Hamburg. Ein Foto, das Appetit macht: Links ein wenig Kartoffelgratin, rechts ein zart angebräuntes Lachsfilet, davor ein paar knackig-grüne Zuckerschoten und eine gelbliche Schaumsoße, auf der wie zufällig eine Garnele, ein Stück Limone, etwas bunter Pfeffer sowie ein Hauch von Dill thronen. Derart kunstvolle Kompositionen stammen aus der Hand von Food-Stylisten. Ihre Aufgabe ist es, Lebensmittel für Fotografen appetitlich zu arrangieren. Außerdem entwickeln sie auch neue Rezepte. Zu ihren Kunden zählen in erster Linie Zeitschriftenredaktionen, Kochbuchverlage, Hersteller von Lebensmitteln, Fotografen und PR-Agenturen.

Die meisten Food-Stylisten sind Ernährungswissenschaftler, Hauswirtschafter oder Köche. Wie die Food-Stylistin Anne Wiedey (34). Bei einem sechsmonatigen Praktikum in der Versuchsküche der Zeitschrift Brigitte kam sie auf den Geschmack, entdeckte ihre Passion für das Food-Styling. Und so warf sie ihr BWL-Studium hin, um ihre ersten Kenntnisse in einem Hamburger Verlag zu vertiefen. "Ich merkte schnell, dass eine Kochausbildung unumgänglich ist. So entschloss ich mich, parallel zu meiner ersten Festanstellung eine Kochausbildung zu beginnen. Diese konnte ich 2006 erfolgreich abschließen", berichtet Anne Wiedey. 2008 hat sie sich selbstständig gemacht. "Am liebsten setze ich Gebäck und Torten in Szene", sagt sie. "Dabei kann man schön kreativ und erfinderisch sein."

Als Food-Stylist muss man auch auf Trends achten. Wiedey: "Die Gerichte auf den Fotos sollen heute nicht nur lecker und gesund, sondern auch vergleichsweise leicht nachzukochen und vor allem authentisch dargestellt sein." Dabei hilft zum Beispiel ein gezielter Soßenspritzer an der Auflaufform.

Um wie frisch serviert zu wirken, müssen die Köstlichkeiten während der Fotoaufnahmen öfter mal mit Wasser oder Öl besprüht werden. Und manchmal sind auch Lebensmittelfarbe oder kleine Nadeln zum Zusammenhalten mit im Spiel. Es kann sogar vorkommen, dass die Food-Stylisten die Produkte stark abwandeln oder auch komplett durch nicht-essbare Materialien ersetzen. "Bei Fotos für Verpackungen, die optisch sehr viel hermachen müssen, kann das zum Beispiel der Fall sein", erläutert Anne Wiedey. Ihren Beruf empfindet sie als wahre Berufung. Einen Tag ohne Kochen, das ist für sie nur sehr schwer vorstellbar!