Alt und Jung können sich im Job sehr gut ergänzen. Trotzdem halten viele noch immer an ihren Vorurteilen gegenüber der anderen Generation fest

Besonders wenn es um Neue Medien und das Internet geht, ist der Generationenunterschied deutlich spürbar. "In meinem Alter hat man die Möglichkeiten des Web 2.0 nicht gleich mit der Muttermilch aufgenommen. Ich muss schon bewusst darüber nachdenken, wie ich sie in meinem Arbeitsalltag sinnvoll nutze", sagt Claudia Förster.

Die 46-Jährige ist Managerin bei der Telekom Deutschland Gesellschaft. In Fragen des Web 2.0 hat sie einen erfahrenen Mentor. Den 27-jährigen Helge Wangler. Meist einmal im Monat treffen sich die gestandene Führungskraft und der Nachwuchsmanager. Helge Wangler hilft dabei Claudia Förster, die Welt von Xing und Co. zu verstehen.

Rund 20 Teams dieser Art gibt es derzeit im Unternehmen. Claudia Förster hat den "intergenerativen Dialog", wie er intern genannt wird, mit entwickelt. Sie ist davon überzeugt, dass heterogene Gruppen das Unternehmen erfolgreich machen. "Der Perspektivwechsel ist eine Bereicherung für uns beide", sagt Förster. Sie erhält Wissen aus erster Hand. Ihr Mentor wiederum hat die Möglichkeit, sich mit erfahrenen Führungskräften zu vernetzen.

In der Theorie klingt es plausibel. Jung und Alt ergänzen sich in ihren Talenten. Die Jungen stürmen mit Ehrgeiz voran, die Älteren helfen mit ihrem Erfahrungsschatz aus. Im Idealfall sind diese gemischten Teams erfolgreicher als heterogene. Doch die Realität sieht oft anders aus. Junge Mitarbeiter werfen den Älteren fehlende Flexibilität und Lernfähigkeit vor. Die Älteren halten den Jungen ihre mangelnde Erfahrung vor.

Die Älteren haben häufig die besseren Arbeitsverträge

Zusätzlich treffen zwei verschiedene Berufswelten aufeinander, sagt Cornelia Seitz vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft. "Die Älteren haben häufig bessere Konditionen, unbefristete Arbeitsplätze, mehr Geld und besetzen oft auch Nischenpositionen." Unter diesen Umständen kann es schon sein, dass Alt und Jung nicht unbedingt harmonisch zusammenarbeiten. Seitz hat zum Thema "Älter werden im Unternehmen" Studien erstellt und bietet Unternehmen dazu Beratung an. Doch wenn es um Teams gemischten Alters geht, Tandems oder Mentoringprogramme, schalten viele Firmen ab.

Dabei gibt es schon in der Kommunikation bestimmte Unterschiede. Die Generation 30 ist hochtechnologisch, nutzt moderne Medien sehr stark und setzt sie auch für Präsentationen ein. "Wer heute über 40 ist, legt in der Regel größeren Wert auf den persönlichen Kontakt, weil er dessen Wert und Nutzen im Laufe seines Berufslebens schätzen gelernt hat", sagt Ralf Overbeck, Unternehmensberater und spezialisiert auf das Thema der Zusammenarbeit von Jung und Alt. Gerade junge Führungskräfte mit älteren Teams sollten das berücksichtigen und ihre Mannschaft nicht mit Powerpoint-Präsentationen überfrachten.

Nach einer Umfrage des Karriereportals Carreer-Builder.com haben vier von zehn Arbeitnehmern über 35 Jahre einen jüngeren Vorgesetzten. Etwa jedem zehnten Arbeitnehmer fällt es dabei schwer, dessen Anweisungen entgegenzunehmen. In solchen Fällen wird den Führungskräften oft ein überhebliches Verhalten vorgeworfen. Unterschwellig schwingt darin die Kritik mit, der Vorgesetzte habe sich seine Position nicht erarbeitet.

Aber auch zu wenig Anleitung und die Bevorzugung jüngerer Mitarbeiter gehören zu den Vorwürfen. Junge Vorgesetzte tun also gut daran, vor ihren Mitarbeitern nicht all zu forsch aufzutreten. Denn theoretische Ausbildung, internationaler Hintergrund und Mehrsprachigkeit ersetzen eines nicht: die Erfahrung, auch mal mit kniffeligen Situationen zurechtzukommen.

Das Technologieunternehmen Sick setzt darum seit Jahren auf altersgemischte Teams. Auf diese Weise sollen die Innovationskraft und das neue Wissen der jungen Mitarbeiter, das Expertenwissen der mittleren Generation und das betriebliche Erfahrungswissen der Generation 50plus zueinanderfinden. Damit wird die Nachfolgeregelung erleichtert, und auch das Wissensmanagement funktioniert besser, da der Austausch bei der täglichen Arbeit erfolgt.

Für Unternehmensberater Overbeck sind altersgemischte Teams die beste Wahl, um den Dialog zwischen Alt und Jung zu fördern. Seminare hält er in dieser Frage für wenig zielführend. "Sinnvoller ist das gemeinsame Erleben der unterschiedlichen Stärken der jeweiligen Generation im operativen Geschäft, wenn man gemeinsam die sprichwörtliche Kuh vom Eis holt", sagt Overbeck. Solche Erfahrungen bleiben hängen.

Firmen können auf die Erfahrung Älterer nicht verzichten

Vernünftige Lösungen müssen jenseits von Jugendwahn und Senioritätsprinzip gefunden werden. Denn im Zuge des demografischen Wandels mit immer älteren Belegschaften wird es schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr möglich sein, dass Einkommen und Einfluss mit zunehmendem Alter steigen. Gleichzeitig können es sich Unternehmen aber auch nicht leisten, wichtiges Erfahrungspotenzial zu verschenken, indem sie allein auf junge Mitarbeiter setzen. Das Verbot der Altersdiskriminierung gilt nach dem Willen des Gesetzgebers in beide Richtungen. Jung und Alt sollen vor ihr gleichermaßen geschützt werden.

Beim Henkel-Konzern hat man die Mischung der verschiedenen Unternehmensbereiche, Abteilungen und Teams gut im Auge. Diversity Manager achten darauf, dass nicht nur Alte und nicht nur Junge zusammenarbeiten. Sieht man eine Entwicklung in diese Richtung, werden die Führungskräfte zum Gegensteuern angeregt. "Befehlen kann man das nicht, es ist eher ein sanfter Druck in diese Richtung", sagt Sprecherin Heike Ambaum. Zusammenarbeiten, das müssen Jung und Alt dann immer noch alleine.