Ständige Unterbrechungen stören die Aufmerksamkeit im Job. So vertiefen Sie sich besser in Ihre Aufgaben

Berlin. Je jünger man ist, desto besser kann man sich konzentrieren? Das ist ein Trugschluss. Die ältere Generation könne sich wesentlich besser konzentrieren, sagt Gehirnforscher Professor Ernst Pöppel von der Universität München. Das liege im Wesentlichen daran, dass von der jüngeren Generation zunehmend die Fähigkeit des Multitaskings verlangt werde. "Durch den Drang, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren zu müssen, ist eine anhaltende Konzentration nicht mehr möglich", erklärt der Psychologe.

Mitunter sind es auch Alltagssorgen, die die Konzentration behindern

Konzentrationsstörungen können jedoch auch auf gesundheitliche Probleme zurückgeführt werden. Dr. Manuela Schade, Ärztin für Neurologie und Psychiatrie in Berlin, nennt dafür beispielsweise Schilddrüsenstörungen, Blutzuckerschwankungen, Durchblutungsstörungen im Gehirn, neurologische Erkrankungen oder Demenz.

"Neben organischen Erkrankungen können aber auch Drogen- und Alkoholkonsum oder eine psychische Erkrankung für Probleme verantwortlich sein. Oftmals liegt bei Betroffenen eine Depression vor", sagt Schade. Bei Patienten mit Depressionen oder Angstzuständen seien Konzentrationsstörungen sehr häufig begleitend. "Oft sind es aber ganz banale Anlässe, wie beispielsweise Alltagssorgen, oder dass man sich vielleicht einfach vom Ausmaß der Arbeit oder vom Thema überlastet fühlt."

Unruhige Hintergrundmusik lenkt die Aufmerksamkeit stark ab

Wie gut wir uns konzentrieren können, hänge aber auch von den Räumen ab, in denen wir uns befinden. "Großraumbüros sind hochgradig gefährlich. Sie produzieren Stress, und das kann zu Depressionen führen", warnt Pöppel.

Um Abhilfe zu schaffen, könne ruhige Barockmusik, zum Beispiel von Telemann, helfen: "So genannte Elevator-Musik kann andere Geräusche überdecken", meint der Psychologe. Das Hören von Musik mit wechselnder Intensität erzeuge hingegen Aufmerksamkeit und führe dazu, dass man sich noch schlechter konzentrieren könne. Wichtig sei zudem das Licht, bei dem man arbeitet:

"Natürlich wäre es gut, wenn man immer Tageslicht hätte. Da das aber nicht in allen Fällen möglich ist, sollte auf andere Weise auf eine gute Ausleuchtung des Arbeitsplatzes geachtet werden", sagt Neurologin Schade. Der Gedächtnistrainer und Referent Oliver Geisselhart kennt Tipps und Tricks, mit denen man sein Gehirn auf Höchstleistung bringt. Das Beste sei, sich Prozesse und Aufgaben in Bildern vorzustellen. In der Praxis sehe das beispielsweise so aus: "Wenn man einen Artikel über die Bankenkrise liest, stellt man sich die dazu passenden Bilder vor, die zeigen, wie eine Bank pleite geht", empfiehlt Geisselhart.

Um sich schnell auf eine neue Sache konzentrieren zu können, müsse man also lediglich eine Bildergeschichte im Kopf spinnen. Gleiches gelte auch für Vorträge von Vorgesetzten und Kollegen, denen man schwer folgen könne.

Bei einer sitzenden Tätigkeit sei zudem die Körperhaltung von großer Bedeutung: Diese könne zwar von Mensch zu Mensch variieren, "grundsätzlich ist aber in jedem Fall eine aufrechte Körperhaltung von Vorteil", sagt Geisselhart. Sitze man viel vor dem Computer, sollte man für einen Ausgleich sorgen, ergänzt Manuela Schade: "Das kann Sport sein, aber auch Lesen oder eine kreative Tätigkeit, wie etwa Malen."

Für eine langfristige Konzentrationssteigerung empfiehlt Gedächtnistrainer Geisselhart regelmäßiges Training. Wichtig sei, nicht vorzeitig aufzugeben, wenn man das Gefühl habe, die Konzentration sei am Ende. "Ein Sportler rennt ja auch weiter, wenn er mit seiner Kraft am Ende ist. Man darf nicht immer gleich nachgeben."

Lärm kann am besten ausblenden, wer sich für seine Arbeit interessiert

Gegen Lärm im Büro sei eigenes Interesse für die Arbeit das beste Heilmittel: "Wenn ich mir vorspiele, dass mich etwas interessiert, interessiert es mich irgendwann wirklich." Dann sei auch der Lärm nebensächlich und man selbst schwer abzulenken.

Ferner empfiehlt Geisselhart Regelmäßigkeit: "Man braucht feste Rituale, Abläufe und Regeln, damit das Gehirn sich auf den Denkprozess einstellen kann." Wenn der Körper wisse, dass er zwischen 10 und 11 Uhr E-Mails bearbeiten muss, bereite er sich unbewusst darauf vor.

Die Grundlage für eine gute Konzentrationsfähigkeit bei gesunden Menschen sei jedoch nach wie vor die richtige Ernährung. "Viele Menschen unterschätzen das. Eier, Nüsse, Fische und mageres Fleisch können die Konzentrationsfähigkeit auf Höchstleistung bringen", betont Trainer Oliver Geisselhart. Schnelle Wachmacher wie Traubenzucker seien hingegen weniger empfehlenswert. Wer kurzfristig Energie benötige, solle lieber auf ein Vollkornbrot zurückgreifen.