist ist."