Nordic-Yards-Eigner Witali Jussufow über die Auftragslage und die Perspektiven seiner Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde.

Hamburg. Auf den Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde arbeiteten bis zum vergangenen August rund 2400 Menschen. Nach der Insolvenz des damaligen Eigentümers Wadan Yards und der Übernahme durch Nordic Yards sind es noch 800. Die Übrigen werden bis Ende Juni von Transfergesellschaften des Landes Mecklenburg-Vorpommern aufgefangen. Das Abendblatt sprach mit Nordic-Yards-Eigner Witali Jussufow über die Lage und die Strategie seines Unternehmens.

Hamburger Abendblatt:

Herr Jussufow, Ihre Werften in Wismar und in Rostock-Warnemünde haben derzeit einen einzigen neuen Auftrag, den Bau eines Tankers für das russische Unternehmen Norilsk Nickel. Wie sicher ist dieser Auftrag?

Witali Jussufow:

Wir haben den Vertrag am 27. Februar mit Norilsk Nickel abgeschlossen, und er trat sofort in Kraft. Anfang März haben die Konstruktionsplanungen begonnen, die Bauplanung läuft mittlerweile ebenfalls.

Aber die Finanzierung des 100 Millionen Euro teuren Spezialschiffes ist doch nicht gesichert, so stellt es sich jedenfalls bislang in der Öffentlichkeit dar.

Norilsk Nickel hat die erste Rate für das Schiff in Höhe von 20 Millionen Euro Mitte März gezahlt. Ich selbst habe dafür den Aval - die Sicherheit - gegeben.

Ist die übrige Finanzierung gesichert?

Es gibt klare Absprachen mit Norilsk Nickel, dass der Kaufpreis in insgesamt sechs Raten fließen wird. Wir planen, während der gesamten Bauzeit aus diesen Zahlungen durchgehend flüssig zu sein, und wollen von den Banken keine Barkredite in Anspruch nehmen.

Die Existenz von Nordic Yards wäre dann ja zunächst gesichert.

Die Finanzierung des Auftrags ist grundsätzlich gesichert. Wir müssen aber noch die Absicherungen der Zahlungen organisieren, dafür brauchen wir Hilfe von Banken, des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Bundes.

Steht diese Absicherung infrage?

Die Banken sind derzeit sehr zurückhaltend mit Engagements im Schiffbau, das gilt nicht nur für unser Unternehmen, sondern für die gesamte Branche in Deutschland. Bei uns geht es auch nicht nur um den Auftrag für Norilsk Nickel, sondern um längerfristige Perspektiven für den Spezialschiffbau. Die Schiffe und die Offshore-Installationen, die wir anbieten und bauen wollen, sind erheblich komplexer und mit 150 bis 200 Millionen Euro deutlich teurer als etwa Containerschiffe oder einfache Massengutfrachter.

Mit welchen Banken sprechen Sie denn?

Mit einer ganzen Reihe von Instituten, Banken und Kreditversicherern, deren Namen ich derzeit nicht nennen kann.

Ende Juni laufen die Transfergesellschaften für die ehemaligen Mitarbeiter der Werften in Wismar und in Rostock endgültig aus. Bis dahin muss klar sein, welche Perspektiven sie bei Ihnen haben.

Wir müssen deutlich vor diesem Termin Gewissheit über die Absicherung unserer Zahlungsflüsse haben, daran besteht kein Zweifel.

Vor der Insolvenz von Wadan Yards 2009 arbeiteten auf den beiden Werften etwa 2400 Menschen. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit, wie viele brauchen Sie für den Tankerauftrag?

Derzeit beschäftigen wir etwa 800 Mitarbeiter, die meisten davon sind mit der Endfertigung einer Fähre für Stena Line beschäftigt. Die Fähre soll zum Ende des Sommers abgeliefert werden. Anfang Juli beginnen die Stahlarbeiten für den Tanker. Wir werden den Bestand von 800 Mitarbeitern halten, allerdings werden wir teilweise andere Gewerke benötigen als für den Bau der Fähre und brauchen deshalb andere Leute. Auch werden einige der 800 Mitarbeiter während der Bauarbeiten für den Tanker in Kurzarbeit gehen müssen.

Wie stehen die Chancen für Aufträge?

Ich glaube, dass die Chancen gut stehen, und zwar vor allem im Bereich der Offshore-Windenergie. Etliche Projekte für Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee sollen von 2012 an realisiert werden. Die nötigen Bauschiffe und Plattformen dafür müssen spätestens in diesem Sommer in Auftrag gegeben werden, denn die Bauzeit für solche Spezialfahrzeuge beträgt üblicherweise etwa zwei Jahre. Wir sind mit Unternehmen, die Offshore-Anlagen bauen wollen, in konkreten Vertragsverhandlungen.