Washington. Musk mag in der Elektro- und Weltraum-Mobilität Meilensteine gesetzt haben. Seine Twitter-Pläne gehören aber auf den Mond geschossen.

Elon Musk wird täglich reicher. Aber nicht weiser. Oder vertrauenswürdiger. Der mit taxierten 270 Milliarden Dollar mit Abstand vermögendste Mensch der Welt mag bei der Elektro- und Weltraum-Mobilität Meilensteine gesetzt haben und Bewunderung verdienen.

Dass er die Social-Media-Plattform Twitter für rund 40 Milliarden Dollar kaufen und danach ohne Einwirkungsrechte Dritter als seine Privat-Angelegenheit betreiben will, ist dagegen Ausdruck von Hybris und ein schrilles Alarmsignal für alle demokratisch verfassten Öffentlichkeiten.

Man darf, sehr verehrte Twitter-Aktionäre, Exzentriker wie Elon Musk nie zum Platzwart in der digitalen Welt machen. Twitter litt in der Vergangenheit nicht an zu wenig Meinungsfreiheit, wie Musk nicht müde wird zu behaupten. Sondern, ähnlich wie Facebook, an einem verlogenen, merkantil getriebenen Verständnis davon, was öffentlich auf maximal 280 Zeichen gesagt werden darf und was nicht.

Elon Musks Twitter-Pläne grenzen an Scharlatanerie

Die Resultate sind bekannt: Ohne Twitter und Facebook wären zum Beispiel die Vereinigten Staaten von Amerika nicht in so kurzer Zeit in hoffnungslos fragmentierte, einander hassende Teil-Öffentlichkeiten zerfallen. Darüber redet Elon Musk nie. Stattdessen stilisiert er sich zur Garantiemacht von grenzenloser Meinungsfreiheit – innerhalb der Grenzen der Gesetze. Das grenzt an Scharlatanerie.

US-Korrespondent Dirk Hautkapp.
US-Korrespondent Dirk Hautkapp. © Privat | Privat

Lesen Sie auch: Elon Musk macht Rückzieher bei Twitter: Was dahinter steckt

Denn in dieser Logik müssten Brunnen- und Hirne-Vergifter wie Donald Trump auf Twitter nicht nur toleriert, sondern beklatscht werden. Das darf nie wieder geschehen. Seit der ehemalige amerikanische Präsident von Twitter verbannt wurde, sind Lügen, Verleumdungen und verbale Brandstiftung in die „dark rooms" des Internets ausgewandert. Das ist ein Zivilisationsgewinn, der Millionen Retweets verdient. Musks Alleinherrscher-Plan gehört dahin geschossen, wo er in anderer Mission hin will: auf den Mond.

Lesen Sie auch: Musk und Bezos wollen Twitter-Zentrale für Obdachlose öffnen