Aus westlicher Perspektive erschienen die Nachrichten aus Peking zur chinesischen Währung zunächst einfach nur verwirrend: Soll der Yuan nun aufgewertet werden, oder bleibt eben doch alles beim Alten? Doch das Taktieren dürfte viel mit fernöstlichen Verhaltensweisen zu tun haben. Chinas Regierung zeigt guten Willen und vermeidet es, durch eine erneute Ermahnung auf dem Toronto-Gipfel "das Gesicht zu verlieren", verpflichtet sich auf der anderen Seite aber nicht zu konkreten Maßnahmen, die später eingefordert werden könnten.

Die Signale aus China zeigen aber zumindest, dass man dort die Sorgen der westlichen Handelspartner über die Verzerrungen in der Weltwirtschaft nicht mehr einfach ignorieren kann: Gemessen an Chinas rapide gewachsener Bedeutung als Exportnation - immerhin sind nun die Asiaten Exportweltmeister und nicht mehr Deutschland -, ist der bisher im Wert an den Dollar gekoppelte Yuan längst viel zu günstig, was die chinesischen Ausfuhren erst recht preislich attraktiv macht. Vor allem für die US-Wirtschaft ist die gigantische Lücke zwischen Importen und Exporten im Handel mit China ein drängendes Problem.

Doch leider muss man befürchten, dass der Jubel über einen vermeintlichen Kurswechsel in Peking zu früh kommt. Es ist kaum wahrscheinlich, dass China eine deutliche Aufwertung des Yuan zulassen wird. Dagegen spricht allein schon, dass die Löhne in chinesischen Fabriken in diesem Jahr nach Einschätzung von Experten um durchschnittlich bis zu 20 Prozent wachsen. Eine doppelte Gefährdung der bisherigen Exporterfolge wird Peking nicht hinnehmen wollen.