Peking. Die größte Handelsnation China profitiert von der Erholung der Weltwirtschaft - und füllt Lücken in globalen Lieferketten. Der Außenhandel boomt. Auch deutsche Exporteure können zufrieden sein.

Chinas Außenhandel erlebt ein robustes Wachstum, das die zweitgrößte Volkswirtschaft weiter beflügelt. Im März legten die Exporte in US-Dollar berechnet um 30,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie der Zoll am Dienstag in Peking berichtete.

Die Importe wuchsen unerwartet kräftig sogar um 38,1 Prozent. Die verstärkte globale Nachfrage und die niedrige Vergleichsbasis im vergangenen Jahr nach dem scharfen Wirtschaftseinbruch zu Beginn der Corona-Krise in China sorgten für die starken Zuwachsraten.

"Dass die Exporte sich besser entwickeln, bleibt ein Leitmotiv in Chinas Aufschwung", sagte Liu Peiqian von der Investmentfirma Natwest Markets im Bloomberg TV. Als Gründe sah der Experte "eine Kombination von Nachfrage durch die weltweite Erholung sowie auch Chinas Rolle, Lücken in den globalen Lieferketten zu füllen". So wichen Importeure auf China aus, wenn andere Länder wegen Unterbrechungen durch die Pandemie die Aufträge nicht erfüllen können.

Der Außenhandel insgesamt legte im März um 34,2 Prozent zu. Es war der neunte Monat in Folge, in dem die chinesischen Ausfuhren wuchsen. Die Importe stiegen im sechsten Monate in Folge. Für das erste Quartal ergibt sich ein Zuwachs der Exporte um 49 Prozent. Die Einfuhren legten um 28 Prozent zu, was starke wirtschaftliche Aktivitäten in China und steigende Rohstoffpreise widerspiegelt. In den ersten zwei Monaten des Jahres hatten Chinas Exporte schon einen Sprung um 60,6 Prozent gemacht, die Einfuhren waren um 22,2 Prozent gestiegen.

Auch Deutschland profitiert von der kräftigen Erholung in China, seinem wichtigsten Handelspartner. Nach den Zollangaben stiegen die Importe aus Deutschland im ersten Quartal um 28,4 Prozent. China liefert umgekehrt aber um 60,5 Prozent mehr Waren nach Deutschland. Trotz des Handelskrieges mit den USA und den Strafzöllen kletterten die chinesischen Ausfuhren in die USA im den drei Monaten sogar um 74,7 Prozent. Die Importe aus den USA legten um 69,2 Prozent zu.

Da China das Coronavirus seit vergangenen Sommer weitgehend im Griff hat, haben sich Alltag und Wirtschaftsaktivitäten normalisieren können. Nach 2,3 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr rechnet die Regierung in diesem Jahr mit einem Anstieg von "mehr als 6 Prozent". 2020 verzeichnete China als einzige große Volkswirtschaft der Welt ein Wachstum.

"China starkes Exportwachstum zeigt, dass die Nachfrage von Übersee weiter die Wirtschaft unterstützt", sagte der China-Ökonom von Bloomberg, David Qu. Am Freitag will das Statistikamt die Wachstumszahlen für das erste Quartal vorlegen. Der Anstieg im Vergleich zu der schweren Krise im Vergleichszeitraum des Vorjahres könnte sogar 18,5 Prozent erreichen, berichtete die Finanzagentur.

Chinas Regierung verfolgt eine strenge Null-Covid-Strategie: Auf die wenigen kleineren Ausbrüche in den vergangenen Monaten reagierten die Behörden jeweils sofort mit Ausgangssperren, Quarantäne, Massentests und Kontaktverfolgung. Auch gibt es weiter scharfe Einreisebeschränkungen. Wer als Chinese wieder einreisen darf oder als Ausländer überhaupt ein Visum bekommt, muss nach der Ankunft mindestens zwei Wochen in eine Quarantäneeinrichtung.

In China tätige deutsche Unternehmen beklagen die unzureichende Visavergabe, kurzfristige Veränderungen von Vorschriften und teils schlechte Quarantäne-Bedingungen. Es sei kaum noch möglich, Mitarbeiter für Installation, Reparatur oder Wartung von Anlagen zu annehmbaren Bedingungen in das Land zu schicken, kritisierte der Maschinenbauverband VDMA jüngst. Die Probleme wurden als groß und geschäftsschädigend beschrieben.

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