Die Bremer Staatsanwaltschaft lässt Privaträume von Niels Stolberg, Gründer der Reederei Beluga Shipping, durchsuchen.

Bremen. Die Fahnder bleiben dem Bremer Reeder Niels Stolberg auf der Spur. Im Auftrag der Bremer Staatsanwaltschaft durchsuchten sie Privaträume des Gründers der Reederei Beluga Shipping. "Es handelt sich um eine Wohnung auf Spiekeroog, die Stolberg zuzurechnen ist", so Frank Passade, der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ergebnisse des Einsatzes, der in einem Ferienhaus Stolbergs stattgefunden haben soll, würden jetzt ausgewertet.

Gegen Stolberg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Betrugs in einem besonders schweren Fall und der unrichtigen Darstellung, so die Behörde. Dem Reeder und weiteren leitenden Angestellte wird vorgehalten, seit dem Jahr 2009 Umsatzerlöse in dreistelliger Millionenhöhe falsch ausgewiesen und dadurch insbesondere Kapitalgeber getäuscht zu haben.

Stolberg hatte sich Ende der vergangenen Woche in der Reederei beurlauben lassen. Zu den Vorwürfen äußerte er sich bisher nicht. Für die nächste Woche ist jedoch ein Gespräch bei der Staatsanwaltschaft geplant. Stolberg wird dabei von dem Frankfurter Wirtschaftsanwalt Hanns Feigen vertreten.

Die Ermittlungen in Gang gebracht hatte der US-Finanzinvestor Oaktree, der derzeit 49,5 Prozent der Reedereianteile hält. Oaktree suche derzeit in Gesprächen mit allen Beteiligten nach einer Lösung für Beluga, sagte gestern eine Sprecherin. Neuer Partner dabei ist die Interessengemeinschaft (IG) Charterschiffe Beluga. In ihr haben sich 55 Reedereien, Fondsinitiatoren und Treuhänder zusammengeschlossen, deren Schiffe von der Reederei eingesetzt werden.

"Wir führen derzeit Gespräche mit Beluga, dem Investor Oaktree und den finanzierenden Banken, um Lösungen für die Anleger zu erreichen", teilte das Emissionshaus HCI mit. Ob dabei eine Einigung erzielt wird, ist offen. "Wir haben Schritte für die Wahrung der Interessen unserer Anleger und den Schutz des uns anvertrauten Kapitals eingeleitet", so HCI-Vorstandschef Ralf Friedrichs. Zudem werde an alternativen Beschäftigungen für die Schiffe der Anleger gearbeitet.

Zu den Anlegern sollen neben den Schiffsfonds auch ehemalige Fußballnationalspieler und Bundesligaprofis gehören, berichtet der Bremer "Weser-Kurier". So hätten sich mehrere Top-Fußballer mit sechsstelligen Beträgen an Beluga-Schiffen beteiligt. Die Beziehungen zu Stolberg waren eng: Die Firma gehörte zu den wichtigsten Sponsoren Werder Bremens. Stolberg hatte vor knapp zwei Wochen seinen Sitz im Werder Aufsichtsrat niedergelegt.