Die Eröffnung des Containerterminals in Wilhelmshaven am 5. August droht zu scheitern. Grund sind Risse in der neuen Kaimauer.

Bremen/Hannover. Die Baumängel an der Kaimauer werden den Start des neuen Containerterminals in Wilhelmshaven voraussichtlich deutlich verzögern. "Unter den derzeitigen Bedingungen ist der vorgesehene Termin der Inbetriebnahme am 5. August nicht realistisch", sagte Emanuel Schiffer, Geschäftsführer des künftigen Betreibers Eurogate, gestern in Bremen - und löste damit heftigen Streit mit der Landesregierung in Hannover aus.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) drohte dem Unternehmen mit einer Strafzahlung im zweistelligen Millionenbereich, sollte das Terminal nicht termingerecht in Betrieb gehen: "Momentan spielt Eurogate mit dem eigenen Geld." Der von Eurogate geforderte Probebetrieb auf dem Terminal vom 5. Mai an sei während der erforderlichen Sanierungsarbeiten zu machen. "Eurogate kann da entweder Partys veranstalten bis zum 5. August oder einen Probebetrieb machen, darin sind sie frei", sagte Bode.

+++ Heftiger Streit um Start von JadeWeserPort entbrannt +++

Die pünktliche Eröffnung in Wilhelmshaven im August ist für die Landesregierung kaum ein halbes Jahr vor der Landtagswahl wichtig. Die Oppositionsparteien im Landtag kritisieren bei diesem Thema immer stärker Ministerpräsident David McAllister (CDU) und Wirtschaftsminister Bode.

Die Anlage an der Jade ist künftig das einzige deutsche Containerterminal, das Schiffe unabhängig von der Tide mit einem Tiefgang von bis zu 18 Metern anlaufen können, und damit ein ernsthafter Konkurrent für den Hamburger Hafen. Der will mit einer Vertiefung der Elbe gegensteuern.

An den stählernen Außenwänden der Kaimauer (Kaje) in Wilhelmshaven waren vor wenigen Monaten allerdings massive Schäden entdeckt worden. Etliche Verbindungen zwischen den Stahlplatten der sogenannten Spundwand waren weggeplatzt. Die Kaje könnte dadurch ihre Stabilität verlieren und einbrechen, wenn die Containerbrücken auf dem Terminal in Betrieb gehen.

+++ Experten: Zweifel an Reparaturplan +++

Taucher haben seither eine Reihe weiterer defekter Verbindungsstücke entdeckt. Die für den Bau zuständige JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft will nun eine Betonmauer vor die Spundwand setzen. Diese Sanierungsarbeiten werden bis Mitte Juli dauern. Bis zum vereinbarten Termin am 5. Mai wird die Realisierungsgesellschaft Eurogate somit nur 400 Meter anstatt der bislang vorgesehenen 1000 Meter Kaje übergeben können. Damit allerdings könne Eurogate den Testbetrieb des JadeWeserPorts nicht ausführen, sagte Schiffer: "Ohne Probebetrieb kann man so eine Anlage nicht in den regulären Betrieb gehen lassen." Auch lehne Eurogate das Sanierungskonzept ab. Man bevorzuge stattdessen den Bau einer zusätzlichen Spundwand.

In Regierungskreisen in Hannover heißt es, man fühle sich von Eurogate regelrecht verschaukelt. Anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, heize Eurogate mit öffentlichen Äußerungen und eigenen Gutachten den Streit an. Weil hinter Eurogate als Teilhaber auch der Stadtstaat Bremen steht, droht der Streit die Beziehungen beider Bundesländer zu belasten. Niedersachsen hat den Verdacht, Eurogate komme eine Verzögerung gelegen, um zunächst eigene Kapazitäten an den Standorten Hamburg und Bremerhaven auszulasten.