Auswahlverfahren sind unterschiedlich, doch das Motivationsschreiben ist an allen Hochschulen ein wichtiger Teil des Prozesses.

Lena Beckmann will Karriere in der internationalen Luftfahrt machen. Der Studiengang "Master of Science in Management" an der Kühne Logistics University (KLU) in Hamburg erschien ihr darum als ideale Ergänzung ihrer bisherigen Ausbildung. "Ich habe Speditionskauffrau gelernt und einen Bachelor im Luftfahrtmanagement. Im Master geht es mir nun um generelle Managementkompetenzen."

Über Hochschule und Studiengang hatte sich die 26-Jährige zuvor beim öffentlichen "Buddy Day" (nächster Tag der offenen Tür am 29. Mai) und virtuell über die KLU-Facebook-Seite "Ask a student" informiert. "Das sind tolle Möglichkeiten, um etwas über die Herausforderungen im Studium und im Bewerbungsprozess zu erfahren", sagt Lena Beckmann.

Letzterer fußt bei der privaten KLU auf einem ausführlichen, englischsprachigen Online-Fragebogen. Außerdem müssen Interessenten ein Bewerbungsschreiben, den Lebenslauf sowie Empfehlungs- und Motivationsschreiben einreichen.

"Uns interessiert die gesamte Persönlichkeit des Bewerbers", sagt Programm-Managerin Verena Fritzsche. Sie wünscht sich Interessenten, die in ihrer Bewerbung etwas über sich selbst und ihre Ideen preisgeben. "Indem etwa Kreativität und Individualität anklingen, hebt sich der Kandidat zudem von der Masse ab." Die Note des Bachelor-Abschlusses allein sei nicht ausschlaggebend. Obwohl es mit einer mittleren Note schon schwieriger werde, einen Studienplatz zu ergattern, räumt Fritzsche ein. "Doch aus gutem Grund. Unsere akademischen Herausforderungen sind hoch."

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Generell hoch sind auch die Bewerbungsanforderungen an privaten Hochschulen, die staatlichen sind da oft weniger anspruchsvoll. Für das Masterprogramm "Master of Science Betriebswirtschaft (Business Administration)" an der Universität Hamburg etwa sind zu je 50 Prozent die Bachelor-Note und der TM WISO (Test für Masterstudiengänge in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) entscheidend. "Das ist ein Test zur Erfassung von Fähigkeiten, die für das erfolgreiche Absolvieren des Masterstudiums von Bedeutung sind", erklärt Programmdirektorin Professor Dorothea Alewell von der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität. Weder Motivations- noch Referenzschreiben sind hier gefordert und auch "der Lebenslauf insgesamt und seine Formulierung spielen für die Zulassung keine Rolle".

An der staatlichen HafenCity-Universität hingegen wird zumindest für die Studiengänge "Urban Design" und "Stadtplanung" ein Motivationsschreiben verlangt. Stephan Wanninger, im zweiten Semester im Master-Studiengang Stadtplanung, hat darin mit seinen Zukunftsplänen argumentiert. "Der Master ist Voraussetzung für eine Bewerbung im Baureferendariat." Der Abschluss soll ihm den Weg in den höheren technischen Verwaltungsdienst ebnen. Der 25-Jährige rät anderen Bewerbern, sich für das Motivationsschreiben Zeit zu nehmen. "Erst mal Stichworte sammeln und dann Formulierungen finden, die den Gedanken wirklich auf den Punkt bringen."

+++Ein Job mit hervorragenden Perspektiven+++

Die Zeit und Mühe lohnen sich, ist Sebastian Horndasch überzeugt. Der Berliner Bildungsberater und Autor von "Master nach Plan. Erfolgreich ins Masterstudium" sagt: "Eine sehr gute Bewerbung kann so manches herausreißen." Wenn es das Bewerbungsprozedere erlaubt. Doch auch wenn es im angepeilten Institut vor allem auf die Note ankommt, sei ein mittlerer Bachelor-Abschluss nicht das Aus. "Vielleicht an den Top-Hochschulen, aber es gibt ja Alternativen."

Für viele Studenten scheint die Hochschullandkarte jedoch vor allem aus populären westdeutschen Großstädten zu bestehen. "Dabei gibt es hervorragende Hochschulen, zum Beispiel in Ostdeutschland, und auch der Blick in Nachbarländer lohnt sich."

Eine Suche im Internet hilft, deutsche Bildungseinrichtungen zu finden: www.hochschulkompass.de ermöglicht eine gezielte Suche bei 387 Hochschulen. Und bei den etwas weniger nachgefragten Hochschulen gilt meist: "Qualifizierte Bewerber - die also die von den Hochschulen veröffentlichten Voraussetzungen erfüllen - werden genommen", sagt Horndasch.

Bei der Suche nach dem passenden Master-Studienplatz helfen zudem Hochschul-Rankings, die Qualität von Forschung und Lehre der jeweiligen Studiengänge bewerten. Und schließlich sind persönliche Präferenzen relevant, denn sie liefern gute Argumente für die Bewerbung. "Wer forschungs-orientiert studieren möchte, könnte schauen, wo interessante Köpfe lehren", sagt Bildungsberater Horndasch. "Wer Auslandserfahrung sammeln möchte, orientiert sich an Kooperationen mit interessanten Hochschulen im Ausland, und wer bereits seine Karriere fest im Blick hat, an guten Career Centern und daran, welche Hochschulen in der Industrie hoch angesehen sind." In seinem Motivationsschreiben damit zu argumentieren, belege eine durchdachte Auseinandersetzung mit der Studienwahl - und das kommt immer gut an.