Banken Hamburg

Ruuky: Lübecker wollen „Taschengeldbank“ übernehmen

| Lesedauer: 4 Minuten
Ruuky-Gründer Max Schwarz (v. l.), Dee­pankar Jha, Timo Steffens

Ruuky-Gründer Max Schwarz (v. l.), Dee­pankar Jha, Timo Steffens

Foto: Roland Magunia/Funke Foto Services / FUNKE Foto Services

Wie bislang wird die insolvente Firma nicht mehr arbeiten können. Was das für Kunden bedeutet, wieviel Geld Hamburg die Pleite kostet.

Hamburg.  Die Zukunft der insolventen Hamburger „Taschengeldbank“ Ruuky wird künftig aller Voraussicht nach aus Lübeck bestimmt. Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei dem vom Insolvenzverwalter gefundenen strategischen Investor um Blau direkt aus Lübeck.

Der Infrastrukturdienstleister für Vermittler von Versicherungen und Finanzen wolle das Start-up für einen kleinen sechsstelligen Betrag nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens übernehmen, heißt es aus Branchenkreisen. Ruuky hat 21 Mitarbeiter, und alle Beschäftigten sollen vom Investor übernommen werden.

Ruuky: Bisherige Ausrichtung ist wohl Geschichte

Blau Direkt wollte sich zu dem Vorgang auf Anfrage nicht äußern. Das Lübecker Unternehmen als Spezialist für die Datenverarbeitung und Pflege von Antrags- und Bestandsdaten sowie Dokumenten mit 250 Mitarbeitern erleichtert Versicherungsmaklern und Finanzvermittlern die Arbeit. Rund ein halbes Dutzend Stellenausschreibungen auf der Homepage von Blau direkt zeigen ein großes Interesse an qualifizierten IT-Mitarbeitern.

Mit dem neuen Eigentümer dürfte die bisherige Ausrichtung von Ruuky als Anbieter von Taschengeldkonten endgültig enden. Das Unternehmen hatte Anfang Januar 2023 einen Insolvenzantrag gestellt, drei Jahre nach der Gründung. Das Ziel war, die durchschnittlich 16 Jahre alte Kundschaft in das Berufsleben zu begleiten. Es wurden nur Konten auf Guthabenbasis angeboten. Die Bankgeschäfte liefen über eine App, zu der bei Minderjährigen auch die Eltern Zugang hatten. Bis Ende 2022 gab es 250.000 Anmeldungen auf der App. „Der Aufbau einer Neobank ist durch die komplexen regulatorischen Anforderungen kapitalintensiv, sodass wir es trotz unserer guten Entwicklungen nicht geschafft haben, in dem derzeitigen Marktumfeld neues Kapital einzusammeln“, begründete Ruuky-Mitgründer und Unternehmenschef Jes Hennig den Insolvenzantrag.

Stadt Hamburg hat wegen Insolvenz Glück im Unglück

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Risikokapitalgeber Vorwerk Ventures und Cavalry rund vier Millionen Euro in Ruuky investiert. Das Geld ist jetzt verloren. Auch die Stadt Hamburg hatte das Unternehmen mit 87.000 Euro im Rahmen einer Förderung für junge Unternehmen der Finanzwirtschaft unterstützt. Diesen Betrag muss jetzt Hamburg abschreiben. Glück im Unglück: Bewilligt waren insgesamt 124.000 Euro, die Förderung wurde aber vorher beendet. „Insolvenzen von innovativen Start-ups sind keine Seltenheit, das gilt auch für Unternehmen, die staatlich gefördert werden“, sagte eine Sprecherin der Finanzbehörde auf Anfrage.

Ruuky Insolvenz: Keine Gefahr für betroffene Kunden

Da Ruuky keine Banklizenz hat, wurden die Konten von dem belgischen Dienstleister PPS verwaltet, der von der Insolvenz nicht betroffen ist. So bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Einlagen der Kunden. Sie wurden inzwischen von Ruuky aufgefordert, ihre Konten bis zum 30. April aufzulösen und das Geld auf ein anderes Konto zu transferieren. Schon deshalb kann ein Investor nicht mehr an das bisherige Geschäftsmodell anknüpfen. Außerdem hatte sich bei dem Geschäftsmodell gezeigt, dass PPS nicht der gesetzlichen Einlagensicherung unterliegt.

Abgeschlossen werden kann die Übernahme von Ruuky durch Blau direkt erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Damit ist für Anfang April zu rechnen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters Jens-Sören Schröder, Partner in der Kanzlei Johlke Niethammer, wollte sich zu der geplanten Übernahme nicht äußern. „Wir haben einen Käufer für Ruuky gefunden und erstellen jetzt das Gutachten für das Insolvenzgericht, aber wir beteiligen uns generell nicht an Marktspekulationen.“ Zunächst gab es ein großes Investoreninteresse an Ruuky. Schröder sprach zunächst von mehr als 20 Angeboten. Am Ende erwies sich offenbar nur eines als tragfähig. Wie die Zukunft von Ruuky aussieht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wirtschaft