Wer sich zum Gesundheits- und Pflegeassistenten ausbilden oder umschulen lässt, braucht Kraft, gute Nerven und Menschlichkeit

Wunderbar, doch manchmal auch bedrückend - so erlebt Anja Lehsten ihre Arbeit. Die 23-Jährige lässt sich zur Gesundheits- und Pflegeassistentin ausbilden. Und erfährt dabei hautnah auch die schwierigen Seiten des Jobs - etwa in der Wohngemeinschaft für Demenz-Patienten, in der sie jüngst einen ihrer Praxiseinsätze hatte. "Obwohl die Patienten uns Pflegekräfte Tag für Tag sehen, lernen sie uns aufgrund ihrer Krankheit quasi jedes Mal aufs Neue kennen", sagt Lehsten. Treten die Helfer zu laut oder vertraulich auf, verwirre oder verschrecke das die dementen Menschen. Doch schon am nächsten Tag kann die Begegnung mit demselben Patienten ganz anders und sogar für die Pflegerin beglückend sein: "Wenn dann ein Patient einen klaren Moment hat und uns wiedererkennt - das ist wunderbar", sagt sie.

Dass sie anderen helfen und für sie da sein will, war Anja Lehsten schon früh klar. Nach ihrem Hauptschulabschluss entschied sie sich für ein Soziales Jahr in geriatrischen Einrichtungen, die sich um kranke, alternde Menschen kümmern. "Dabei habe ich festgestellt, dass ich gern mit alten Menschen umgehe und auch keine Berührungsängste habe, wenn es um Aspekte wie Inkontinenz geht", sagt sie.

Dennoch begann sie im Anschluss erst einmal eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin, deren Aufgabe die elternergänzende oder elternersetzende Pflege und Betreuung von Kindern ist. Als sie ein Kind bekam, brach sie die Ausbildung ab. Heute ist ihre Tochter drei Jahre alt und Lehsten nach Ende ihrer Elternzeit auf ihren ursprünglichen Weg zurückgekehrt: Sie wird Staatlich anerkannte Gesundheits- und Pflegeassistentin (GPA).

Nach jeder Theorie-Phase starten die Schüler gleich wieder in die Praxis

Die 16-monatige Ausbildung, die Lehsten beim Weiterbildungsanbieter "date up" absolviert, zeichnet sich durch einen Wechsel aus Theorie und mehrwöchigen Praxiseinsätzen aus. Die Kursinhalte richten sich nach dem Bildungsplan der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz und dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung. "Am Anfang stehen sieben Wochen Theorie als Basis", erklärt "date up"-Projektkoordinatorin Kerstin Vödisch. "Dabei geht es um Themen wie Anatomie, Krankheitsprophylaxe, Hauswirtschaft oder Hygiene."

Bei ihrem jüngsten Praxiseinsatz begleitete Anja Lehsten einen examinierten Pfleger in der ambulanten und häuslichen Pflege. Die Aufgaben erstreckten sich auf Hilfe bei Körperpflege, das An- und Auskleiden über kleine Einkäufe bis hin zum Verabreichen von Medikamenten. "Wobei das Stellen von Medikamenten von den examinierten Kollegen übernommen wird", betont Lehsten. "Das dürfen wir nicht und ist auch nicht Teil unserer Ausbildung." Während examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger eigenverantwortlich kranke und pflegebedürftige Menschen betreuen und versorgen, sind die GPAs unterstützend tätig.

"Es ist möglich, auf Menschen in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand zu treffen oder Verwahrlosung zu erleben", sagt Lehsten. "Auch strenge Gerüche kommen vor, und es ist nicht selbstverständlich, dass Patienten mit Dankbarkeit reagieren, auch Aggressionen sind möglich." Und natürlich müsse man im Umgang mit älteren Bewohnern oder Patienten auch den Tod der Betreuten ertragen können.

Gerade deshalb brauche es qualifizierter Kräften in der Altenpflege, sagt Daniel Junker, Teamleiter der Jobvermittlung in der Agentur für Arbeit Hamburg. "Die Konfrontation mit dem Tod liegt nicht jedem." Abzuklären, ob die nötige psychische wie physische Stärke für einen Pflegeberuf besteht, gehört zu den Aufgaben der Arbeitsvermittler. Sie entscheiden, ob die Kosten für die Umschulung etwa per Bildungsgutschein übernommen werden. "Voraussetzung ist vor allem, dass überhaupt eine Notwendigkeit zur Qualifizierung besteht. Etwa wenn kein qualifizierender Berufsabschluss vorhanden ist oder der gelernte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann", erklärt Junker.

Wo die Ausbildung absolviert wird, entscheiden die Teilnehmer selbst. Für die Kostenübernahme, muss das Bildungsinstitut allerdings von der Arbeitsagentur zertifiziert sein.

Voraussetzung: Volljährigkeit und ein Haupt- oder Realschulabschluss

Und was müssen potenzielle Teilnehmer für Ausbildung oder Umschulung zur GPA mitbringen? "Ein Mindestalter von 18 Jahren, ausreichend Deutschkenntnisse und mindestens den Haupt-, gern den Realschulabschluss", sagt Claudia Conze, Leiterin Berufliche Bildung bei WBS Training. "Wobei wir Ausnahmen machen, wenn der Teilnehmer eine gewisse Qualifizierung im Pflegebereich vorweisen kann."

Darüber hinaus wünscht sich Conze "Geduld, Engagement, Mitgefühl und ein besonderes Interesse an der Arbeit mit Menschen sowie deren Angehörigen". Aber auch ein hohes Maß an Teamfähigkeit sei wichtig. Letzteres ist für viele Umschüler nichts Neues. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufsumfeldern wie Büros, Gastronomie oder dem Verkauf, und Teamfähigkeit gilt inzwischen in zahlreichen Branchen als Schlüsselqualifikation.

Ob potenzielle Teilnehmer die nötigen Voraussetzungen mitbringen, versuchen Conze und ihre Kollegen bei der Anmeldung in einem Beratungsgespräch zu klären. "Denn das berufliche Umfeld ist sicher nicht ganz einfach", betont sie. "Die zum Teil harte körperliche Arbeit wird nach wie vor nicht gut bezahlt, und auch das gesellschaftliche Image lässt zu wünschen übrig." Das Einstiegsgehalt für Pflegeassistenten liegt laut Tarif bei rund 1700 Euro brutto, mit drei Berufsjahren kommen sie auf knapp 2000 Euro.