Berlin. Die Mitarbeiterbindung bleibt hierzulande laut einer Studie auf niedrigem Niveau. Oft hapert es bei der Führung an einfachen Dingen.

Die Motivation vieler Beschäftigte in Deutschland ist laut einer aktuellen Studie gering: Hochgerechnet rund 5,26 Millionen Deutsche haben laut des Beratungsunternehmens Gallup bereits mit ihrem derzeitigen Arbeitgeber abgeschlossen, also innerlich gekündigt.

Das ist das Ergebnis des diesjährigen Engagement Index, einer jährlichen repräsentativen Studie für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland. Die Studie, die am kommenden Dienstag veröffentlicht wird, liegt unserer Redaktion in Teilen exklusiv vorab vor.

Frust im Job: Mitarbeiterbindung bleibt auf niedrigem Niveau

Immerhin: Gemessen am ersten Corona-Pandemie-Jahr 2020, als noch 15 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angegeben hatte, keinerlei emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber mehr zu haben, ist der Wert im vergangenen Jahr um einen Prozentpunkt gesunken.

Trotzdem sei der volkswirtschaftliche Schaden immens. „Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liefern eine höhere Qualität, haben geringere Fehlzeiten sowie weniger Arbeitsunfälle und wechseln seltener den Arbeitgeber“, sagte Marko Nink, Direktor für Forschung und Analysen für den europäischen Raum bei Gallup, unserer Redaktion.

115,1 Milliarden Euro Schaden

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Hohe Krankenstände und Fluktuation sowie fehlende Motivation schmälern die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Entsprechend hoch ist der wirtschaftliche Schaden durch eine niedrige Mitarbeiterbindung. Gallup beziffert ihn allein für Deutschland auf 92,9 bis 115,1 Milliarden Euro pro Jahr.

Gerade einmal 17 Prozent der Befragten gaben an, eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber aufzuweisen. Mehr als zwei Drittel und hochgerechnet knapp 26 Millionen Beschäftigte würden hingegen zwar eine emotionale Bindung aufweisen, diese sei aber eher gering und würde laut Gallup häufig auf Dienst nach Vorschrift hinauslaufen.

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Wertschätzung im Job: Oft scheitert es an Kleinigkeiten

Marko Nink sieht Fehler auch im Verhalten der Führungskräfte. Nur ein kleiner Teil würde es verstehen, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu adressieren. „Dazu gehören beispielsweise vermeintlich einfache Dinge wie Zuhören, Feedback geben und die fachliche und persönlichen Entwicklung zu begleiten“, zählt Nink auf. Zu selten werde der Mensch hinter der Arbeitskraft gesehen.

Für die Studie wurden 1.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ gewichtet.