Nach einer Kündigung sind Wut und Enttäuschung zwar verständlich, doch sie bringen nicht weiter. Karriereberater geben Tipps

Die Kündigung kam ohne Vorwarnung. Die Abteilung von Marketingleiterin Marina Seifert, 42, wurde ausgelagert. Der Leitende Controller Konstantin Martens, 45, kam mit seinem Chef nicht zurecht und stand kurz vor einem Burnout. Seine Firma schlug ihm schließlich die Trennung vor.

Der Jobverlust ist für die Betroffenen meistens ein Schockerlebnis. In dieser ersten Phase sei es wichtig, Ruhe zu bewahren, raten Outplacementexperten, die gekündigten Mitarbeitern bei der Jobsuche helfen. "Unabhängig wie alt der Arbeitnehmer ist, sollte er zunächst innehalten, zurück blicken und eine Bestandsaufnahme machen", sagt Horst van Gageldonk, Geschäftsführer der Hamburger Managementberatung gmo. Nicht ratsam jedoch sei es, in Aktionismus zu verfallen und sich planlos zu bewerben.

Der erste Schockzustand könne etwa zwei Wochen dauern, sagt Karriereberaterin Karena Buder. "Der Gekündigte sollte sich Zeit geben, sich verwöhnen und dann mit Freunden darüber sprechen. Viele verkriechen sich jedoch, schotten sich völlig ab, sodass selbst enge Freunde von der Kündigung erst Monate später erfahren."

Jede Kündigung ist immer auch ein Angriff auf das Selbstwertgefühl. Dies gilt umso mehr, je unverständlicher die Gründe sind. Wird eine Abteilung ausgelagert und sind viele Kollegen betroffen, sei die Entscheidung leichter hinzunehmen. Buder: "Für die eigene Aufarbeitung ist es wichtig, ob ein Makel bleibt und man sich als Verlierer fühlt."

In der zweiten Phase geht es darum, konstruktive Ansätze für die Zukunft zu entwickeln. Dazu gehört auch die Frage: Hätte ich Warnsignale bemerken können? Zum Blick zurück gehört auch, den eigenen Part sachlich zu sehen.

In dieser Phase der Aufarbeitung können Personalberater helfen. "Wir sorgen dafür, dass der Kandidat wieder Zuversicht gewinnt und Chancen erkennt", sagt van Gageldonk. Dazu gehöre auch, Belastungsaspekte und Negativerfahrungen zu betrachten. So bemerkte Konstantin Martens erst im Gespräch mit seinem Berater, wie sehr er unter seinem Chef und der mangelnden Wertschätzung gelitten hatte.

In einem nächsten Schritt geht es darum, Potenziale und Erfolge zu benennen. Van Gageldonk: "Wir betrachten in einem kreativen Prozess die Talente und schnüren einen Kompetenzrucksack." Manchmal entstehen dabei auch Alternativen, die mit dem bisherigen Job wenig zu tun haben. Bei einigen Kandidaten fördert die intensive Beschäftigung mit der Neuorientierung eine Neigung zur Beratung oder zur Selbstständigkeit zutage. Die Umsetzung hänge dann von der Motivation, der Ernsthaftigkeit des Wunsches und von geeigneten Kontakten ab. Aber auch dabei können Outplacementberater Unterstützung anbieten. "Wir sind mit vielen Personalchefs gut vernetzt und machen den Kandidaten zu seinem eigenen Marketing- und Vertriebschef", sagt van Gageldonk.

Im Schnitt dauert es von der Kündigung bis zu einem beruflichen Neubeginn etwa sechs Monate, unabhängig vom Alter der Gekündigten. Wichtig sei ein zielgerichtetes Vorgehen bei der Suche nach einer neuen Anstellung. "Das Zauberwort heißt aktiv werden und selbstbewusst auf dem Bewerbermarkt agieren", sagt Karriereberaterin Suzanne Thomas. Auch dürfe der Bewerber nicht zu skeptisch bei Jobprofilen sein, wenn er diese Maximalforderungen nicht zu 100 Prozent erfülle.

Was ist aber, wenn der Schockzustand anhält? "Wer aus der Negativspirale selbst nicht rauskommt sollte sich professionelle Hilfe suchen, die Zuversicht vermittelt und einen bei Rückschlägen auffängt", rät Buder. Der Controller Martens nutzte die Trennung für einen Neubeginn. Er ist mittlerweile kaufmännischer Geschäftsführer.