Hamburg. Ein Hamburger Familienbetrieb trotzt den großen Hörakustik-Ketten. Mehrmals schon wollten die Unternehmen Geers und Amplifon das Hörgeräte-Fachinstitut Rombkowsky aufkaufen. Doch die Angebote schlug die Familie allesamt aus. Welche Summen im Raum standen, verraten die Inhaber nicht. Zum 60. Jubiläum erzählen sie aber, wer zukünftig an der Spitze des Traditionsbetriebes stehen wird und warum die großen Ketten für sie keine Konkurrenz darstellen.
Das Geschäft leiten aktuell die Hörakustiker-Meister Jürgen (67) und Ute Rombkowsky (63) in zweiter Generation. Auch Sohn Philip (36) ist bereits eingestiegen. Der studierte Hörtechniker wird in ein paar Jahren den Platz der Eltern einnehmen.
Seit der ersten Generation in der Nähe der Hamburgischen Staatsoper
„Es ist das Größte, wenn die Kinder das Lebenswerk der Eltern fortführen. So war es bei meinen Eltern und so ist es bei uns“, sagt Jürgen Rombkowsky nicht ohne Stolz. Nach Sohn Philip könnten dann womöglich dessen Söhne in ein paar Jahrzehnten übernehmen. Derzeit sind die beiden aber erst ein und vier Jahre alt. „Wenn man gerne mit so viel Herzblut im eigenen Unternehmen tätig ist, gönnt man diese positive Erfahrung auch dem eigenen Nachwuchs“, sagt der junge Vater.
Seit der ersten Generation befindet sich das Hörakustik-Geschäft in der Nähe der Hamburgischen Staatsoper. Es ist bereits dreimal umgezogen, blieb aber immer in der Großen Theaterstraße. „Wir sind unserem Standort treu geblieben“, sagt Jürgen Rombkowsky. Dessen Vater Erich hatte die erste Filiale im März 1961 eröffnet.
Bindung zum Kunden ist wichtig
Zuvor war Erich Rombkowsky mehrere Jahre lang als Hörmittelhändler in der Essener Firma Beoton tätig. Ihm sei es wichtig gewesen, nicht nur Geräte von einem einzigen Hersteller anzubieten, sondern die Kunden selbst wählen zu lassen. Und so halten es die Rombkowskys bis heute. Sie haben sich mit anderen mittelständischen Betrieben zu einer Einkaufsgemeinschaft zusammengeschlossen, um günstig Hörgeräte, Gehörschutz und Hörzubehör zu bestellen. Zu ihren Kunden zählen unter anderem Musiker, die in der Oper oder der Elbphilharmonie auftreten.
Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick
- Corona in Hamburg – die aktuelle Lage
- Die Corona-Lage für ganz Deutschland im Newsblog
- Interaktive Corona-Karte – von China bis Hamburg
- Überblick zum Fortschritt der Impfungen in Deutschland
- Interaktiver Klinik-Monitor: Wo noch Intensivbetten frei sind
- Abonnieren Sie hier kostenlos den täglichen Corona-Newsletter
- So wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Die Familie versteht sich als „der Hamburger Hörakustiker in der Innenstadt“. Doch auf den Standpunkt allein komme es nicht an, sondern vielmehr auf die Bindung zum Kunden. „Das Thema ‚Hören‘ ist ein ganz intimes. Die meisten Menschen schätzen es, immer denselben Ansprechpartner zu treffen. Bei anderen Firmen gibt es eine hohe Fluktuation. Bei uns nicht“, sagt Philip Rombkowsky.
Inhaber möchten jeden Kunden namentlich begrüßen können
Das war und ist auch der Grund, warum es keine zweite Filiale gibt. Die Inhaber möchten jeden Kunden namentlich begrüßen können – und sie wollen ihre Angestellten persönlich kennen. Aktuell teilen sich die Inhaber das Büro mit der kompletten Belegschaft, also einer Auszubildenden und zwei Mitarbeiterinnen.
Bei einer zweiten Filiale wäre das nicht möglich und aus rein wirtschaftlicher Sicht würde es dabei nicht bleiben können, sagt Jürgen Rombkowsky. Schnell müssten weitere Geschäfte folgen. Und das wäre stressig und kostspielig. „Stattdessen haben wir eine gute Work-Life-Balance gefunden, konnten unsere Kinder aufwachsen sehen und am Standort bleiben.“
Eine Übernahme konnte bisher vermieden werden
Finanziell scheint eine Expansion auch nicht nötig zu sein. Nach eigenen Angaben hat der Betrieb sogar im Corona-Jahr einen Umsatz im mittleren sechsstelligen Bereich gemacht. Das waren zwar zehn Prozent weniger als im Vorjahr, doch Jürgen Rombkowsky schätzt, dass sein Umsatz immer noch höher ist als der von Filialisten der großen Ketten.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Dass er den Vergleich zu großen Mitbewerbern zieht, zeigt, ein wenig Konkurrenzdenken gibt es im Hörgeräte-Fachinstitut dann doch. Im Wettbewerb kämpft der Kleine gegen die Großen – und scheint wenigstens mithalten zu können. Denn eine Übernahme konnte bisher vermieden werden. Und das soll bei dem Hamburger Familienbetrieb auch künftig so bleiben.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wirtschaft