Mecklenburg-Vorpommern wird die Transfergesellschaften für rund 1700 Mitarbeiter der früheren Wadan Werften bis Ende Juli verlängern.

Hamburg. Spätestens bis dahin müsse klar sein, ob der Schiffbau auf den Werften der Wadan-Folgegesellschaft Nordic Yards in Wismar und in Rostock-Warnemünde fortgeführt werden kann, sagte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) gestern dem Abendblatt: "Mit der Verlängerung auf insgesamt ein Jahr bei den Transfergesellschaften bewegen wir uns im rechtlich äußersten Maß. Wir müssen vom Eigner der Nordic Yards so schnell wie möglich wissen, wie viele Menschen hier im Land eine Zukunft im Schiffbau haben", sagte Sellering. Die Verlängerung koste das Land rund acht Millionen Euro.

Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Sellering und dem Eigner der Nordic Yards, Witali Jussufow. Der Russe hatte die insolventen Werften im vergangenen August übernommen und wirbt insbesondere in Russland um neue Aufträge für Schiffe. Laut Jussufow liegt ein Auftrag des russischen Bergbaukonzerns Norilsk Nickel für den Bau eines eisgängigen Tankers mit einem Wert von 100 Millionen Euro vor. Dafür gibt es bislang allerdings noch keine Finanzierung. Jussufow will Kredite und Bürgschaften der staatlichen KfW-Bank nutzen und womöglich noch andere Banken einbinden. Die KfW hat bislang noch keine Zusage zur Finanzierung gegeben. Auf den beiden Nordic-Werften arbeiten derzeit noch rund 760 Menschen, die mit den Endarbeiten an einer Fracht- und Passagierfähre und mit der Fertigstellung eines Containerschiffs beschäftigt sind.

Sellering appellierte im Gespräch mit dem Abendblatt an die Bundesregierung, die Finanzierung von Schiffsneubauten in Deutschland stärker zu unterstützen. "Die deutschen Werften sind absolut preis- und wettbewerbsfähig", sagte er. "Aber die Banken halten sich mit Finanzierungen in diesem Markt extrem zurück. In anderen europäischen Ländern wie etwa in Frankreich ist das anders. Die Bundesregierung muss die Banken bewegen, hier mehr zu tun. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Schiffbau in Deutschland fortgeführt werden kann."

Sellering lobte die Bemühungen von Jussufow, die Werften in Rostock und in Wismar auf eine neue Grundlage zu stellen. Die Finanzierung für den Tankerauftrag müsse allerdings "innerhalb der kommenden Wochen" endgültig geklärt werden. Zudem reiche ein Auftrag nicht aus, um den Werften in Mecklenburg-Vorpommern für die überschaubare Zukunft eine solide Perspektive zu bieten.

Die Werften in Wismar und in Rostock zählen zu den modernsten in Europa, da sie erst in den 90er-Jahren nach der deutschen Einheit mit Geld aus deutschen und EU-Kassen umfassend modernisiert worden waren. Zunächst führte der skandinavische Aker-Konzern die Schiffbaubetriebe, 2008 übernahm sie der russische Investor Andrej Burlakow. Der jedoch brachte keine neuen Aufträge bei, die Werften meldeten im vergangenen Sommer Insolvenz an.