Apothekerin Caroline Hass berät Kunden und stellt Arzneimittel her. Für Gespräche mit Patienten braucht sie oft Fingerspitzengefühl.
Mehratomige Teilchen, die zusammengehalten werden durch chemische Bindungen - was andere Schüler abschreckte, faszinierte Caroline Hass bereits als Jugendliche. "Ich fand es schon immer spannend, welche Wirkung kleinste Moleküle auf den menschlichen Körper haben", sagt die 26-Jährige. Ihre Lieblingsfächer damals: Biologie und vor allem Chemie.
Dass sie Pharmazie studieren würde, stand für Hass schon weit vor dem Abitur fest. Sechs Monate ihres praktischen Jahres arbeitete sie in der Forschung und Entwicklung bei Beiersdorf, sechs Monate in einer Apotheke. Das pharmazeutische Wissen anwenden zu können und der Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen gaben den Ausschlag für die Apotheke. "Mit dem Pillendreher von früher hat unser Job heute nur noch wenig zu tun", sagt Hass, die seit Anfang 2011 in der Elefanten-Apotheke in Barmbek angestellt ist.
Ihr Arbeitstag beginnt meist mit der Kontrolle der Rezepte vom Vortag, bevor diese an die Krankenkasse geschickt werden. Zudem prüft sie regelmäßig Verfallsdaten und Bestände der Medikamente. Den Großteil ihres Jobs macht jedoch die Beratung aus. Um 8 Uhr steht Hass hinter dem Tresen, wenn die ersten Kunden mit Rezepten und Fragen zu Rückenschmerzen, Schnupfen oder Bindehautentzündung aber auch zu Magengeschwüren oder Allergien kommen.
Bei verschriebenen Arzneien informiert sie zu Dosierung, Anwendung und Nebenwirkungen, fragt nach Unverträglichkeiten oder anderen Medikamenten, die der Patient einnimmt. "Bei Unklarheiten halte ich auch kurz Rücksprache mit dem behandelnden Arzt", sagt die Pharmazeutin. Denn es stelle sich im Gespräch mit dem Kunden schon mal heraus, dass sich ein bereits eingenommenes Medikament für eine andere Erkrankung mit dem auf dem Rezept nicht verträgt.
+++Gut beraten: Schönheit aus der Apotheke+++
+++Von Termin zu Termin+++
"Aber auch mit frei verkäuflicher und homöopathischer Arznei gilt es äußerst verantwortungsvoll umzugehen", sagt Hass. So könne etwa das nicht verschreibungspflichtige Omeprazol gegen Magenentzündungen in Verbindung mit dem Blutgerinnungshemmer-Wirkstoff Clopidogrel Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen. Und bei Asthmatikern könne die Einnahme des Volksschmerzmittels Aspirin ein Zusammenziehen der Bronchien auslösen und damit eine asthmatische Reaktion.
"Eine Diagnose dürfen wir nicht stellen, das ist den Ärzten vorbehalten", sagt Hass. Trotzdem kommen immer wieder kranke Menschen, die sich selbst behandeln möchten, um Zeit und Praxisgebühr zu sparen. Hass darf bei leichten Erkrankungen dann zwar eine Empfehlung zu nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten geben, muss aber gleichzeitig auf den Arzt verweisen und die Grenzen der Selbstmedikation ansprechen.
Auch ältere Menschen, die einfach nur ein Gespräch suchen, kommen regelmäßig in die Apotheke. Für sie findet Caroline Hass ebenfalls Zeit. "Der Termindruck erlaubt es Ärzten heute oft kaum noch, Krankheiten, Anwendungen oder das Inhaliergerät richtig zu erklären", sagt Hass. Diese Aufgabe gehe mehr und mehr auf die Apotheker über. Dabei müsse man auch schon mal zwischen den Zeilen lesen, denn manchem ist es unangenehm, über Blasenschwäche oder Fußpilz zu sprechen.
Über die Beratung hinaus passt Caroline Hass den Patienten im Nebenraum Kompressionsstrümpfe an, misst Blutdruck, Blutzucker und Cholesterol - und gibt auch hier Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung. Selbst heute noch werden einige Medikamente in Apotheken hergestellt. "Bei uns schreiben speziell zwei Hautärzte oft Individualrezepturen", sagt Hass. Danach rührt sie für die Patienten Salben und Cremes mit einem Mischgerät an. Und auch für Kleinkinder fabriziert sie immer wieder selbst Kapseln. "Der kleine Körper verträgt die hohe Dosierung einiger Arzneien nicht, wie etwa bei blutdrucksenkenden Mitteln", sagt die Apothekerin.
Apotheker lernen lebenslang. Schon allein weil jedes Jahr 30 bis 50 neue Arzneiwirkstoffe auf den Markt kommen. Für Hass kommt noch die Bandbreite der homöopathischen Arzneien und Naturheilmittel hinzu, ein Schwerpunkt bei ihrem Arbeitgeber. Ob zu Neuentwicklungen von Arzneien, Naturheilkunde oder Kommunikation im Verkauf - im Schnitt nimmt sie alle zwei Monate an Fortbildungen teil. Zukunftspläne hat Caroline Hass auch: Demnächst will sie ein Masterstudium in klinischer Pharmazie beginnen - um noch besser beraten zu können.