Landwirtschaft

Warum viele Spargelbauern unzufrieden sind

| Lesedauer: 3 Minuten
Heiner Schmidt
Norddeutsche Spargelbauer verkaufen dieses Jahr etwa 30 Prozent weniger, als im vergangenen Jahr.

Norddeutsche Spargelbauer verkaufen dieses Jahr etwa 30 Prozent weniger, als im vergangenen Jahr.

Foto: Oliver Berg / dpa

Betriebe im Norden verkaufen etwa 30 Prozent weniger – vor allem an Supermärkte. Für das Problem der Branche gibt es viele Gründe.

Hamburg.  Für die norddeutschen Spargelbauern und die Käufer des Edelgemüses aus regionalem Anbau hätte es ein sehr schönes Jahr werden können: Das Wetter war seit Erntebeginn geradezu ideal und sorgte dafür, dass weder viel zu viele noch zu wenige der Stangen geerntet wurden, und: „Die Preise liegen in dieser Saison unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre“, sagt Fred Eickhorst, der Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer. Dem Verband gehören 500 Betriebe in Norddeutschland an.

Direktvermarkter „nicht unzufrieden“

Drei Wochen vor dem Saisonende am 23. Juni zieht die Branche dennoch nur eine durchwachsene Zwischenbilanz: Betriebe, die wie der Spargelhof Löscher aus Winsen, ihre Ernte fast nur über eigene Verkaufsstände, Markthändler, Supermärkte und Gastronomen in ihrer Region direkt vermarkten, sind gar nicht mal unzufrieden. „Wir konnten unseren gesamten Spargel gut verkaufen, alles in allem ist es eine ordentliche Saison“, sagt zum Beispiel Felix Löscher.

„Abhängigkeit vom Handel ist brutal“

Doch für Betriebe, die auf Masse setzen und ihren Spargel vorwiegend auf dem Großmarkt und bei den Einzelhandelsketten absetzen, war 2022 nach zwei für die Branche guten Corona-Jahren ein heftiger Rückschlag. „Ich schätze, dass wir in diesem Jahr etwa 30 Prozent weniger absetzen werden“, sagt Eickhorst. Wer viel über den Lebensmitteleinzelhandel verkaufe, könne „überhaupt nicht zufrieden sein. Das hat in diesem Jahr kein Auskommen gebracht. Die Abhängigkeit ist schon brutal.“ So sei bei Grünem Spargel während der gesamten Saison Ware aus ausländischem Anbau teils für die Hälfte des Preises der heimischen Anbieter zu haben gewesen. Eickhorst: „Es gibt Betriebe, die nach diesem Jahr aus dem Geschäft mit dem Einzelhandel aussteigen werden.“

Der Verbandschef ist auch selbstkritisch. „Wir haben jahrelang zu viel angebaut“, sagt er. In den vergangenen drei Jahren sei die Spargel-Anbaufläche in Niedersachsen von gut 6000 auf unter 5000 Hektar geschrumpft. „Dieser Trend wird sich verstärkt fortsetzen“, so Eickhorst.

Verbraucher kaufen häufiger Ware aus Ausland

Hinzu kommen 2022 gestiegene Produktionskosten für die Betriebe – und offenbar nun wieder preissensible Kunden. Während der beiden Corona-Jahre spielte das Geld beim Lebensmittelkauf für viele Konsumenten nicht die wichtigste Rolle. Nun – in Zeiten hoher Inflationsraten – greifen Konsumenten beim Luxus-Lebensmittel Spargel eher zur günstigen Importware aus Südeuropa. „Wer sagt, er kaufe gerne regional und saisonal ein, der muss es dann auch wirklich tun“, so der Chef der Spargelvereinigung. Andernfalls sei eines Tages die Versorgungssicherheit gefährdet. So wie heute schon bei Heidelbeeren. Nur 14 Prozent kommen aus heimischen Anbau. Vor einigen Jahren waren es noch 80 Prozent.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wirtschaft