Berlin. Die Corona-Pandemie könnte Autofahrern Geld bringen: Bei geringer Fahrleistung erstatten viele Versicherer einen Teil des Beitrags.

Autofahrer können in vielen Fällen von ihrer Kfz-Versicherung einen Teil des Jahresbetrags erstattet bekommen. Denn die Corona-Krise hat zumindest zeitweilig das Mobilitätsverhalten verändert, etwa durch mehr Arbeit zu Hause oder durch die Ausgangssperren im Frühjahr. Die Folge ist in vielen Fällen eine geringere Kilometerleistung als beim Abschluss der Versicherung angegeben. Von dieser Schätzung hängt der Preis der Police unter anderem ab.

„Wenn wir statt 15.000 Kilometer nur 10.000 Kilometerleistung pro Jahr angegeben haben, sparten wir im Schnitt acht Prozent Beitrag“, berichtet Kathrin Gotthold, Versicherungsexpertin beim Verbraucherportal finanztip.de. Das Portal analysiert alljährlich die Sparpotenziale bei Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung.

Von allein erstatten die Versicherungen den wegen einer geringeren Fahrleistung zu viel gezahlten übermäßigen Beitragsanteil aber nicht. Finanztip-Chef Hermann Tenhagen rät dazu, den aktuellen Kilometerstand aufzuschreiben, an die Versicherung zu senden und um eine Empfangsbestätigung zu bitten. Längst nicht alle Unternehmen sind zu einer Rückzahlung bereit. „Ein paar machen das nicht“, ärgert sich Tenhagen.

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Im Mai ging die Zahl der beruflich zurückgelegten Wege um die Hälfte zurück

Manche Versicherung wie die Hanse Merkur oder die Württembergische würden der Studie zufolge erst ab der Meldung einer verminderten Fahrleistung weniger Beitrag berechnen. Bei vielen großen Assekuranzen wie der Allianz, Ergo oder der HUK Coburg wird zu viel bezahltes Geld jedoch erstattet.

Das dürfte in diesem Jahr besonders viele Autofahrer interessieren. Denn die jüngsten Fahrstatistiken belegen, dass infolge der Corona-Pandemie weitaus weniger gefahren wurde als üblich. Im Mai ging die Zahl der beruflich zurückgelegten Wege um die Hälfte auf 42 Millionen zurück.

Auch die privaten Fahrten, etwa zum Einkauf oder zu Freizeiteinrichtungen, nahmen ab. Das macht sich auch in der Schadensbilanz der Versicherungen bemerkbar. Die HUK erwartet für das gesamte Jahr 2020 einen Rückgang der Zahl an gemeldeten Schäden um fünf Prozent. Die DEVK meldete in der Spitze ein Minus von 45 Prozent.

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Wer viel Auto statt Bahn gefahren ist, muss nachzahlen

Die Kehrseite dieses Sparpotenzials zeigt sich, wenn die Fahrleistung höher geworden ist als vereinbart. Dies müssten Verbraucher der Versicherung mitteilen, weiß Gotthold. Auch diese Fälle wird es geben, etwa wenn Pendler von öffentlichen Verkehrsmitteln auf den eigenen Pkw umgestiegen sind oder anstelle der Flugreise der Urlaubsort mit dem Auto angefahren wurde. Dann könnte die Police im Nachhinein auch teurer werden.

Wie in jedem Jahr steht im Herbst die Wechselsaison vor der Tür. Bis zum 30. November ist die Kündigung des alten Vertrags möglich. „Mit dem richtigen Tarif lassen sich mehrere Hundert Euro sparen“, erläutert Tenhagen. Im Durchschnitt zahlen die Autofahrer 430 Euro im Jahr für die Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoversicherung. Für gut sechs Millionen von ihnen verteuert sich der Tarif allein durch eine Änderung der Typklassen, denen ihr Fahrzeug zugeordnet ist.

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Die Tarife orientieren sich an einer ganzen Reihe von Merkmalen wie dem Alter und der Zahl der Fahrer, einer Selbstbeteiligung, der Kilometerleistung oder einer Werkstattbindung bei Schäden. Gotthold zufolge müssen Fahranfänger mit einem Aufschlag um 101 Prozent rechnen. 75-Jährige fahren gegenüber 55-Jährigen noch mit einem Zuschlag von 48 Prozent.

Den besten Preis können Autobesitzer leicht im Internet ermitteln, in dem sie die Angebote von zwei Vergleichsportalen und einem Direktversicherer vergleichen. Finanztip hat die besten Ergebnisse bei einer Kombination der Portale von Verivox, Check 24 und der Direktversicherung HUK 24 gefunden.

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