Berlin. Alkohol wird fast überall auf Festen und Feiern angeboten. Wer nicht zugreift, wird oft schräg angeschaut. Warum das falsch ist.

Die Versuchung lauert überall. Ob bei Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten – überall wird Alkohol angeboten. Wer nicht zugreift, wird nicht selten schräg angeschaut. Man gilt als Spielverderber, wird nach Gründen gefragt. Dabei müsste es genau umgekehrt sein: Warum brauchen Menschen Alkohol? Verspüren sie nicht genug Lebenslust, um auch ohne fröhlich feiern zu können?

Klar ist, die Hersteller von Alkoholika – von Winzern, Bierbrauern bis zu Schnapsbrennern – haben hier seit Jahren ganze Arbeit geleistet, damit ihre Produkte nicht in Verruf geraten. Alkohol trägt das Etikett des Genusses, obwohl er längst eine Volksdroge ist. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 74.000 Menschen infolge ihres Alkoholkonsums, bei 35.000 Verkehrsunfällen ist Alkohol im Spiel, fast jede dritte Gewalttat wird unter Alkoholeinfluss begangen. Dennoch herrscht in der Gesellschaft eine nahezu unkritische Haltung zu promillehaltigen Getränken.

Alkohol: Jeder soll die Grenze für sich selbst bestimmen

Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe
Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke Medien Gruppe © Reto Klar | Reto Klar

Auch die Politik sieht wenig Handlungsbedarf: Die Steuern auf Alkohol sind niedrig, obwohl die volkswirtschaftlichen Schäden durch Alkohol Milliarden kosten. Umso erschreckender, dass immer mehr Beschäftigte während der Pandemie Zuflucht im Alkohol gesucht haben und wegen ihrer Alkoholsucht sogar bis zu 40 Tage im Job gefehlt haben. Eine traurige Art der Selbstzerstörung und leider auch unkollegial, da andere die Arbeit für die Erkrankten miterledigen müssen.

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Die Gefahr jeder Droge wächst mit der Menge. Hier muss jeder für sich selbst die Grenze bestimmen. Allerdings sollte auch niemand schräg angeschaut werden, wenn er oder sie diese bei null festsetzt. Das würde vielen helfen, von ihrer Sucht loszukommen oder gar nicht erst süchtig zu werden.