Berlin. Ein neuer Indikator misst gesellschaftlichen Fortschritt in Europa. Auf welchem Platz Deutschland landet – und wie es aufholen muss.

„Mehr Fortschritt wagen“ – so haben SPD, Grüne und FDP ihren Koalitionsvertrag betitelt. Und offenbar hat Deutschland in Fortschrittsfragen noch großes Aufholpotenzial – zumindest wenn man einen neuen Indikator der Freiburger Denkfabrik Centrum für europäische Politik (cep) zugrunde legt.

Der sogenannte TESS-Indikator misst anhand der Zielsetzungen der Europäischen Kommission in den Bereichen Technologie, Umwelt, Soziales und Staat den Fortschritt innerhalb der 27 EU-Länder. Als Grundlage werden dafür beschlossene EU-Programme wie etwa der sogenannte „Green Deal“ genutzt.

Klima, Digitales, Soziales: So schneidet Deutschland ab

Deutschland landet in dem neuen Index auf dem sechsten Platz – hinter Schweden, Finnland, den Niederlanden, Dänemark und Österreich.

Während die Bundesrepublik im Bereich Technologie aufgrund ihrer hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für ihre recht gute Verkehrsinfrastruktur die Schwächen im Breitbandzugang von Privathaushalten noch kompensieren kann, hapert es vor allem an der Säule Umwelt.

Aufholpotenzial in sozialen Fragen

Dort landet Deutschland nur auf Platz 11. „Die vergleichsweise schlechte Platzierung Deutschlands in der Teilsäule Umwelt ist vorrangig auf nur mittelmäßige Werte beim Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch sowie bei den Schadstoffemissionen zurückzuführen“, sagte Ökonom André Wolf, der den Index entwickelt hat, unserer Redaktion.

Auch in Sozialfragen rangiert Deutschland nur auf dem siebten Platz. Einer geringen Jugendarbeitslosigkeit steht dabei eine im EU-Vergleich überdurchschnittlich hohe Lohnlücke zwischen den Geschlechtern gegenüber. Ebenfalls auf Platz sieben landet Deutschland in der Teilsäule Staat, bei der es etwa um Regulatorik und Korruptionsbekämpfung geht.