Neben Arzneien werden die Angebote an Kosmetika und Beratungen immer umfangreicher. Produkte mit Gesundheitsbezug werden von den Kunden angenommen.

Bunter Traubenzucker, Babyfläschchen und Schnuller, Vitaminpillen und exklusive Hautpflegeprodukte: Auf den ersten Blick muten manche Apotheken an wie eine Drogerie oder ein Kosmetiksalon - auch wenn die Medikamente natürlich hinter dem Tresen sichtbar sind. "Die eigentliche Hauptware von Apotheken sind und bleiben die Arzneimittel", sagt Reinhard Hanpft, Geschäftsführer der Apothekerkammer Hamburg. Darüber sollten sorgfältig arrangierte Regale mit Produkten gegen Falten oder Ähnliches nicht hinwegtäuschen.

Dennoch machen die sogenannten apothekenüblichen Waren einen nicht unerheblichen Anteil am Umsatz von Apotheken aus. Doch was versteht man darunter? Hanpft: "Es sind Mittel, die im weitesten Sinne einen Gesundheitsbezug haben." Was verkauft werden darf, ist über die Apothekenbetriebsordnung gesetzlich geregelt. Es gibt fünf Untergruppen.

Zum einen die Medizinprodukte. Dazu gehören Pflaster, Watte, Verbände oder Inkontinenzbinden. Eine zweite Gruppe sind Mittel sowie Gegenstände, "die der Gesundheit von Menschen und Tieren mittelbar oder unmittelbar dienen oder diese fördern". Darunter fallen Kräuter und Pflanzen wie pure Kamillenblüten oder Pfefferminzblätter, die zu Tees aufgegossen oder deren Dämpfe inhaliert werden können. In einigen Apotheken ist das Angebot an Süßigkeiten wie Gummidrops oder Lakritz auffallend umfangreich.

Viele Apotheken bieten ein breites Sortiment an Pflegeprodukten und Kosmetika an - von dermatologischen Produkten für Menschen mit extrem trockener oder empfindlicher Haut bis zu Präparaten auf der Basis von Naturstoffen. "Für solche Produkte gibt es eine große Käufergruppe - die Kunden haben Vertrauen, dass die Produkte beispielsweise allergiegetestet und für Menschen mit Problemhaut gemacht sind", sagt Sabine Gnekow, deren Apotheke in Wandsbek an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat. Es gibt dort zudem eine große Produktauswahl für Eltern, von Milchpulver, Milchpumpen zum Ausleihen bis zu Spezialnahrung für Kinder bei Durchfall.

Gerade unter den Herstellern von Pflegeprodukten gibt es laut Hanpft von der Apothekerkammer Anbieter, die ihre Produkte exklusiv in Apotheken anbieten. Das heißt, sie finden sich nicht in Drogeriemärkten, Reformhäusern oder in Kosmetikabteilungen der Kaufhäuser. "So etwas nennt man Vertriebsbindung. Ein Hersteller entscheidet von sich aus, seine Produkte nur in Apotheken zu vertreiben, er möchte unter Umständen das Image nutzen, das sich mit einer Apotheke und der Förderung von Gesundheit verbindet", sagt Hanpft.

"Wir verkaufen Kosmetika, die zum größten Teil apothekenexklusiv sind", sagt Apothekerin Stefanie Knälmann, die vier Filialen in Hamburg betreibt. Dazu gehören Anti-Aging-Produkte. So seien viele der Kosmetika ohne Farb-, Parfüm-, oder Konservierungsstoffe hergestellt. "Eine Apotheke sollte aus meiner Sicht nicht nur für kranke Menschen da sein, sondern auch für Gesunde, die sich wohl in ihrer Haut fühlen wollen." In ihren Filialen gibt es einen speziellen Raum, in dem Kosmetikerinnen Beratungen und Behandlungen anbieten, in drei davon gibt es dieses Angebot hin und wieder, in einer Apotheke täglich.

"Informationsträger", die sich mit der Gesundheit von Menschen und Tieren befassen, dürfen ebenso vertrieben werden. "Das können Ratgeber, Bücher, Zeitschriften oder CDs sein, in denen Themen wie Krankheiten und Gesundheit behandelt werden", sagt Hanpft. So liegt in vielen Apotheken unter anderem gratis die Zeitschrift "Apotheken Umschau" aus, die alle zwei Wochen erscheint und zu den meistgelesenen Zeitschriften Deutschlands zählt.

Auf der Liste der apothekenüblichen Waren stehen zudem Materialien wie Chemikalien, Prüfmittel und Reagenzien für den Laborbedarf, aber auch für den Hausgebrauch. So können Alkohollösungen zum Desinfizieren, aber auch Natron zum Backen oder destilliertes Wasser für Haushaltsgeräte wie das Bügeleisen erworben werden. Mittel zur Schädlingsbekämpfung und zum Pflanzenschutz dürfen ebenfalls von Apothekern vertrieben werden. Das heißt aber nicht, dass alle Apotheken alles vorrätig haben, was erlaubt wäre. Welche Produkte angeboten werden und welchen Umsatzanteil sie bei den einzelnen Apotheken ausmachen, können die Betreiber entscheiden. "Es gibt keine Vorschriften dazu, solange die Produkte unter die Apothekenbetriebsordnung fallen", sagt Hanpft.

"Mitten in der Stadt werden Mittel zum Pflanzenschutz oder zur Aufzucht von Tieren eher selten angefragt, das ist wirklich zum Sonderfall geworden", sagt Gnekow. Das bestätigt auch Stefanie Knälmann. Auf Wunsch stellen die Mitarbeiter aber bestimmte Produkte zur Pflege von Tieren her, etwa für Hufkrankheiten bei Pferden. "Wenn das Mittel nicht rezeptpflichtig ist, brauchen wir eine genaue Beschreibung der Zusammensetzung, dann mischen wir es zusammen", sagt Knälmann.

Immer wieder laden Apotheken zu speziellen Gesundheitstests ein. "Das gehört zu dem traditionellen Leistungsspektrum dazu", sagt Hanpft. Gemeint sind Blutdruckmessung, die Bestimmung des Blutzuckerwerts oder Urinuntersuchungen. Ob ein Apotheker dafür ein Honorar nimmt oder diesen Service kostenlos anbietet, ist laut Hanpft nicht gesetzlich vorgeschrieben. In Knälmanns Apotheken kostet beispielsweise eine Blutdruckmessung einen Euro, die Bestimmung des Blutzuckers liegt bei 3,50 Euro. In den Filialen von Sabine Gnekow wird der Blutdruck für 50 Cent gemessen, der Blutzucker für vier Euro.

"Klar ist, dass der Apotheker nur das Ergebnis des Tests übermitteln darf, aber keinerlei diagnostischen Hinweis geben darf, ob eine Krankheit vorliegt oder um welche Krankheit es sich handeln könnte - das fällt in den Aufgabenbereich von Ärzten", sagt Hanpft.