Das duale Studium verbindet die Berufs- und Hochschulausbildung. So zu lernen erfordert viel Energie, aber bietet auch viel Abwechslung.

Eine Kombination aus Theorie und Praxis sollte es sein. Darum entschied sich Peter Bergmann für das duale Studium Wirtschaftsingenieurwesen an der Nordakademie in Elmshorn. Dass diese Art zu studieren - Berufs- plus Hochschulausbildung - eine Doppelbelastung sein würde, schreckte ihn nicht ab. "Ich bin jemand, der sich gerne Ziele setzt und diese dann mit 100 Prozent Einsatz verfolgt", sagt der 24-Jährige.

Rückblickend seien die dreieinhalb Jahre bis zum Abschluss "Bachelor of Science" fordernd gewesen. "Aber mit etwas Disziplin machbar. Ich würde mich immer wieder dafür entscheiden." Bergmanns nächster Schritt ist, wie üblich bei Absolventen eines dualen Studiums, geregelt: Mindestens ein Jahr lang wird er bei seiner Ausbildungsfirma Oerlikon Neumag, einem Technologieanbieter für Produzenten von Garnen und Fasern, im Einkauf tätig sein.

Ohne gutes Zeitmanagement kann das Privatleben leicht zu kurz kommen

Darauf ist er gut vorbereitet, denn das, was er im Studium gelernt hat, konnte Bergmann während der Praxisphasen seiner Ausbildung immer schon in der Firma anwenden. Ein klarer Vorteil des dualen Studiums. "Bei der Freizeit muss man allerdings Abstriche machen", sagt Bergmann. Trotzdem habe er kein einziges Mal sein Handballtraining versäumt. "Der Sport hilft, den Kopf wieder freizubekommen" sagt Bergmann. "Aber dafür habe ich mich auch mal um 23 Uhr hingesetzt und noch ein, zwei Stunden Mathe gelernt."

Zeitmanagement und Selbstorganisation stehen bei der Hamburg School of Business Administration gleich zu Studienbeginn auf dem Stundenplan. Aus gutem Grund, sagt Geschäftsführer Dr. Uve Samuels. "Innerhalb von drei Jahren lernen die Studenten den Stoff, der üblicherweise in drei Jahren Berufsausbildung und innerhalb von drei Jahren Bachelor-Studium vermittelt wird." Duale Studenten sollten deshalb außer guten Noten - "in Deutsch, Englisch und Mathematik mindestens zehn Punkte" - Eigenschaften wie Begeisterungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft mitbringen. "Und die Lust auf eine spannende und herausfordernde Studienzeit", sagt Samuels.

Die Studenten bewerben sich in der Regel direkt bei den Unternehmen und durchlaufen dort Bewerbungsgespräche oder Assessment-Center. Die Nordakademie hat zudem für das Studienjahr 2012 einen verbindlichen Online-Auswahltest eingeführt, bei dem außer Wissen auch Motivation und Durchhaltevermögen geprüft werden. Immerhin investieren die Kooperationsunternehmen in ihre dualen Studenten, indem sie einerseits die Studiengebühren übernehmen und darüber hinaus eine Ausbildungsvergütung zahlen.

Die meisten dualen Angebote sind wirtschaftlich orientiert. An der Internationalen Berufsakademie (IBA) Nord kann der Klassiker "Betriebswirtschaft" in neun Fachrichtungen studiert werden, darunter Hotel- und Tourismusmanagement, Industrie und Handel sowie Banken und Versicherungen.

"Die Studieninhalte sind zu 75 Prozent klassische Wirtschaftsinhalte und zu 25 Prozent Spezialwissen der jeweiligen Fachrichtungen", sagt Ulrike Lütjelüschen von der Studienberatung. Das Besondere an der IBA ist das Modell der geteilten Woche: Statt mehrwöchiger Praxis- und Theoriephasen ist jede Woche in je 20 Stunden Studium und Berufsalltag unterteilt. "So bleiben die Studenten kontinuierlich in die betriebsinternen Prozesse involviert", sagt Lütjelüschen. Das Angebot kommt an. Die Bewerbungszahlen stiegen von 50 Interessen in 2008 auf das Zehnfache heute. Andere Hochschulen melden ebenfalls steigendes Interesse.

Den Bedarf an praxisorientierten Studienangeboten hat auch das Handwerk entdeckt. Mit den dualen Studiengängen "Betriebswirtschaft KMU" (kleine und mittlere Unternehmen) und "Technik & Management Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz" bietet die Berufsakademie Hamburg eine bundesweit einzigartige Kombination aus betriebswirtschaftlichem Wissen und praktischer Ausbildung im Handwerk an, die in vier Jahren zum Gesellenbrief, etwa als Elektroniker, Anlagenmechaniker oder Zimmerer, und zum Bachelor of Arts führt. "Das ist eine vielleicht ungewohnte Kombination, aber genau das Richtige für alle, die praktisch arbeiten, dabei aber tiefer in ihr jeweiliges Wissensgebiet eintauchen möchten", sagt Geschäftsführer Professor Joachim von Kiedrowski.