Frankfurt/Main.

Robuste Konjunkturdaten haben heute die Erholung des Dax weiter vorangetrieben. Zudem bleibt das monetäre Umfeld günstig, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) gestern ihren expansiven Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihekäufen bekräftigt hatte.

Die Sorgen der Anleger über die rasante Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus hingegen scheinen an Schärfe verloren zu haben.

Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 1,00 Prozent auf 15 669,29 Punkte aus dem Tag. Nach dem vierten Erholungstag in Folge summiert sich auf Wochensicht der Gewinn damit auf 0,8 Prozent. Seit dem Tief am Montag, als es für den Dax bis auf knapp über 15.000 Punkte abwärts gegangen war, beträgt das Plus sogar etwas mehr als 4 Prozent.

Der MDax erklomm heute ein Rekordhoch und gewann schließlich 0,92 Prozent auf 35 163,22 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 1,23 Prozent auf 4109,10 Punkte. Auch in Paris und London legten die Leitindizes zu. In den USA gewann der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss 0,6 Prozent und auch die technologielastigen Nasdaq-Indizes stiegen.

Für weiteren Schwung sorgten zum Wochenschluss frische Konjunkturdaten. So überraschten die von IHS Markit erhobenen Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und für den Dienstleistungssektor hierzulande positiv. "Die Daten für Juli bestätigen, dass die deutsche Wirtschaft mit großem Schwung ins dritte Quartal gestartet ist", schrieb LBBW-Analyst Elmar Völker. Laut Andreas Lipkow von der Comdirect ist das Handelsvolumen derzeit zwar relativ gering, doch auch kleinere positive Impulse wie die Einkaufsmanagerindizes sorgten für Kaufinteresse bei institutionellen Investoren. Solcherlei Daten untermauerten die Fortsetzung einer Konjunkturerholung.

Im Dax und auch europaweit waren Aktien aus der konjunktursensiblen Automobilbranche besonders stark gefragt. Daimler etwa zogen um 5,5 Prozent an und Continental um 3,1 Prozent. Bei Daimler half zudem eine Kaufempfehlung des Investmenthauses Kepler Cheuvreux.

Die beiden Wohnkonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen rückten vor allem am Nachmittag in den Blick, denn kurz vor dem Ende der Nachbuchungsfrist heute teilte Vonovia mit, dass die Mindestannahmequote des freiwilligen Angebots von Vonovia an die Aktionäre voraussichtlich nicht erreicht werde. Ein Scheitern wäre ein erneuter Rückschlag, denn schon fünf Jahre zuvor hatte der Konzern vergeblich versucht, den Branchenzweiten zu übernehmen. Während Vonovia mit minus 2,7 Prozent an das Dax-Ende sackten, legten die noch nicht zum Verkauf eingereichten Papiere von Deutsche Wohnen am Ende des Handelstages um 0,4 Prozent zu. Gehofft wird wohl, dass Vonovia nach Lösungen sucht, um die Übernahme doch noch über die Bühne zu bekommen.

Im MDax machten die Papiere von Shop Apotheke anfängliche Verluste von fast 13 Prozent komplett wett und schlossen 0,9 Prozent im Plus. Die Online-Apotheke hatte ihre Jahresziele gekappt, aber bereits im Zuge schwacher Quartalszahlen vor zwei Wochen von Engpässen in der Logistik berichtet. Ein Händler verwies denn auch auf diese Aussagen: Es scheine wohl kein strukturelles Problem zu geben - die Online-Apotheke habe lediglich wegen Logistikproblemen die Nachfrage nicht bedienen können.

Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,1760 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1767 (Donnerstag 1,1775) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8498 (0,8493) Euro. Am deutschen Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,46 Prozent am Vortag auf minus 0,47 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,06 Prozent auf 146,06 Punkte. Der Bund-Future gab am frühen Abend um 0,09 Prozent auf 175,93 Punkte nach.

© dpa-infocom, dpa:210723-99-489916/7