Die Chinesen sind offenbar bereit, dem Druck der USA nachzugeben. Verteuerungen der Importe würden aber an die deutschen Verbraucher weitergegeben.

Hamburg. Trotz des Verwirrspiels um die chinesische Währung scheint den Anlegern die Botschaft klar genug: Die Hoffnung auf eine Aufwertung des Yuan reichte aus, die Aktienmärkte zu beflügeln. Der japanische Nikkei-Index legte gestern um 2,4 Prozent zu, der Hang Seng in Hongkong um 3,1 Prozent und der chinesische Leitindex Shanghai Composite um 2,8 Prozent.

Der Deutsche Aktienindex (DAX) zog im frühen Handel immerhin noch um gut 1,8 Prozent an und an der Börse in New York eröffnete der Dow Jones mit rund einem Prozent im Plus.

Am Sonnabend hatte Chinas Zentralbank eine schrittweise Flexibilisierung der Landeswährung, die seit zwei Jahren fest an den Dollar gekoppelt ist, signalisiert, dies aber am Sonntag wieder relativiert: Man werde den Yuan auf einem "vernünftigen und grundsätzlich stabilen" Niveau halten, hieß es. Doch ließ Peking gestern zu, dass der Yuan innerhalb der maximal zugelassenen Tagesabweichung von 0,5 Prozent bis an die obere Grenze stieß - mit 6,7962 Dollar erreichte die chinesische Währung damit ein Fünfjahreshoch.

Auch wenn abrupte Veränderungen nicht erwartet werden, sei eine leichte, allmähliche Aufwertung wahrscheinlich, sagte Andreas Rees, Chefvolkswirt Deutschland bei Unicredit, dem Abendblatt. Er wertet die Nachricht aus Peking als einen "politisch relativ geschickten Schachzug": China werde seit Langem vor allem von Washington bedrängt, den Yuan aufwerten zu lassen, um das massive Handelsbilanzdefizit der USA abzubauen. Und auf dem Spitzentreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Toronto Ende dieser Woche wäre dies wieder angesprochen worden. "Dem ist China nun zuvorgekommen, Peking dürfte dafür sogar gelobt werden", sagte Rees.

Der Einfluss höherer Yuan-Notierungen auf die deutsche Wirtschaft lässt sich nicht leicht abschätzen. So lagen die Importe aus China im vergangenen Jahr mit rund 55 Milliarden Euro im Wert deutlich über den Exporten dorthin (36,5 Milliarden Euro) - und die Importe verteuern sich tendenziell bei höheren Yuan-Kursen. Doch unter dem Strich könne eine Aufwertung der chinesischen Währung dennoch einen positiven Effekt auf Deutschland haben, meint Rees: "Die Ankündigung ist ein gutes Signal für die Weltwirtschaft, denn sie kann bedeuten, dass wir von den massiven Ungleichgewichten im Handel wegkommen."


Skeptischer sieht es Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung in Hamburg. "Ich denke, wir werden allenfalls eine Aufwertung um fünf bis acht Prozent innerhalb eines Jahres sehen, vielleicht auch nicht gegenüber dem Dollar, sondern gegenüber einem Währungskorb", sagt Kruse dem Abendblatt. Dies werde aber an den bestehenden Ungleichgewichten im Welthandel nicht maßgeblich etwas ändern.

Kruse geht davon aus, dass Verteuerungen der Importe mittelfristig an die Konsumenten in Deutschland weitergegeben werden. Auf die mengenmäßigen Warenströme werde dies aber keinen wesentlichen Einfluss haben: "Wenn Schuhe um fünf Prozent teurer werden, dann werden nicht deshalb fünf Prozent weniger Schuhe gekauft. Und bei vielen Produkten kann man auch nicht so einfach einmal das Lieferland wechseln."

Für Exporteure wäre eine Yuan-Aufwertung jedoch in jedem Fall eine gute Nachricht - Aktien von Daimler, BMW und Siemens legten gestern jedenfalls kräftig zu.