Berlin. Am 7. März ist Equal Pay Day. Der internationale Aktionstag macht auf die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Doch nicht nur beim Gehalt sind Frauen oft schlechter gestellt.

In Deutschland bekommen Frauen im Schnitt noch immer deutlich weniger Gehalt als Männer. Das wird ihnen auch an anderer Stelle zum Verhängnis: So hat das Vergleichsportal Verivox herausgefunden, dass Frauen bei der Aufnahme eines Kredits mehr Zinsen bezahlen müssen als Männer.

Für die Studie hat Verivox 300.000 Ratenkreditanfragen ausgewertet. Das Ergebnis: Bei Männern liege der durchschnittliche Zinssatz für einen über das Vergleichsportal abgeschlossenen Kreditvertrag bei 3,6 Prozent. Frauen müssen tiefer in die Tasche greifen. Sie zahlten im Mittel 3,85 Prozent Zinsen - das sind rund sieben Prozent mehr.

Doch nicht nur bei der Zinslast haben Frauen aufgrund ihres niedrigeren Verdienstes Nachteile. Verivox hat zudem festgestellt, dass Frauen sehr viel seltener eine Finanzierungszusage erhalten. Während Männer in 71 Prozent der angefragten Fälle mindestens ein Bankangebot erhielten, liege die Quote bei weiblichen Kreditnehmerinnen bei lediglich 64 Prozent.

Gehalt ist wichtigstes Kriterium für die Kreditwürdigkeit

Außerdem können sich Männer mehr Geld von der Bank leihen. Die durchschnittliche Kredithöhe ist bei ihnen um 18 Prozent höher als bei den Frauen.

"Durch ihr oft geringeres Gehalt sind Frauen bei der Kreditaufnahme im Nachteil, denn für Banken zählen Sicherheit und Höhe des Einkommens zu den wichtigsten Kriterien bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Und der Einkommensunterschied ist enorm: Verivox-Kundinnen verdienten im Schnitt 23 Prozent weniger, das entspricht einer monatlichen Lohnlücke von mehr als 600 Euro.

Wer bei der Finanzierung sparen möchte, der kann das Darlehen auch zusammen mit einer weiteren Person mit eigenem Gehalt aufnehmen. Dabei müsse die zweite Person nicht zwangsläufig der eigene Ehe- oder Lebenspartner sein. Auch Familienangehörige oder enge Freunde könnten infrage kommen, heißt es von dem Vergleichsportal.

Gemeinsame Kreditaufnahme senkt das Ausfallrisiko für die Bank

Die verbesserte Bonität senkt das Ausfallrisiko für das Finanzinstitut. Dadurch kann die Bank den Kredit günstiger zur Verfügung stellen. Im Verivox-Schnitt schrumpfe der Darlehenszinssatz so um mehr als 30 Prozent, teilt das Unternehmen mit.

Von der Möglichkeit der gemeinsamen Kreditaufnahme machten laut Verivox nur wenige Menschen Gebrauch. Nur jeder vierte Darlehensvertrag werde zu zweit abgeschlossen. Selbst unter verheirateten Kundinnen und Kunden beantragten fast 60 Prozent ihre Finanzierung alleine.

Die Frage, die oft im Raum steht: Was passiert, wenn sich die Wege der beiden Kreditnehmer trennen? Dann kann eine Umschuldung helfen, eine klare finanzielle Teilung zu schaffen. Doch die vorzeitige Ablösung des Darlehens lassen sich Banken für gewöhnlich etwas kosten - bis zu einem Prozent der noch ausstehenden Restschuld.

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