Berlin. Ein Index listet die besten und schlechtesten Bahnhöfe Europas auf. Platz zwei geht nach Berlin, der letzte aber auch.

Bahnhöfe sind mehr als schnöde Betriebsanlagen, an denen Menschen in Züge einsteigen. Sie sind auch Schauplätze für tränenreiche Abschiede und Ankünfte, Einkaufsmeilen, Treffpunkte und Orte sehnsuchtsvoller Fernweh-Träumereien. All diese Punkte hat die US-amerikanische Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center in ihrer jüngsten Studie berücksichtigt und zum dritten Mal den "European Railway Station Index" erstellt. Die Verbraucherschützer untersuchten Europas 50 größte Bahnhöfe anhand verschiedener Kriterien. Folgende flossen in die Bewertung ein:

  • Anzahl der nationalen und internationalen Verbindungen
  • Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr
  • Zugangsmöglichkeiten (Barrierefreiheit, Zahl der Aufzüge und Rolltreppen)
  • Infrastruktur (Restaurants, Geschäfte, Lounges, WLAN-Zugang)

Anhand der genannten Kriterien wurden Punkte bis zu einer Maximalzahl von 100 vergeben.

Fünf deutsche Bahnhöfe in den Top 10

Europa bester Bahnhof ist demnach der Hauptbahnhof in Zürich (93 Punkte). Die Eidgenossen schnitten insbesondere bei der Zahl der Einkaufsmöglichkeiten und der Restaurants hervorragend ab. Abzüge gab es dafür bei den internationalen Verbindungen. Den zweiten Platz im Ranking teilen sich gleich vier Bahnhöfe, darunter drei deutsche. Die Hauptbahnhöfe in Frankfurt, München und Berlin erreichten 91 Punkte, ebenso der Hauptbahnhof in Mailand.

Zwei weitere deutsche Bahnhöfe konnten sich ebenfalls in den Top 10 platzieren. Der Hauptbahnhof in Hannover schaffte es mit 78 Punkten auf Platz vier, der Düsseldorfer Hauptbahnhof kam mit zwei Punkten weniger auf Rang fünf.

Neben den besten Bahnhöfen listet der "European Railway Station Index" auch die zehn schlechtesten auf. Das Schlusslicht bildet der Bahnhof Haussmann-Saint Lazare in Paris mit lediglich 23 von 100 Punkten. Doch auch zwei deutsche Bahnhöfe schnitten schlecht ab, beide befinden sich in Berlin. Auf Platz 42 rangiert der Bahnhof Zoologischer Garten mit 43 Punkten. Noch schlechter schnitt der Bahnhof Berlin-Alexanderplatz ab, der nur 36 Punkte erhielt und damit laut dem Ranking auf Platz 46 Deutschlands schlechtester Großbahnhof ist.

Ranking: Berlin-Alexanderplatz schlechtester deutscher Bahnhof

Beim Bahnhof Alexanderplatz bemängelten die Verbraucherschützer vom Consumer Choice Center insbesondere die geringe Zahl nationaler und internationaler Verbindungen sowie das eingeschränkte Angebot an Restaurants und Shops. Allerding scheint den Bewertern dabei entgangen zu sein, dass der Bahnhof Alexanderplatz vor allem als Drehkreuz für Verbindungen innerhalb Berlins und ins Umland gedacht ist. Zudem ist der Bahnhof deutlich kleiner als ein Hauptbahnhof in einer Großstadt und weist schon allein deshalb ein geringeres Shopping-Angebot auf.

Kein Kriterium ist beim European Railway Station Index überraschenderweise die Sauberkeit der Bahnhöfe. In dieser Hinsicht scheint die rote Laterne für den Bahnhof Alexanderplatz durchaus gerechtfertigt, wie auch die negativen Google-Bewertungen zeigen. So wird der Bahnhof als "extrem ranzig und runtergekommen" beschrieben - ein Urteil, dem die meisten Fahrgäste in Berlin vorbehaltlos zustimmen dürften.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.